Interview mit dem Vorstandsteam des TSCU Tennisclub schläft auch in der Krise nicht

Unterfeldhaus · Seit dem 2. November stehen der Trainings- und Wettkampfbetrieb der Sportvereine in NRW still. Aber auch rückblickend war das gesamte Jahr 2020 für den Amateursport kein Jahr wie jedes andere.

Interview mit dem Vorstandsteam des TSCU: Tennisclub schläft auch in der Krise nicht
Foto: TSCU

Der Tennis-Sport-Club Unterfeldhaus gibt einen Einblick, welchen Einfluss die Pandemie auf Vereinsleben und –entwicklung haben. Edda Bretz-Riße, 1. Vorsitzende, und Oliver Gätgens, Sportvorstand des Clubs in Erkrath sprechen im großen Jahresinterview über Herausforderungen und Hoffnungen in einem Jahr voller Unwägbarkeiten.

Wie steht der Verein nach fast einem Jahr Corona-Pandemie dar?

Bretz-Riße: Natürlich haben auch wir mit finanziellen Einbußen zu kämpfen, gerade jetzt im Winter, wo die Hallen geschlossen sind. Es ist eine große Unsicherheit zu spüren, weil man derzeit einfach nicht abschätzen kann, ab wann wir wieder mit einem Spielbetrieb rechnen dürfen. Gleichzeitig laufen aber die Kosten für die Anlage weiter wie zuvor. Die Platzpflege muss ja trotzdem weiterhin stattfinden. Wir haben das große Glück, dass unser Verein gut aufgestellt ist und sich die Mitgliederzahlen mit fast 600 Mitgliedern über Jahre konstant hoch halten. Darüber sind wir sehr glücklich und das hat es uns zum Beispiel ermöglicht, lange geplante Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten durchzuführen, zum Beispiel ein neues Bewässerungssystem auf unseren Außenplätzen zu installieren.

Was waren und was sind die größten Herausforderungen in Zeiten der Pandemie?

Bretz-Risse: Einige Leute in meinem Umfeld glauben, wenn der Tennissport stillsteht, hat der Vorstand ja auch nichts zu tun. Weit gefehlt: In Relation zu anderen Jahren war das Jahr 2020 weitaus anstrengender. Es fing im Frühjahr mit dem ersten Lockdown an. Es hat viele Arbeitssitzungen gebraucht, um ein gutes Hygienekonzept auf die Beine zu stellen. Neben dem Zeitaufwand zog das aber natürlich auch einen finanziellen Aufwand nach sich. Dafür haben wir viel Lob sowohl von unseren als auch von Mitgliedern anderer Vereine erhalten, weil wir bei der Konzepterstellung wirklich bis ins kleinste Detail gegangen sind. Das fängt beim Händewaschen bei der Ankunft an und geht hin bis zu Fragen wie „Welche Wege darf ich laufen, wenn ich im Clubhaus etwas trinken möchte, welche Wege, wenn ich auf den Tennisplatz möchte und welche Wege, wenn ich den Platz wieder verlassen und in Richtung Parkplatz laufen möchte?“. Wir haben alle Strecken genau gekennzeichnet. Für unsere Tennishalle hatten wir bereits ein ähnliches Konzept entwickelt. Und dann kam der zweite Lockdown. Das ist vor dem Hintergrund, dass wir mit dem Aufrechterhalten des Spielbetriebs natürlich auch unseren Clubwirt, Vito, und sein BISTRO.MATCHBALL unterstützen, eine Katastrophe. Vito und sein Team bieten glücklicherweise seit dem Frühjahr einen Lieferdienst an. Jetzt können wir unsere Pizza to go zwar leider nicht direkt nach dem Tennismatch mit nach Hause nehmen, aber wir können sie zumindest von zu Hause aus bestellen.
Ein weiterer Punkt sind unsere Veranstaltungen: In diesem Jahr sind uns einfach die Hände größtenteils gebunden, weil Veranstaltungen nicht zuverlässig geplant werden können. Zur Weihnachtszeit haben wir uns aber noch mal etwas ausgedacht: Alle Mitglieder können ihren Tennisschläger weihnachtlich schmücken und uns ein Foto zusenden. Daraus machen wir eine riesige Foto-Collage für unsere Website. Und unter den kreativsten Einsendungen verlosen wir tolle Preise. Damit wollen wir unseren Mitgliedern zum Jahresende nochmal eine schöne Möglichkeit bieten, am Vereinsleben teilzuhaben.

