Übernahme in zwei Schritten Fernwärme: Stadtwerke nehmen Fahrt auf

Hochdahl · Seit dem 1. Januar gehört das ehemalige E.ON-Fernwärmenetz in Hochdahl zu den Stadtwerken Erkrath (wir berichteten). Die Stadtwerke übernehmen damit nach einem gestaffelten Zeitplan die Verantwortung für die Versorgung des mit Fernwärme für die Beheizung von Wohnräumen und die Warmwasserbereitung erschlossenen Gebiets in Hochdahl.

 Innenaufnahme aus dem Fernheizwerk.

Innenaufnahme aus dem Fernheizwerk.

Foto: RG

Der Übergang erfolgt fließend und E.ON ist für das laufende Jahr noch Pächter des Netzes. Ab dem 1. Januar 2023 erfolgt dann die Fernwärmeversorgung endgültig durch die Stadtwerke Erkrath. Zu Beginn des Jahres hat der aktuelle Versorger vor Ort, E.ON Energy Solutions GmbH, das Fernheizwerk inklusive dem Biomethan-BHKW (Blockheizkraftwerk) sowie das zugehörige rund 50 Kilometer lange Fernwärmeverteilnetz an die Stadtwerke übergeben. „Das ist für uns ein großes Projekt“, sagt uns Stadtwerke-Geschäftsführer Gregor Jeken. Sowohl vertrieblich, kaufmännisch als auch technisch stehen gewaltige Aufgaben an, um auch zukünftig die 8500 Hochdahler Haushalte mit Wärmeerzeugung für Wasser und Heizung zu versorgen. Die Übernahme des Betriebes und der Kundenverträgen laufen auf Hochtouren. Das Kundencenter der Stadtwerke am Hochdahler Markt wird zukünftig die erste Anlaufestelle für die Hochdahler Fernwärme-Kunden sein.

Die acht E.ON-Mitarbeiter werden von den Stadtwerke Erkrath übernommen, da sie über das nötige Fachwissen bezüglich der Anlage verfügen. Den höchsten Berg, den es nun zukünftig zu erklimmen gilt, ist die Dekarbonisierung der Fernwärme. Gemeint ist damit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und durch kohlenstoffarme Energiequellen zu ersetzen. Das Fernheizwerk stammt aus dem Jahr 1966. Damals wurde die ESSO AG von der Entwicklungsgesellschaft Hochdahl mit dem Bau und dem Betrieb der Anlage beauftragt. In den Anfangszeiten wurde es mit Erdöl betrieben, 1985 dann auf Erdgas umgestellt. Die umweltfreundlichere Kraftwärme-Kopplung der Stadtwerke kam im Jahr 2000 hinzu und 13 Jahre später dann das Bio-Methan-Blockheizkraftwerk. In der Vergangenheit wurden immer wieder kritische Stimmen zur Dekarbonisierung des vermeintlich veralteten Fernwärmenetzes durch die Stadtwerke laut. Die BmU Erkrath vermerkt beispielsweise in diesem Zusammenhang:  „Der Versuch das vorhandene Werk zum zukunftsfesten, dekarbonisierten Fernwärmewerk   schrittweise umzubauen, gleicht dem Versuch, einen veralteten LKW-Diesel schrittweise  in mehreren Dekaden zu einem Tesla X Plaid umzubasteln“, so der Fraktionsvorsitzender der BmU, Bernhard Osterwind. „Der vernünftige Betrachter gibt den alten Diesel zum Einschmelzen und kauft sich direkt den Tesla mit Garantie und ohne lange Stillstandszeiten in den Umbauphasen. Es braucht jetzt bei diesem technisch innovativen Feld  erfahrene Profis, die wir uns lieber im Preis- und Technologie-Wettbewerb gesucht hätten, statt sie den Stadtwerken ohne jede Expertise auf diesem Feld in die Wiege zu legen. Die Parteien gehen damit ein hohes Risiko zu Lasten der Fernwärmekunden ein, das die unabhängige Wählergemeinschaft BmU nicht tragen wollte. Die jetzige Entscheidung wäre vor zwanzig Jahren richtig gewesen, nun ist das Erkrather Rathaus wieder 20 Jahre hinter der Entwicklung zurück.“

Dem setzt Gregor Jeken, Chef der Stadtwerke, entgegen, dass das Netz zwar alt, aber in ein einem gepflegten Zustand sei. Es müsse lediglich in Teilen saniert werden. Das Blockheizkraftwerk, welches inzwischen 112.000 Betriebsstunden auf den Buckel hat, wird momentan auf schonenden 75 Prozent gefahren und wird in regelmäßigen Abständen gewartet. „Es muss in jedem Fall ersetzt werden und für die Erneuerung stehen Fördermittel des Bundes in Aussicht“, so Jeken. Mit welcher klimaneutralen Technologie zukünftig das Fernwärmenetz (benötigt werden 120000 Kilowattstunden) betrieben wird, darüber müssen sich Stadtwerke und Lokalpolitiker noch die Köpfe zerbrechen. Kompetente Beratung holen sie sich dabei von Experten des Zentrums für Innovative Energiesysteme (ZIS) der Hochschule Düsseldorf und dem Fraunhofer-Institut (Geothermie-Beratung. Der Zeitplan dafür ist straff. Bis Mitte Mai soll die Umsetzung der Wärmestrategie stehen und im Juni beginnt dann die Teilnahme an Ausschreibungen zum Erhalt von Fördermitteln.

(nic)
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