Erkrather Feuerwehr mit Silvesterraketen beschossen „Der Egoismus muss aufhören“

Hochdahl · Dass Rettungskräfte der Feuerwehr während ihrer Einsätze behindert, beschimpft, bespuckt oder körperlich angegriffen werden, ist kein neues Phänomen. Die kürzlich vergangene Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar, in der Feuerwehrleute mit Silvesterraketen beworfen wurden (siehe Bericht auf Seite 7), zeigt erneut, wie verroht, rücksichtslos und egoistisch mittlerweile ein Teil unserer Gesellschaft ist.

Feuerwehr-Chef Guido Vogt sagt: „Die Menschen müssen sich wieder besinnen.“

Feuerwehr-Chef Guido Vogt sagt: „Die Menschen müssen sich wieder besinnen.“

Foto: nic

„Wir haben bereits seit rund zehn Jahren immer wieder mit Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber unseren Einsatzkräften zu kämpfen“, sagt uns Guido Vogt, Feuerwehr-Chef der Wache in Erkrath. Beispiele kann der langgediente Feuerwehrmann viele nennen. „Da wird absichtlich mit dem Auto in unsere Einsatzstelle gefahren, weil der Fahrer der Meinung ist, er müsse da jetzt durch“, sagt Guido Vogt. Weise man ihn auf sein, gelinde gesagt, Fehlverhalten hin, werden viele frech und manche sogar aggressiv, so dass die Polizei hinzugerufen werden muss. „Andere wiederum beschweren sich darüber, dass unsere Einsätze nicht völlig geräuschlos vonstattengehen, da wir die Motoren unserer Fahrzeuge laufen lassen müssen, um die darauf installierten Geräte funktionsbereit zu halten.“ Besonders ekelig ist das Anspucken. „Unsere Frauen und Männer tragen zwar Schutzbrillen, um eine Infektion durch Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blutspritzer oder Speichel, zu vermeiden, aber eben in der Regel erst im Einsatz selbst.“ Kommt es zu körperlichen Übergriffen auf die Rettungskräfte, können diese die SOS-Taste an ihren Handfunkgeräten drücken, um Polizeiunterstützung anzufordern.

Vor Jahren war im Rettungswesen sogar im Gespräch, ob die Mitarbeiter der Feuerwehr mit schuss- und stichsicheren Westen ausgestattet werden sollen. „Dieser Gedanke wurde aber wieder verworfen, da durch solche Westen die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist.“ Alle Fälle bei Gewalt gegenüber den Rettungskräften werden zur Anzeige gebracht. Sind die Täter namentlich bekannt, kommt es zum Strafverfahren. „Die Angriffe in der Silvesternacht wurden mittels Sofortmitteilung an das Innenministerium des Landes NRW gesandt“, so Vogt. Seit einigen Jahren gibt es die Aktion „NRW zeigt Respekt“ - ein Zeichen gegen Gewalt an Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr. Innenminister Herbert Reul betont in diesem Zusammenhang: „Wir stehen mit dieser Kampagne hinter den Menschen, die durch ihren Job, ihre Berufung oder auch ihr ehrenamtliches Engagement anderen Menschen helfen.“ Laut einer 2019 veröffentlichten Studie der Ruhruniversität Bochum waren 64 Prozent der befragten Brandschützer, Sanitäter und Notärzte schon mindestens einmal Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt.

Was ist das Fazit, welches Erkraths Feuerwehr-Chef Gudio Vogt aus den jüngsten Ereignissen, aber auch der schon seit Jahren bekannten Problematik zieht? „Es muss besser werden. Es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem. Die Menschen müssen ihren Egoismus ablegen und sich mehr besinnen. Das unverhältnismäßige Anspruchsdenken, was manche an den Tag legen, muss aufhören. Es kann einfach nicht sein, dass jemand beispielsweise den Rettungsdienst anfordert, weil er ein Medikament gegen Spulwürmer benötigt, während ein anderer Mensch genau in diesem Moment um sein Leben kämpft und im schlimmsten Fall verstirbt, weil der Rettungswagen durch die Spulwurm-Lappalie blockiert war und nicht rechtzeitig bei ihm sein konnte. In unserem Job entscheiden nur wenige Minuten über Leben und Tod und das sollte man bedenken, bevor man unsere Einsatzkräfte während ihrer Arbeit behindert, beschimpft oder angreift.“

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(nic)
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