Herr Gätgens, wir haben gerade gehört, dass dieses Jahr besonders anstrengend war. Würden Sie das aus Ihrer Sicht als Sportwart unterschreiben?

Gätgens: Das Corona-Jahr war super anstrengend. Seit rund drei Jahren bin ich jetzt Sportwart beim TSCU. Da hat man einfach seine Abläufe, man weiß, wann was getan werden muss. Alles ist eingespielt und ich kann mich darauf einstellen, dass es zweimal im Jahr richtig stressig wird, nämlich dann, wenn die Stichtage näher rücken und die Mannschaften gemeldet werden müssen. Dieses Jahr herrschte das reinste Chaos. Ich habe einmal nachgezählt: 86 E-Mails haben mich dieses Jahr von diversen Bereichen wie Verband, Bezirk etc. zum Thema Corona erreicht. Und jedes Mal muss ich entscheiden: Muss ich handeln? Was mache ich jetzt? Die ständige Ungewissheit macht es für mich schwierig zu planen. Im Frühjahr stand eine Absage für die Medensaison im Raum. Das kam für mich persönlich nicht in Frage. Ich habe dann ein Konzept entworfen, es meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen vorgestellt und es mit ihnen weiter ausgearbeitet. Als dann klar war, dass das Konzept so ausgereift ist, dass wir die Saison spielen können, war ich super happy. Jetzt im Winter ist die Situation anders: Normalerweise tragen wir unsere Heimspiele teilweise in unserer Halle, teilweise in einer zweiten Halle einige Meter von unserem Clubgelände entfernt aus. Die Hallen sind natürlich schon seit einiger Zeit geblockt. Jetzt sieht aber alles nach einer kompletten Saisonabsage aus. Das stellt uns vor ein Problem. Damit muss ich mich im Hintergrund befassen. Insgesamt war und ist dieses Jahr schon extrem hektisch und stressig.

Wie bewerten Sie denn den sportlichen Erfolg in dieser Saison vor dem Hintergrund dieses ungewöhnlichen Jahres?

Gätgens: Im Grunde ist in diesem Jahr keine wirkliche, sportliche Bewertung möglich. Wir hatten im Sommer eine tolle Medensaison mit drei Aufstiegen unserer Damen 40/1, der Herren 30/2 sowie der Herren 50/2. Im Gegensatz dazu ist keine unserer Mannschaften abgestiegen. Klingt super, aber in diesem Jahr konnte ja auch keine Mannschaft absteigen.
Ein Bekannter hat mir von seinem Mannschaftsaufstieg erzählt. Als ich ihn beglückwünscht habe, meinte er, dass es in der Gruppe nur zwei Mannschaften gab. Man kann sportliche Erfolge und Misserfolge dieses Jahr deshalb nur schwer einordnen.

Was erhofft Sie sich in den kommenden Monaten für den TSCU?

Bretz-Risse: Einen regelmäßigen Spielbetrieb. Hier muss endlich wieder Leben reinkommen. Außerdem haben wir ein paar Projekte vor uns. Hierfür müssen die finanziellen Mittel überprüft werden. Wir wollen nächstes Jahr zum Beispiel unsere Toreinfahrt vergrößern und ein Schiebetor installieren. Das geht natürlich nur, wenn der Verein auch Einnahmen hat. Und ich hoffe, dass wir im Sommer das TSCU Sommerfest feiern können. Das ist für mich ein wünschenswertes Ziel.

Gätgens: Ich will endlich wieder auf den Platz. Meine Hoffnung ist, dass wir im April wie gewohnt in die Medensaison starten können. Und für den Sommer wünsche ich mir ganz normales Tennis und ganz normale Wettbewerbe. Da wir in diesem Jahr auf unserem Clubgelände ein erfolgreiches LK-Turnier durchgeführt haben, haben wir uns entschlossen, das im kommenden Jahr zu wiederholen. Der Termin steht schon: Vom 20.-22. August 2021 wird es das nächste LK-Turnier im TSCU geben. Und dieses Mal rechnen wir mit bis zu 110 Teilnehmern. Mein persönliches Ziel ist, dass dieses Turnier reibungslos stattfinden kann.

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