Schulverweigerer bekommen neue Perspektiven

Alt-Erkrath · Nicht jeder Schüler fühlt sich dem täglichen Schulalltag gewachsen. Schwere soziale Umfelder, aber auch Schlüsselmomente können das Leben von Schülerinnen und Schüler auf den Kopf stellen und einen kontinuierlichen Tagesablauf unmöglich machen.

 Bundestagsabgeordnete Michaela Noll unterhält sich mit den Schülerinnen Janetta (14) und Anna (15) über das Schulprojekt Zündstoff.

Bundestagsabgeordnete Michaela Noll unterhält sich mit den Schülerinnen Janetta (14) und Anna (15) über das Schulprojekt Zündstoff.

Foto: tb

(tb) Um diesen jungen Menschen Perspektiven zu bieten, sie weiterhin zu unterrichten und eine Wiedereingliederung in Regelschulen oder den Berufsalltag zu gewährleisten, gibt es bereits seit 1999 in Erkrath das bundesweite Schulprojekt "Zündstoff- die 2. Chance". Der SKFM hat sich seitdem 187 aktiven und passiven Schulverweigerern im Alter von 12 bis 16 Jahren angenommen. "Gut 100 Schüler kamen aus Erkrath, der Rest aus angrenzenden Städten wie Hilden, Haan und Mettmann. 85 Prozent konnten erfolgreich reintegriert oder in berufsvorbereitende Maßnahmen vermittelt werden", freut sich SKFM-Fachbereichsleiterin für Jugend und Soziales, Karin Tost.

Einen enormen Vorteil in dem Erfolg des Projektes sieht SKFM- Geschäftsführer Norbert Baumgart besonders in der Vernetzung zwischen der Einrichtung, den Lehrern der Regelschulen sowie Verwaltung und Politik. "Wir entwickeln uns mit diesem Schulprojekt stätig weiter. Gemeinsam werden Vorgehen besprochen und Lösungen geschaffen. Dabei ziehen alle Parteien an einem Strang und es findet ein reger Austausch statt." Ziel des Projektes Zündstoff soll es sein, die Jugendlichen in einer Gruppe von maximal zwöf Personen auf Strukturen und Tagesabläufe vorzubereiten. Praktische Unterrichtsstunden werden ebenso veranlasst, wie theoretischer und klassischer Schulunterricht. Nach einemhalben Jahr sollen es die Schüler zurück an öffentliche Schulen schaffen. "Sonst entfernen sie sich zu weit vom System", ergänzt Karn Tost.

"Um diesen Vorgang bestmöglich zu realisieren, besteht das Team des Schulprojektes aus einem Werkspädagogen, einem Pädagogen, der Leiterin und vier weiteren Lehrern, die von den Schulen gestellt werden", erklärt Baumgarten weiter. Der Unterrichtstag beginnt um 8.30 Uhr. In zwei Gruppen besuchen die Jugendlichen entweder den Werkraum oder das Klassenzimmer. Um 11 Uhr wird getauscht Um 13 Uhr ist Schulschluss.
Bundestagsabgeordnete Michaela Noll ist bereits seit neun Jahren Schirmherrin des Projektes und besucht die Einrichtung regelmäßig. "Ich habe in der Vergangenheit an Unterrichtsstunden teilnehmen dürfen und mich mit Schülern unterhalten können", so Noll. Auch dieses Jahr standen Gespräche mit Schülern für die Politikerin im Vordergrund. Von dem Engagement und der Vorgehensweise aller Beteiligten zeigt sich die Schirmherrin begeistert. "Nicht selten kommen die Schülerinnen und Schüler aus Familien, in denen ein gegliederter Alltag nicht selbstverständlich ist. Gemeinsam werden individuelle Lösungen geschaffen und die Weichen der Jugendlichen wieder auf eine Zukunft mit Perspektive gestellt."

Janetta (14) ist erst seit wenigen Monaten ein Teil des Schülerprojektes. Warum sie Zündstoff gegenüber aufgeschlossen ist, die Regelschule für sie allerdings in einer Sackgasse endete, liegt für die Schülerin klar auf der Hand. "Das Lernen fällt mir in der kleinen Gruppe leichter. Zudem falle ich hier auf und werde wahrgenommen." Was die Zukunft für sie bereits hält, kann die Jugendliche zwar noch nicht beantworten- "aber einen Beruf will ich erlernen, soviel steht fest!"

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