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Theater mit Herzblut

Theater mit Herzblut

Inspektor Davis wittert die Wahrheit. Der zerstreute Kommissar ist sich sicher, dass mehr hinter der Geschichte der Zeugen steckt. Als anschließend noch die Leiche verschwindet, scheinen die Ermittlungen im Chaos zu versinken.

Ein wenig erinnert er übrigens an den bekannten Kommissar Columbo. Das ungefährliche Auftreten in Kombination mit dem messerscharfen Verstand macht die beiden Männer aus. Und noch etwas verbindet die beiden Herren mittleren Alters: Sie sind beide frei erfundene Charaktere.

(tb) Inspektor Davis ist nämlich der neue Protagonist des Theaterstücks "Spurlos verschwunden" aus der Feder von Autorin Leslie Sands. Der facettenreiche Thriller wird noch in diesem Jahr von der Kultur- und Theaterinitiative Neandertal e.V. (KuTiNea) auf die Bühne gebracht. "Es geht in dem Stück um Liebe, Mord, Eifersucht und Betrug", verrät Anja Matthies. Die zweite Vorsitzende kann es kaum erwarten, das spannungsgeladene Stück zu präsentieren. Für die derzeit 13 Mitglieder der Theatergruppe stellt "Spurlos verschwunden" eine ganz neue Herausforderung dar. Waren die ehemaligen Unterfeldmäuse eher für Märchen und Komödien bekannt, hat sich mit den Jahren ein Umbruch eingestellt. "Der Anspruch an uns selbst wird immer größer und der Wunsch nach anderen Genres wurde geweckt", weiß Angela Wirkner. Die Vorsitzende ist sich sicher, dass mit der Namensänderung im Jahr 2014 auch ein Umdenken stattgefunden hat. "Wir haben unser Repertoire erweitert und spielen nun auch Dramen und Satire."

Dass die Leidenschaft in jedem Werk mitschwingt, wird schnell deutlich. "Theater verbindet ganz unterschiedliche Charaktere. In unseren Reihen lassen sich eine Grundschullehrerin, Hörgeräteakustiker, Produktmanager, IT- Spezialisten und viele mehr finden. Jeder kommt aus einem ganz eigenen Leben uns schlüpft für wenige Stunden in eine völlig neue Rolle", erläutert Anja Matthies. Dass die Freude am Theater auch beim Publikum ankommt, freut die Schauspieler zusätzlich. "Wir bekommen regelmäßig tolles Feedback. Die Leute spüren einfach, dass wir mit Herzblut dabei sind."

Für welches Stück sich das Ensemble entscheidet, wird gemeinschaftlich entschieden. "Jedes Mitglied darf sich am Findungsprozess beteiligen und Stücke vorschlagen." Dass die Suche nach einem geeigneten Stück nicht immer einfach ist, hat die Vergangenheit bewiesen. "Wir müssen uns viele Drehbücher durchlesen und uns oft stundenlang auf die Suche begeben, bis wir im Internet passende Werke gefunden haben." Die anschließenden Proben entschädigen jedoch die oft wochenlange Suche. "Am schwierigsten ist es eigentlich für uns, die Zeit nach einem fertigen Stück zu überbrücken. Wenn man so viel Zeit in Proben und Auftritte investiert hat, fällt man danach manchmal in ein echtes Loch und muss sich motivieren, nach einer neuen Aufgabe zu suchen."

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Dass es den Mitgliedern von KuTiNea bisher jedoch immer gelungen ist, neu durchzustarten, zeigt ein Blick auf die vergangenen Jahreshöhepunkte. Gleich mehrmals präsentierte die Theatergruppe im Vorjahr beispielsweise das Stück "Ein ungleiches Paar". Auch die Neanderland Biennale stellt für die Amateurschauspiele stets eine passende Bühne dar. "Zudem treten wir jährlich im Kunsthaus Hochdahl anlässlich der Museumsnacht auf", erklären die beiden Frauen.

Um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, nehmen sich die Mitglieder neben der wöchentlichen Probe auch immer wieder Zeit, ausgiebig in die Fortschritte zu investieren. Hilfe bekommen sie von Schauspieltrainern der Comedia in Köln. "Wir nehmen regelmäßig an Schauspielworkshops teil. Es macht besonders mir Spaß, in möglichst facettenreiche Charaktere zu schlüpfen und mich auf der Bühne von mehreren Seiten zu zeigen. Das erlerne ich in solchen Workshops", erklärt Angela Wirkner.

Das Interesse am Theater verbindet die Mitglieder zwar, längst ist über dieses gemeinsame Hobby hinaus jedoch eine enge Verbundenheit entstanden. "Man kann nicht mit Menschen auf einer Bühne stehen, die man selbst nicht leiden kann", sind sich die Frauen sicher. Schmerzhaft sind demnach auch Abschiede. "Wir müssen uns bald von unserem lieben Kassenwart Christian Schweer verabschieden. Er zieht zurück nach Berlin und wird eine große Lücke hinterlassen. Für sein jahrelanges Engagement sind wir ihm sehr dankbar."

Vielleicht, so hoffen die Vorsitzenden, finden sich künftig jedoch neue Interessenten, die Spaß am Schauspiel haben. "Wir heißen alle Neugierigen herzlich willkommen, sich unserer Gruppe anzuschließen." Derzeit probt das Ensemble zwar in Düsseldorf, ein Umzug nach Erkrath ist aber angestrebt. "Es mangelt uns leider bisher an passenden Proberäumen. Idealerweise mit eigener Bühne." Ebenso sind Auftrittsmöglichkeiten in der Neandertalstadt Mangelware. "Kleine Theater mit Platzangeboten für bis zu 100 Gäste lassen sich in Erkrath schwer finden. Wir freuen uns aber über jeden Hinweis."

Info:
Weitere Informationen sowie Kontaktdaten unter www.kutinea.de oder unter vorstand@kutinea.de.