Welche Wetterextreme warten in diesem Jahr auf Erkrath?

Erkrath · Sturm, Starkregen oder extreme Hitze. Die vergangenen Jahre hatten es wettermäßig auch für Erkrath in sich.

 (v.li.) Gert Graf-van Riesenbeck (Ingenieurbüro Pecher, Erkrath), Dr. Alfred Bruckhaus (Vorsitzender des Naturschutzbeirates), Dr. Peter Queitsch (Kommunalagentur NRW) und Reinhard Beck (Ingenieurbüro Beck, Wuppertal).

(v.li.) Gert Graf-van Riesenbeck (Ingenieurbüro Pecher, Erkrath), Dr. Alfred Bruckhaus (Vorsitzender des Naturschutzbeirates), Dr. Peter Queitsch (Kommunalagentur NRW) und Reinhard Beck (Ingenieurbüro Beck, Wuppertal).

Foto: RG

(RG) Noch sind die Starkregenereignisse aus Juni 2016 und Juli 2017 in Erinnerung. Am 1. Juni 2016 standen in Alt-Erkrath alle Kreuzungen unter Wasser. Die Feuerwehr rückte 34mal aus. In der Eisenbahnunterführung auf der Schlüterstraße mussten zwei Menschen aus ihrem Fahrzeug gerettet werden, weil das Wasser dort auf 80 Zentimeter Höhe angestiegen war. Sie blieben unverletzt, nur ihr PKW wies erheblichen Schaden auf. Für Anwohner der Gink, Pestalozzistraße, Morper Allee, Mozartstraße und vielen weiteren Straßen in Erkrath hieß es "Land unter", zahlreiche Keller liefen voll und mussten leergepumpt werden. Hinzu kamen umgestürzte Bäume. Die Schäden waren enorm. 2017 blieb Erkrath von einem Starkregenereignis verschont, während es die Nachbarstadt Mettmann schwer traf und die Erkrather Feuerwehr dort unterstützte.
2018 hatte es dann in sich. Mit Sturm, Starkregen und Hitzewelle ließ das Jahr nichts aus. Während Sturmtief Burklind Erkrath Anfang Januar weitestgehend verschonte, schlug zwei Wochen später Sturmtief Frederike zu und entwurzelte zahlreiche Bäume und hinterließ viele Schäden. Der 29. Mai 2018 bot ein ähnliches Bild, wie der Juni 2016: Starkregen führte zu zahlreichen Überschwemmungen und vollgelaufenen Kellern. Dieser "Wasserüberschuss" gehörte dennoch zu den Ausnahmen, denn das Jahr war insgesamt viel zu trocken und lieferte einen Rekordsommer mit Rekordtemperaturen. Der Wasserpegel des Rheins sank mehr und mehr ab, was zu steigenden Benzinpreisen führte.

Worauf wir uns in diesem Jahr in Erkrath einstellen müssen, ist noch nicht abzusehen. Eins ist jedenfalls sicher: Starkregen, Sturm oder extreme Hitze sind keine Jahrhundertereignisse mehr. Sie treten bedingt durch die Klimaveränderungen vermehrt auf und davon bleibt auch Erkrath nicht verschont. Im November 2018 lud der Naturschutzbeirat Bürger aus dem Kreis Mettmann zu einer Informationsveranstaltung mit anschließender Diskussion ein. Unter dem Titel "Hochwasser - selbst gemacht?" referierten die Experten Gert Graf-van Riesenbeck (Dr. Pecher AG, Erkrath), Dr. Peter Queitsch (Kommunalagentur NRW) und Reinhard Beck (Büro Beck, Wuppertal) und stellten sich den Fragen der Besucher, unter denen auch Anwohner der Gink waren. Gert Graf-van Riesenbeck widmete sich dem Thema "Urbane Sturzfluten", Reinhard Beck referierte zum Thema "Überschwemmungsgebiete in Realität und Plan" und Peter Queitsch sprach über die Straßenentwässerung in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.

Die Besucher erfuhren in der Veranstaltung, warum die Hochwassergefahrenkarte HQ100 keine Voraussagen für die Auswirkungen von Starkregenereignissen treffen kann. Eine deutschlandweite Starkregen-Gefahrenkarte gibt es bisher nicht, die könnte aber in den Städten hilfreich fürs Risikomanagement und die Erstellung von Bebauungsplänen sein. Wuppertal war 29. Mai 2018 wesentlich stärker vom Starkregen betroffen, als die Stadt Erkrath. Dort regnete es innerhalb von 90 Minuten mehr als 100 Liter pro Quadratmeter, mit massiven Auswirkungen auf die Stadt. In der Folge hat die Stadt Wuppertal sich entschlossen eine Starkregen-Gefahrenkarte in Auftrag zu geben. Eine solche Karte könnte auch den Bürgern hier in Erkrath Anhaltspunkte geben, wie bedroht sie sind und ob sie eine Elementarversicherung abschließen sollten, denn nur fünf Prozent aller Schadensfälle sind auf Hochwasser zurückzuführen, während 95 Prozent durch Starkregen entstehen.

Wann eine Starkregen-Gefahrenkarte auch für Erkrath oder den gesamten Kreis erstellt wird, ist noch unklar. Wer in den letzten Jahren bereits zu den Betroffenen gehörte, kann zumindest mit Sandsäcken, Dammbalken oder Flutschotts Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. "Schon kleinere Versickerungsflächen zwischen der Bebauung helfen", riet Dr. Peter Queitsch in der Veranstaltung darüber hinaus zu mehr Entsiegelung in der Stadt.

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