Omas gegen Rechts suchen alte Frauen aus Erkrath 1941 ermordet und dann vergessen

Alt-Erkrath · Der 27. Januar ist seit 1996 ein offizieller Tag des Gedenkens in Deutschland an die Opfer der Nationalsozialisten. Die Verbrechen der Nazis – so glaubten viele auch dann noch – passierten nur weit weg und betrafen uns nicht. Die „Stolpersteine“ brachten uns dann diese Verbrechen näher.

 Die „Omas gegen Rechts“ aus Erkrath.

Die „Omas gegen Rechts“ aus Erkrath.

Foto: Omas gegen Rechts

Sie werden an Plätzen verlegt, die mit Opfern der Nazis in Verbindung stehen. So gibt es jetzt hier in Erkrath seit 2007 sechs Steine, die an vom Naziregime ermordete Erkrather und einen jungen polnischen Zwangsarbeiter erinnern Diese Stolpersteine wurden am vergangenen Mittwoch auch von den „Omas gegen Rechts“ besucht. Ein Stein war ihnen schon vorher aufgefallen: Nur schwer zu finden vor dem ehemaligen St. Josefs-Kloster und neben der katholischen Kirche liegt der kleine goldene Stein mitten in einer Fläche aus gleich großen Pflastersteinen. Auf ihm steht: „Hier lebten alte und behinderte Frauen deportiert 1941 ermordet“ Hanna Eggerath hatte diesen Stolperstein  vorgeschlagen und dann lange und intensiv nach weiteren Informationen über die „verschollenen“ Frauen gesucht. Das hat sie herausgefunden: 1937 wurden in dem Kloster 66 alte, teils demente Frauen gepflegt. 1940 begannen die Nazis nach Hitlers Anweisung und mit Unterstützung von zahlreichen Ärzten und Pflegern zunächst behinderte Kinder zu ermorden und dann auch andere „unbrauchbare Deutsche“ im ganzen Reich zu vernichten. Und man weiß, dass 1941 auch die alten Patientinnen diesem Wahnsinn zum Opfer fielen. Von der Klinik Grafenberg wurden sie angefordert, am hellichten Tag mit einem Bus abgeholt, Gegenwehr und Tränen halfen ihnen nicht. Sie kamen nie wieder zurück. Das weiß man. Aber wir wissen nicht, wie viele Frauen verschleppt wurden, nur dass es viele waren. Wir wissen nicht wie sie hießen. Wir wissen nicht, wie sie gestorben sind, durch Giftspritze, Verhungern oder Vergasen. Nach so vielen Jahren ist es natürlich ungeheuer schwer, noch etwas über die ermordeten Frauen herauszufinden. Das hätte man vor 40 Jahren machen müssen, da sind sich die „Omas gegen Rechts“ einig. Aber aufgeben wollen sie nicht. So hat sich „Oma Rosemarie“ mit Anfragen an die Klinik Grafenberg und an die Gedenkstätte der Tötungsstation Hadamar in Hessen gewandt, weil es dort ein Archiv und eine Opferdatenbank gibt. Allerdings wird die Suche erschwert, weil damals die Nazis diese „Krankenmorde“systematisch verschleierten, die Menschen in Zwischenstationen brachten und Namen und Akten hin- und hergeschoben haben. Angehörige erhielten dann gefälschte Sterbeurkunden, aus denen eine „natürliche“ Todesursache hervorging. Vielleicht gibt es aber auch noch Erkrather, die sich an Erzählungen aus ihrer Familiengeschichte erinnern, an Geschichten von einer Großmutter, einer alten Tante, einer alten Nachbarin, die nur weil sie alt und hilflos war ermordet wurde. „Wir hoffen, dass wir zumindest einen oder zwei Namen der alten Frauen herausfinden. Auch diese Frauen – wie all die anderen Opfer der unfassbar grausamen Nazis - haben ein Recht darauf, nicht vergessen zu werden“, meint Ina Schweder. „Wer uns da weiterhelfen kann, wer einen Namen kennt oder eine Geschichte dazu erzählen kann, kann sich mit einer E-mail an uns wenden.“

Mehr Infos

E-Mail: ina.schweder@googlemail.com

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