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„Man braucht das Gefühl für den optimalen Druck“

„Man braucht das Gefühl für den optimalen Druck“

Durchschnittlich 90 Tonnen Papier werden in der Rheinisch Bergischen Druckerei (RBD) pro Tag bedruckt. Einsicht in eine Branche, in der die Mitarbeiter kühlen Kopf bewahren, während alles um sie herum rotiert.

Von Dirk Hermann

Der Besuch in der Rheinisch Bergischen Druckerei (RBD) in Düsseldorf Heerdt beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit. Im Eingangsbereich stehen einige Altertümchen, darunter auch zwei Setzmaschinen, wie sie bis in die 80er Jahre noch in Betrieb waren. Seinerzeit war noch jede Menge Handarbeit im Druckgewerbe gefragt. Mittlerweile laufen fast alle Prozesse vollautomatisch ab und werden digital gesteuert. Eines jedoch hat sich nicht verändert: Zum Drucken braucht es Papier. Jede Menge Papier. Im Lager stehen rund 800 riesige Rollen davon, bereit zur Verarbeitung. Eine Rolle wiegt 1,5 Tonnen, Material für bis zu 21.000 Zeitungen. "Wir bedrucken im Durchschnitt pro Tag circa 90 Tonnen Papier", erzählt Elmar Wirges. Der 47-Jährige arbeitet seit 19 Jahren bei der RBD. Er ist gelernter Flachdrucker, Industriemeister und Fachingenieur für Rotation und CTP (Computer to plate).

"Jetzt wird es ein wenig laut", sagt er und öffnet die Tür zur Halle, in der die Druckmaschinen ihren Dienst verrichten. Zwei Stück, um genau zu sein: "Cortina" und "Commander". Letztere misst 64 Meter in der Länge, neun Meter in der Breite und erreicht eine Höhe von circa 18 Metern. Ein wahres Hochleistungsmonstrum mit Walzen, die in atemberaubender Geschwindigkeit rotieren. Papierbahnen rasen durch die Maschine. Sechs Zeitungen können hier parallel gedruckt werden.
Die Inhalte für die Seiten gelangen per PDF von der Redaktion über den Satz zur Druckerei, wo sie per Laserverfahren auf eine Aluminiumplatte gebracht werden. Das Verfahren ist vergleichbar mit der Belichtung eines Fotos. Früher wurde mit beweglichen Lettern von Hand gesetzt, geprägt und gegossen. Lang ist's her. Ganze Berufszweige sind seitdem von der Bildfläche verschwunden. "Die digitale Plattenverarbeitung hat einen enormen Geschwindigkeitszuwachs ergeben", erzählt Elmar Wirges.

Die belichtete Platte befestigen Mitarbeiter auf einem der acht Zylinder im Druckturm der Maschine. Papier wird eingezogen und dann setzt der Maschinenführer den Prozess in Gang: Andruck. Für Elmar Wirges und seine Kollegen bedeutet das freilich nicht, dass sie sich nun zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen können. Ihre Aufgabe besteht vornehmlich darin, den Druck in jeder Phase zu überwachen, zu kontrollieren und — wenn nötig — zu optimieren. Sie arbeiten Tag und Nacht in drei Schichten. Denn trotz Automatisierung und Digitalisierung — ohne den Menschen geht es bislang noch nicht. "Es gibt Dinge", sagt Elmar Wirges, "die kann man nicht technisieren.

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Man muss ein Gefühl für den optimalen Druck entwickeln. Da gibt es unheimlich viele Faktoren, die es zu beachten gilt. Das kann nur der Mensch." Nicht selten passiert es, dass eine Papierbahn mitten im Druckvorgang reißt. Auch dann braucht es eine schnelle Reaktion der Mitarbeiter. Nach dem Druck laufen die Papierbahnen in den Falzapparat, wo die Zeitung in ihre endgültige Form gebracht wird.
Elmar Wirges öffnet die Tür zum nächsten Raum, eine riesige Halle, in der tausende Zeitungen über ein komplexes Transportsystem laufen und von vielen fleißigen Händen sortiert werden: die Versandabteilung. "Die haben hier eigentlich die meiste Arbeit bei uns", sagt Elmar Wirges. Aber das ist eine andere Geschichte.

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