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Heimatgeschichte in Buchform

Heimatgeschichte in Buchform

Wie war das Ende des Zweiten Weltkriegs in Erkrath? Wie fühlten sich die rund 5.000 Bürger, als am 17. April 1945 die Panzer der Amerikaner über die Kreuzstraße rollten und das Rathaus offiziell von den Alliierten übernommen wurde?

Wie war das Ende des Zweiten Weltkriegs in Erkrath? Wie fühlten sich die rund 5.000 Bürger, als am 17. April 1945 die Panzer der Amerikaner über die Kreuzstraße rollten und das Rathaus offiziell von den Alliierten übernommen wurde?

(tb) "Erleichtert", weiß der pensionierte Geschichtslehrer und Historiker Joachim Noack, der in seinem Buch "Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Erkrath am 17. April 1945" nicht nur mit etlichen Zeitzeugen und Hinterbliebenen gesprochen, sondern sich auch selbst auf eine Reise um und durch Erkrath begeben hat, um an die Zeit des späten Nationalsozialismus zu erinnern.

In einem kurzweiligen Vortrag präsentierte der Referent seine Erkenntnisse am vergangenen Donnerstag im Rathaus. Rund 30 Besucher waren der Einladung von CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Marc Hildebrand gefolgt, einmal fernab der kommunalen Politik die Geschichte der eigenen Heimat Revue passieren zu lassen. Über fünf Jahre recherchierte Joachim Noack für sein Buch, welches nach eigenen Aussagen noch immer nicht fertig gestellt ist. "Es kommen immer neue Erkenntnisse dazu, die ich gerne zusammenfassen möchte", so der Autor, dem die Erinnerungen an seine Zeitzeugengespräche emotional berühren. "Ich wollte wissen, wie das Leben und Überleben in Erkrath zu dieser Zeit möglich war."

Hungersnot mussten die Erkrather während dieser Zeit nicht leiden- das konnte Noack nach etlichen Gesprächen erleichtert feststellen- die stetige Angst vor Fliegerangriffen war allerdings allgegenwertig. Nicht zuletzt wegen dieser Sorge wurden auf Erkrather Boden fünf Flak-Stellen eingerichtet. Diese Standorte, die am Erkrather Nordbahnhof, am Haus Morp, am Heiderhof sowie am Römerweg und am Kaiserhaus angesiedelt waren, dienten der Flugabwehr und wurden bis zuletzt aktiv betrieben. "Sie wurden schlussendlich zerstört, damit die Gerätschaften nicht den Amerikanern in die Hände fallen", weiß der Fachmann.

Noch heute sind Reste eines ehemaligen Luftschutzbunkers an der Kreuzstraße zu erkennen, der ist in den 50er Jahren aus Sicherheitsgründen zugemauert wurde. "Eigentlich hätte Erkrath schon viel früher eingenommen werden können, wären nicht die ganzen Brücken des Rheins gesprengt worden." Während Neuss und Teile von Düsseldorf bereits am 7. März 1945 eingenommen wurden, mussten die Alliiertenpanzer erst bis nach Remagen fahren, um dort den Rhein zu passieren und den Weg in Richtung Ruhrgebiet antreten zu können.

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Bis zu diesem Zeitpunkt ereigneten sich ganz persönliche Schicksale in der Neandertalstadt. "Ein Kaplan erinnert sich noch sehr lebhaft an eine Messe, die er hielt. Dabei kam es zum Bombenanschlag auf der Bahnstraße. Durch die Detonation kam auch ein Fenster in der Kirche zu Bruch, welches genau auf die Stelle niederschlug, an dem sich kurze Zeit vorher noch ein Messdiener befand. Dieser hatte kurz vorher das Weite gesucht. Trotz Asche und Schutt auf dem Altar, beendete der Kaplan die Messe." Ebenso beeindruckend schildert Noack die Erinnerungen einer Dame, die während der Übernahme der Amerikaner zur Welt kam. Diese durfte, da gerade frisch geboren, mit ihren Eltern in dem Wohnhaus verbleiben, welches eigentlich von den Alliierten übernommen werden sollte. "Eine berührende Geschichte, die für die Zukunft spricht", ist sich Noack sicher.

Dass mit dem Erscheinen der Alliiertenpanzer ein Aufatmen durch Erkraths Straßen ging, wird in den Erzählungen des Referenten spürbar deutlich. "Bejubelt wurden die Befreier zwar nicht - zu ungewiss war die Zukunft jeder einzelnen Familie - dafür konnten es die Menschen allerdings kaum erwarten, ihre weißen Fahnen auf den Fenstern zu hängen. Das war natürlich mit Gefahr verbunden, denn diese Fahnen bezeichneten die absolute Kapitulation. Hätte man sich zu früh zur Aufgabe bekannt, hätte es Ärger mit den Nationalsozialisten geben können."

Mit dem anschaulichen und teils emotionalen Vortrag besuchte Joachim Noack, der jahrzehntelang am GymNeander als Geschichtslehrer tätig war, auch die Oberstufenschüler der ehemaligen Arbeitsstätte. Die Geschichte für die Nachwelt lebendig zu halten und Menschen aus der Vergangenheit eine Stimme zu geben, stellt auch in Zukunft die Intention für weitere Interviews dar. Am 17. April dieses Jahres möchte der Autor zudem eine Ausstellung zusammengetragener Fundstücke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs initiieren. "Ein Nudelsieb aus einem Soldatenhelm, ein Hochzeitskleid aus Ballonseide und viele weitere Utensilien haben sich mit der Zeit angesammelt, die ich zum Jahrestag des Kriegsendes gerne für die Öffentlichkeit ausstellen möchte." Noch ist Joachim Noack auf der Suche nach geeigneten Ausstellungsräumen.