Regiobahn fährt ab 2021 mit Strom

Alt-Erkrath · Zehn neue Züge sind bestellt. Statt mit Diesel sollen die mit Strom fahren, ein WC haben und Platz für 180 Passagiere bieten. Der Streckenausbau der Regiobahn nach Wuppertal verzögert sich.

 Ab 2021 sollen diese Züge, hier am Bahnhof Erkrath-Nord, ausgemustert werden. Die neuen Züge liegen niedriger auf der Schiene, deswegen müssen die Gleise angehoben werden.

Ab 2021 sollen diese Züge, hier am Bahnhof Erkrath-Nord, ausgemustert werden. Die neuen Züge liegen niedriger auf der Schiene, deswegen müssen die Gleise angehoben werden.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Mit Dieselantrieb steuert die Regiobahn S28 seit 1999 den Bahnhof Erkrath-Nord an. Dieses Kapitel des fossilen Kraftstoffs wollen die Fahrgesellschaft und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) jedoch bald beenden. Und haben bei einem schweizer Hersteller zehn neue Züge bestellt, die ab dem Jahr 2021 auf der S-Bahnlinie eingesetzt werden sollen. Anders als ihre aktuell noch verkehrenden Vorgängermodelle fahren die neuen Züge mit Strom.

Dazu fehlt bislang aber die Infrastruktur: Strommasten und Oberleitungen gibt es nur auf dem Streckenabschnitt zwischen Neuss und Düsseldorf-Gerresheim, auf dem die Regiobahn die Gleise der Deutschen Bahn nutzt. Zwischen Gerresheim und Mettmann muss deswegen in den kommenden Jahren gebaut werden. Ab Herbst dieses Jahres sollen die Vorbereitungen dafür beginnen: "Einige 100 Bäume am Streckenrand müssen gefällt, Sträucher und Gehölze zurückgeschnitten werden", sagt Joachim Korn, Bauherrenvertreter der Regiobahn. Im zweiten Schritt müssten dann im Abstand von rund 50 Metern Strommasten gebaut werden, je vier bis fünf Meter hoch.

Die neuen Züge sollen deutlich moderner sein, sagt Korn. "Durch den Stromantrieb sind die Fahrzeuge umweltfreundlicher und können schneller anfahren." Dadurch sollen Verspätungen schneller aufgeholt werden können. Zudem soll jeder Zug über sechs überbreite statt bisher zwei Türen verfügen, um das Ein- und Aussteigen zu beschleunigen. Auch bieten die neuen Fahrzeuge mehr Platz: Statt derzeit 98, sollen die neuen Züge 180 Sitzplätze an Bord haben, eingebaut ist auch ein behindertengerechtes WC. Die aktuellen Züge haben keins.

Mit dem Bau von Strommasten ist es jedoch nicht getan. Die neuen Bahnen haben eine niedrigere Einstiegshöhe als die Dieselfahrzeuge. Die Konsequenz: Eine Stufe zwischen Bahnsteig und Zug beim Ein- und Aussteigen. Das führte schon im Dezember 2014 zu Kritik, als die Deutsche Bahn ihrerseits neue Züge auf der Linie S8 in Betrieb nahm — ebenfalls mit einer niedrigeren Einstiegshöhe als die Vorgängermodelle. Rollstuhlfahrern, Senioren und Eltern mit Kinderwägen bereitet die Stufe zwischen Zug und Bahnsteig beim Aus- und Einstieg seitdem Probleme.

Das soll bei der Regiobahn nicht passieren — zumindest nicht an den ihr eigenen Stationen wie dem Erkrather Nordbahnhof. Bis 2021 sollen hier die Gleise rund 20 Zentimeter höher gelegt werden, um die Barrierefreiheit auch nach Einführung der neuen Züge gewährleisten zu können. Keine einfache Baumaßnahme, sagt Korn: "Zwischen den beiden Steigen am Bahnhof Erkrath-Nord liegt eine Brücke, für die wir noch eine Lösung finden müssen."

Noch bevor die neuen Züge kommen, soll die Strecke der Regiobahn erweitert sein. Aus Kaarst über Düsseldorf kommend, sollen die S-Bahnen künftig nicht mehr in Mettmann, sondern in Wuppertal enden. Das ist seit Jahren geplant, der Zeitplan musste jedoch jüngst korrigiert werden. Mittlerweile steht fest: Nicht Ende 2017 werden die ersten Züge rollen, sondern frühestens 2019. Grund dafür sei die noch fehlende Baugenehmigung, sagt Joachim Korn: "Uns liegt derzeit nur die Baugenehmigung für zwei Brücken bei Dornap vor, nicht aber für den neuen Streckenabschnitt." Der ist nötig, um die vorhandene Strecke mit der der S-Bahnlinie S9 (Wuppertal — Essen — Bottrop) zu verbinden. Auf dieser neuen Strecke soll zudem der neue Bahnhof Dornap-Hahnenfurth entstehen.

Gedanken machen musste sich die Regiobahn über zwei Uhu-Paare, die nahe der neuen Bahnstrecke brüten. Der Naturschutzbund (NABU) hatte angemerkt, dass die Vögel eine sehr große Flügelspannweite haben und somit Gefahr laufen würden, die zwei Drähte der Oberleitung gleichzeitig zu berühren. Das könnte schwere Verletzungen bei den Vögeln erzeugen, weswegen jetzt ein isolierendes Blech an den Oberleitungen angebracht wird.

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