Ausstellung im Begegnungszentrum „Hand in Hand“ Bilder, die vom Krieg erzählen

Hochdahl · Kasem al Nablsi wurde 1969 in Damaskus geboren. Seine Eltern stammen aus Darʿā, dem Ausgangspunkt der ersten Proteste 2011 gegen die Regierung Baschar al-Assads und damit auch Anstoßpunkt für den Bürgerkrieg in Syrien. Heute lebt Kasem al Nablsi zusammen mit seiner Familie in Erkrath und verarbeitet seine Erinnerungen an den Krieg in seiner Malerei. Eine Art der Therapie mittels Pinsel und Leinwand.

Künstler Kasem al Nablsi aus Erkrath stellt derzeit im Begegnungszentrum "Hand in Hand" am Europaplatz in Hochdahl aus.

Künstler Kasem al Nablsi aus Erkrath stellt derzeit im Begegnungszentrum "Hand in Hand" am Europaplatz in Hochdahl aus.

Foto: nic

Bevor Syrien zum Kriegsschauplatz wurde, war Kasem al Nablsi Dozent für den Bereich Kunst am zugehörigen Instituts für Lehrerausbildung. Die letzten sechs Jahre sogar in leitender Position. In dieser Zeit war er auch künstlerisch tätig: Bis 2011 nahm er an diversen Ausstellungen im Vorkriegs-Syrien teil.

2012, auf dem Rückweg von einem Besuch bei seinen Eltern, findet er sein Haus zerbombt wieder und flieht anschließend mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Darʿā. Immer wieder muss die Familie in den nächsten drei Jahren umziehen oder kommt bei Freunden unter. 2015 entschließt sich Kasem al Nablsi zur Flucht nach Deutschland und stellt 2016 einen Antrag auf Familiennachzug. Zwei Jahre des Hoffens und Bangens folgen.

In dieser Zeit beginnt Kasem al Nablsi wieder an zu malen. In seiner Heimat hat er hauptsächlich in Öl gearbeitet. In Deutschland greift er erstmalig zu Acryl- und Aquarelltechnik. Während er malt, verarbeitet er die schrecklichen Bilder des Krieges und des Todes, die sich in seinem Kopf festgesetzt haben. Sie spiegeln sich in seinen Werken wider. In vielen seiner Werke erkennt man Gesichter - oftmals sieht es auch, als würden sie schreien und hätten Angst. Man erkennt den Tod, das Blutvergießen, den Horror des Krieges. Hin und wieder mischen sich aber unter die Bilder auch weniger düstere Motive. Hier erkennt der Betrachter das Syrien vor dem Krieg, seine Kultur, seine wunderschöne Landschaft und Architektur. Das Malen hilft ihm - auch beim Warten auf seine Familie. Endlich - im August 2018 - können Kasems Frau und seine drei Kinder zu ihm nach Erkrath kommen. Auch sie ist Künstlerin und im November 2018 nahm Kasem al Nablsi sogar bei der „Erk@art“ teil.

Derzeit sind seine Werke im Begegnungszentrum „Hand in Hand“ vom Freundeskreis für Flüchtlinge am Europaplatz zu sehen. Um endlich einen Job zu bekommen, arbeiten Kasem und seine Frau an ihren Deutschkenntnissen und besuchen einen Sprachkurs. Außerdem ist die Familie auf der Suche nach einer größeren Wohnung, in der er sich vielleicht auch ein kleines Atelier einrichten kann, um noch weitere Bilder zu malen.

(nic)
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