Am 26. Mai ist Europawahl Für Europa: Gehen Sie diesen Sonntag wählen?

Erkrath · Am kommenden Sonntag, den 26. Mai, ist Europawahl. Vielerorts lassen sich bereits seit Wochen die Plakate der einzelnen Parteien finden, die allesamt für den Gang zur Wahlurne werben. Wir haben nachgefragt, ob die Erkrather ihrem Grundrecht nachkommen und warum sie ihr Kreuz auf den Wahlpapieren machen.

Umfragebilder zur Europawahl 2019
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Umfragebilder zur Europawahl 2019

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Foto: tb/privat

Für Andrea Bleichert vom SKFM Erkrath e.V. ist das Wahlrecht eine tragende Säule der Demokratie. Dabei liegt ihr besonders die Zukunft der Kinder am Herzen. „Europa muss in seinen freiheitlichen, demokratischen Grundwerten gestärkt werden und klare Kante gegen einen Rechtsruck und einen Rückfall in einen Nationalismus zeigen, damit unsere Kinder auch weiterhin in Frieden leben können.“

Bernd Herrmann, Initiator des neuen Europaplatzes in Hochdahl, war bereits wählen. Die Geschehnisse und Probleme, die mit dem eventuellen Ausstieg Großbritanniens einhergehen, sind für ihn ein mahnendes Zeichen. „Daher ist es mein Wunsch, dass die Briten, aber auch die Menschen die hier vor Ort leben, sich für Europa aussprechen.“ Einen persönlichen Ansporn sieht der Wahlbefürworter in einer großen Wahlbeteiligung in seiner Heimatstadt Erkrath. „Ich habe die Hoffnung, dass wir in unserem Wahlkreis die höchste Wahlbeteiligung haben und die übrigen Europäer nach Erkrath schauen und sich fragen, wie wir das hinbekommen haben.“

Für Bürgermeister Christoph Schultz lebt man mit der Teilnahme an der Wahl das Grundprinzip einer Demokratie aus: Die Herrschaft des Volkes. „Alle staatliche Macht, ob in Europa oder in Erkrath, geht von uns Bürgern aus. Dieses Recht sollten wir nutzen!“ Vom Wahlausgang erwartet Schultz, dass dieser die Zustimmung zur Europäischen Union und ihre Errungenschaften ausdrückt. „Europa ist sicher nicht perfekt und viel zu oft auch kompliziert. Aber Europa sichert uns auf dem ganzen Kontinent gleiche Standards und - historisch betrachtet - einmalige Freiheiten.“

Und auch für Dieter Thelen vom Freundeskreis für Flüchtlinge Erkrath e.V. ist es eine Selbstverständlichkeit, wählen zu gehen. „Nur so kann ich persönlich mit meiner Stimme Einfluss nehmen und zur Stärkung der Europäischen Union beitragen“, ist sich der Ehrenamtler sicher. „Die EU ist für mich ein Garant für demokratische Reformen.“ Vom Wahlausgang erhofft sich Thelen, dass ein deutliches Signal gesetzt wird, welches von gemeinsamer Achtung der Grundrechte und demokratischen Grundsätzen geprägt ist. „Stellt man sich gemeinsam den Herausforderungen, ist eine Lösung nur noch halb so schwer.“ Doch was erwarten die Wähler in der kommenden Amtsperiode von der EU? Für Andrea Bleichert muss wieder mehr der Mensch und die Familie in ihren unterschiedlichen Facetten ins Zentrum des Handelns gerückt werden. „Denn Europa ist nicht nur ein Markt. Europa, das sind Menschen. Das sind Familien in unterschiedlichen Kulturen.“

Auch ein gemeinsames Vorgehen in Fragen des Klima- und Umweltschutzes ist für die Erkratherin dringend erforderlich. Ebenso, wie ein wirtschaftliches Handeln, welches auch aus ökologischer und sozialer Sicht verantwortungsvoll sein sollte. „Steuern sollten dort bezahlt werden, wo auch Gewinne erzielt werden.“ Dass die Angst vor dem Unbekannten durch den Austausch und das Miteinander minimiert werden kann, dessen ist sich Andrea Bleichert sicher. Doch nicht nur diese Forderungen stehen auf der Liste der Europabefürworterin. Auch der kostenlose Zugang zu Wasser und ein Recht auf bezahlbaren Wohnraum sowie auf Bildung, müssen einklagbare Grundrechte werden. „Die EU sollte demnach gemeinsam Fluchtursachen bekämpfen und sichere Fluchtwege und Einwanderungsmöglichkeiten schaffen.“

Für Bernd Herrmann, der neben seinem sozialen Engagement, auch ein Reisebus-Unternehmen leitet, sind Verbesserungen der Rahmenbedingungen in seinem Geschäftsbereich wünschenswert. So hofft dieser auf eine Reform der EU-Sozialverordnung hinsichtlich der Lenk- und Ruhezeiten, die beispielsweise eine Rückkehr zu alten Pausenregelungen beinhaltet. Auch der Wegfall eines - für ihn - ohnehin nutzlosen, grünen Fahrtenhefts wäre eine Errungenschaft für den Unternehmer. Dass mit den neuen EU-Dienstleistungsrichtlinien eine zukunftsweisende Idee geschaffen wurde, dessen ist sich Bernd Herrmann sicher. „Diese müssen aber auch umgesetzt werden!“

Die Erwartungen von Bürgermeister Christoph Schultz zielen auf ein finanziell und strukturell zukunftsfestes Europa ab. „Neben einem realistischen Budget sollte eine klare Trennung der Zuständigkeiten von europäischer und nationaler Ebene erfolgen, um die Verantwortung für Entscheidungen eindeutig benennen zu können“, hofft Schultz. „Europa sollte sich zudem im globalen Wettbewerb selbstbewusst gegenüber China und den USA behaupten und international aktiv für Klima- und Umweltschutz, Arbeitnehmerrechte und faire Produktionsstandards eintreten.“

Dieter Thelen hofft, dass die Arbeit im Parlament von Respekt und Wertschätzung geprägt sein wird. „Je mehr Länder im Alleingang propagieren und lediglich egoistisch und rücksichtslos auf ihr eigenes Wohlergehen achten, desto wichtiger ist ein gemeinschaftlich denkendes und handelndes Europa.“ Auch sollte in Zukunft verstärkt die Werbetrommel für die Vorteile eines EU-Bürgers gerührt werden, ist sich der überzeugte Europäer sicher.

(tb)
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