Ein echter Hingucker

Viele Hände haben in nur zehn Monaten aus dem verrotteten alten Waggon ein echtes Schmuckstück gemacht.

(RG) Fast ein Jahrhundert ist er alt. Schon in den 20er Jahren setzte Henkel gedeckte Waggons ein, um Zwischen- und Endprodukte preisgünstig zu transportieren. 1933 waren 35 gedeckte Güterwaggons im Bestand des Unternehmens. Fritz Henkel sen. hatte sich 1899 entschieden, sein Unternehmen von Düsseldorf-Derendorf nach Reisholz zu übersiedeln, da dort eine bessere Anbindung an die Bahn bestand. Der nun restaurierte Waggon, der bei Henkel die Nummer H3 trug, war noch Ende der 60er Jahre auf dem Firmengelände im Einsatz. "Wie alt er genau ist, kann niemand mehr nachvollziehen. Mit der Nummerierung wurde erst nach dem Krieg begonnen. Aus der Nummer lässt sich also nicht ableiten, dass er der dritte im Bestand war." weiß Heiner Brinkmann, Leiter Werkslogistik bei Henkel.

Bis zum Rollout des Waggons haben die fleißigen Helfer im Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl ganze Arbeit geleistet. Als er angeliefert wurde, war unter der vergilbt abblätternden Farbe ein großer Teil des Holzes verrottet. Der Waggon wurde bis auf das Grundgerüst zerlegt. Diverse Stahlteile wurden erneuert. 50 Quadratmeter Holz, einschließlich der Türen, sind erneuert worden, 10 Quadratmeter Holz an den Seitenwänden konnte ausgebessert werden. Erneuert wurden auch die komplette Dachfläche, die 32 Quadratmeter misst und der Innenboden mit 30 Quadratmetern und fast alle Schrauben. Die Schlossschrauben sind typisch im Waggonbau und im normalen Handel nicht erhältlich. Schlossschrauben, Bodenplatten und Holz für das Aufarbeiten des Waggons hat die Henkel AG & Co. KGaA für die Restaurierung gespendet.

Der Güterwagen, der den Einheitsgüterwagen der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung (KPEV) mit der Bezeichnung G 10 ähnelt, ist eine Sonderbauart, die sich in den Maßen und in baulichen Details unterscheidet. Ähnlichkeit besteht beim Flachdach. Die Grundkonstruktion dieses Waggon-Typs geht zurück bis ins 19. Jahrhundert.

Damit der Waggon möglich originalgetreu aufgearbeitet wird, hat man sich an alten Fotos orientiert. Farbe und Beschriftung sind dem Original von damals nachempfunden. In Absprache mit Henkel erfolgte die Gestaltung zusätzlich mit nostalgischen Werbemotiven.

Trotz winterlich feuchtem Wetter waren neben Heiner Brinkmann von Henkel, dem stellvertretende Landrat Michael Ruppert und Vertretern der Stadt Erkrath auch viele Erkrather und zur Überraschung aller eine quicklebendige 'Weiße Dame‘ zum Rollout des Waggons anwesend. "Sie ist keine Mitarbeiterin von Henkel. Sie ist eine Kollegin von mir. Sie war die einzige, die eine so zarte Figur hat, dass sie in das Kleid passt." verrät der erste Vorsitzende des Eisenbahn- und Heimatmuseum, Dr. Ralf Fellenberg. Die Firma Henkel stellte das Outfit der berühmten 'Weißen Dame‘ für diesen Tag leihweise zur Verfügung. Hoffen wir, dass die lebendige weiße Dame sich an diesem Tag nicht erkältet hat. Sie sah in diesem Kleid hinreißend aus. Den Besuchern und Fotografen hat sie mit ihrem Einsatz Freude bereitet.

Der Waggon kann ab sofort am Lokschuppen Hochdahl besichtigt werden. Fotos vom Rollout sind in unserer Bildergalerie verfügbar.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Rollout des Henkel-Waggons