100 Jahre Planetarien Von Beginn an ein Vorreiter

Hochdahl · In der vergangenen Woche lud das Planetarium „Stellarium Erkrath“ zu einem ganz besonderen Anlass ein: Vor 100 Jahren eröffnete das erste Planetarium in Deutschland, genauer gesagt im Deutschen Museum München, seine Pforten. Das war am 7. Mai 1925. Mehr als ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1980, wurde das heutige Stellarium in Erkrath eingeweiht und lockt seither zahlreiche interessierte Menschen aus Erkrath und weit über dessen Grenzen hinaus an.

(v.li.) Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz, Landrat Thomas Hendele und Maximilian Mucha (erster Vorsitzender der Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V.) während der Feierlichkeite zu "100 Jahre Planetarien".

Foto: nic

Seit Menschengedenken wandert unser Blick gen Himmelszelt. Das Beobachten und Erforschen des Sternenhimmels hat uns schon immer fasziniert.

1664 gab Herzog Friedrich III. von Gottorf einen Globus in Auftrag, der aufgrund seines großen Durchmessers von drei Metern europaweit berühmt wurde. Der begehbare Globus stand ursprünglich im Garten des Gottorfer Schlosses in Schleswig und kann heute in der Kunstkammer in Sankt Petersburg bewundert werden.

1774 bis 1781 baute der Amateur-Astronom Eise Eisinga das weltbekannte „Eisinga Planetarium“, das heute zum UNESCO-Welterbe zählt und in den Niederlanden noch besichtigt werden kann. Es ist das größte mechanische Planetarium weltweit. Der erste Planetariumsprojektor der Welt wurde zwischen März 1919 und Juli 1923 bei der Firma Zeiss entwickelt und gebaut und der Rest ist inzwischen Geschichte.

Das Erkrather Planetarium war vom ersten Tag an ein Vorreiter, denn ein besonderes Charakteristikum war damals wie heute die geneigte Projektionskuppel, die ein einzigartiges visuelles Erlebnis bietet. Nach dem Feuer durch Brandstiftung im Jahr 2007 und der anschließenden Renovierung hielt die moderne digitale Projektionstechnik Einzug in das Gebäude am Bürgerhaus. Die digitale Sky-Skan Technik ermöglicht realistische „Ganzkuppel-Videoprojektionen“ mit fünf Videoprojektoren gesteuert durch ein High Tech Kontrollsystem. Das Ergebnis: Einzigartige, realistische Flug- und Bewegungseffekte verbunden mit beeindruckender Surround-Akustik. Das wissen auch die zahlreichen Besucher Jahr für Jahr zu schätzen. In 2024 kamen 32.000 Menschen ins Stellarium; Schülergruppen aus einem Einzugsgebiet von bis zu 190 Kilometern nehmen den Weg nach Hochdahl auf sich, um mehr über Sterne und Planeten zu erfahren.

Das Erkrather Planetarium ist unter anderem deshalb so beliebt, weil es gerade für Kindergartenkinder und Schulgruppen individuell ein passendes Angebot an Lerninhalten anbieten kann. Selbst Schulen aus London und Rotterdam zählen zu den regelmäßigen Gästen unter der Sternenkuppel. Viele Kooperationen sind so im Laufe der Zeit entstanden, wie beispielsweise mit der Stadt Erkrath, den Kultur-Scouts Bergisches Land, der Vereinigung der Sternenfreunde, dem zdi-Netzwerk des Kreises Mettmann und vielen mehr.

Betrieben wird das Planetarium durch den Verein „Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V.“, der aktuell 550 Mitglieder zählt. Neben dem Stellarium gibt es in Erkrath noch das Observatorium, welches derzeit aufwendig und in viel Eigenregie durch die Vereinsmitglieder saniert wird (wir berichteten) und das Schulungszentrum an der Hildener Straße. An allen drei Standorten gibt es ganzjährig ein umfassendes Bildungsangebot für alle Altersklassen. Ein kleine Anekdote am Rande: 1970 wurde in Europa erstmals Mondgestein ausgestellt, konkret im Schulungszentrum der Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl. Die Proben waren von der Apollo 11 Mission auf die Erde gebracht worden.

Zu den Feierlichkeiten im Rahmen von „100 Jahre Planetarien“ in der vergangenen Woche kamen zahlreiche geladene Gäste; unter ihnen unter anderem Landrat Thomas Hendele, Bürgermeister Christoph Schultz, seine Stellvertreter Regina Wedding und Marc Göckeritz und Haans Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke. Neben einem kleinen Vortrag zur Geschichte und Entwicklung der Planetarien wurde den Anwesenden im Anschluss noch die beeindruckende exklusive 360°-Fulldome-Produktion „100 Jahre Ewigkeit“ von Tobias Wiethoff (Planetarium Bochum) gezeigt, die durch die Geschichte der Zivilisationen von ihren Anfängen in den frühen Kulturen der Menschheit bis zu uns selbst führt. 2030 feiert das Erkrather Stellarium dann selbst einen runden Geburtstag - nämlich seinen 50sten.

(nic)