Berater für Nachhaltigkeit referierte bei der VHS Verwenden statt Verschwenden

Erkrath · Leben wir in einer Wegwerfgesellschaft? Karl-Heinz Ott ist sich dessen sicher und untermauerte seine Meinung mit erschreckenden Fakten.

 Der Berater für Nachhaltigkeit, Karl-Heinz Ott, referierte zum Thema Lebensmittelverschwendung in den Räumen der Hochdahler Stadtbücherei.

Der Berater für Nachhaltigkeit, Karl-Heinz Ott, referierte zum Thema Lebensmittelverschwendung in den Räumen der Hochdahler Stadtbücherei.

Foto: Tanja Bamme

Der Berater für Nachhaltigkeit referierte in den Räumen der Stadtbücherei am Bürgerhaus in Hochdahl über das Thema Lebensmittelverschwendung und lieferte in diesem Zusammenhang den Auftakt für eine ganzen Themenreihe der VHS Erkrath, die sich in diesem Semester den Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit angenommen hat.

Unter dem Motto „Verwenden statt Verschwenden- Und was können wir tun?“ werden in den kommenden Wochen und Monaten gleich mehrere Veranstaltungen angeboten, die alle den Blick auf einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln, aber auch mit anderen Produkten des täglichen Alltags, lenken sollen. „1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel wandern pro Jahr in den Müll. Das sind ein Drittel aller Erzeugnisse“, verrät Karl-Heinz Ott auf anschauliche Weise. Dass somit eine Fläche von der Größe Chinas völlig umsonst bewirtschaftet wird und Lebensmittel in Höhe von 1,1 Billionen Euro einfach in der Tonne landen, hat auch den Fachmann erschrocken. „Die ganze Komplexität des Themas und die damit verbundene Bandbreite hat mich bei meinen Recherchearbeiten für diesen Vortrag selbst überrascht“, gibt er zu. Selbst in Deutschland kommen 40 Prozent der geernteten Kartoffeln nicht in den Handel. Die Anforderungen an Größe und Aussehen stimmen nicht mit dem Kaufverhalten der Verbraucher überein. Primär ist es übrigens Obst und Gemüse, das zu fast 50 Prozent im Müllcontainer landet. Das hat auch Auswirkungen auf den Verkehr: 670 000 LKWs sind jährlich mit Lebensmitteln unterwegs, die am Ende nicht genutzt werden.

Doch wie kommt es zu diesen fatalen Fehlkalkulationen? „Nicht allein die Verbraucher sind schuld“, sagt Ott sicher, der auch die Händler mehr in die Pflicht nehmen würde. „Aufklärung ist ein großes und wichtiges Thema. Händler sollten beispielsweise vermehrt auf das Mindesthaltbarkeitsdatum eingehen und die zeitnah abgelaufenen Produkte besser vermarkten.“ Und auch die Politik, die sich eine Reduktion der Verschwendung von 50 Prozent bis 2030 wünscht, muss endlich klare Richtlinien schaffen. „Andere Länder machen es uns vor. In Frankreich werden Lebensmittelläden verpflichtet, ihre alten Lebensmittel zu spenden. Finnland und Italien haben sogar steuerliche Vorteile für gespendete Lebensmittel eingeführt.“ In Deutschland basiert die Lebensmittelspende jedoch noch ausschließlich auf Freiwilligenbasis. Ein Ärgernis, besonders für die zahlreichen Tafeln, die bundesweit mit über 2.000 Ausgabestellen vertreten sind. Auch andere Organisationen sind bereits auf die Idee der Lebensmittelweiterverwertung aufgesprungen. Die Initiative „foodsharing“ beispielsweise verfolgt eine ähnliche Idee, Lebensmittelreste aus Supermärkten in frei zugänglichen Kühlschränken für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. „Es muss ein Umdenken stattfinden“, ist sich Karl- Heinz Ott sicher, der auch hilfreiche Tipps für Eigeninitiativen liefert. So lassen sich Lebensmittel besser aufbewahren und lagern. Auch Resteverwertungen und gut geplante Einkäufe können die Verschwendung vermindern.“

Nach dem informativen Einstieg in den Semesterschwerpunkt geht es für Interessierte zu zwei Exkursionen im Gruga Park weiter. Am 6. April lädt das Team der „Schule Natur“ Teilnehmer ein, sich über Zucker, dessen Herkunft und Auswirkungen im Alltag zu informieren. Am 11. Mai wird Referent Alex Kunkel Einblicke in die Welt der Kaffeebohne liefern und die Teilnehmer auf eine Reise von der Kirsche bis zur Tasse begleiten. Den krönenden Abschluss bildet ein offener Workshop, der am 22. Juni im Bürgerhaus Hochdahl stattfindet. Zahlreiche Initiativen werden ihre Ideen präsentieren und zum Gedankenaustausch einladen. Besucher können sich Tipps zur richtigen Lebensmittellagerung sowie schmackhaften Rezepten aus Lebensmittelresten holen, Kleidungsstücke zu neuen Unikaten wiederverwerten oder sich am Kochprojekt der Initiative „foodsharing“ beteiligen, die mit Lebensmittelresten aus umliegenden Supermärkten eine bekömmliche Gemüsesuppe zubereiten wird. Erkrather Schulen sowie das Naturschutzzentrum Bruchhausen werden ebenfalls mit ganz eigenen Anregungen zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Die Veranstaltung findet in der Zeit von 10 bis 14 Uhr statt, der Eintritt ist frei.

Info: Anmeldung zu den Exkursionen und weitere Informationen unter: vhs@erkrath.de / www.vhs-erkrath.de oder Tel. 0211-2407–4305 oder –4301

(TB)
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