Jüdische Familien in Erkrath

Erkrath · Seit vielen Jahren befasst sich Heimatforscherin Hanna Eggerath auch mit der Geschichte der Juden in Erkrath. Mehrfach bereiste sie mit ihrem Weggefährten Helmut Neunzig Israel, um dort Zeitzeugen und Hinterbliebene zu treffen.

 Hanna Eggerath zusammen mit Helmut Neunzig.

Hanna Eggerath zusammen mit Helmut Neunzig.

Foto: RG

Neunzig hat Hanna Eggerath mit seinem Wissen über die jüdische Religion unterstützt.

(RG) In den mehr als vierzig Jahren Heimatforschung hat Eggerath immer wieder auch nach Spuren jüdischer Mitbürger gesucht, aber erst Band 8 der Geschichtsreihe des Bergischen Geschichtsvereins brachte ihr einen entscheidenden Hinweis. Osmann erwähnt in seinem Buch namentlich zwei Juden. Diese neue Spur führte Hanna Eggerath zu den ersten jüdischen Familien Erkraths.

"Es ist nicht leicht die Geschichte jüdischer Familien in der Region zu erforschen, weil keine Taufregister oder oder ähnliches zur Verfügung stehen", erklärt Eggerath. Gemeinsam mit Helmut Neunzig hat sie sich deshalb auf bekannte jüdische Friedhöfe im Umkreis konzentriert. Da Erkrath in früheren Zeiten verwaltungstechnisch zu Gerresheim gehörte, wurden die beiden vor allem dort fündig. Vier jüdische Friedhöfe gab es hier einst. Sie lagen am Neusser Tor, an der Von-Gahlen-Straße, an der Mansfeldstraße und an der Quadenhofstraße und waren zum Teil in unterschiedlichen Zeiträumen aktive Bestattungsstätten. In der Von-Gahlen-Straße erinnert heute nichts mehr an den ehemals jüdischen Friedhof, während andere zum Teil noch existieren. Aber die Recherchen über die Friedhöfe haben Hanna Eggerath kaum weitergebracht, so dass sie sich schließlich auf die Suche in Archiven konzentrierte. Sie hatte inzwischen von der Stadtarchivarin erfahren, dass es von einem begrenzten Zeitraum auch Urkunden der jüdischen Bevölkerung im Stadtarchiv gibt, die in der Vergangenheit nicht ins jüdische Landesarchiv Nordrhein überführt wurden.

Hanna Eggerath wandelte auf den Spuren von Samuel Mayer und Louis Elias, dem Metzger und seinem Schwiegersohn. Louis Elias hatte Adele geheiratet und den Metzgereibetrieb auf der Bahnstraße 56 vom Schwiegervater übernommen. Adele und Louis hatten drei Söhne, von denen Sohn Hermann später das Geschäft übernahm. Während der NS-Zeit verkaufte Hermann die Metzgerei. Seine Eltern zogen zu ihm in die Düsselstraße 13, die 1933 Franz-Seldte-Straße hieß. Auch dieses Haus gehörte einst Samuel Mayer. Dort kam Adeles Schwester Bertha zur Welt, die später bei Schwester und Schwager lebte und deren Haushalt führte, während die beiden in der Metzgerei arbeiteten.

"Die frühen Juden in Erkrath waren nicht reich. Sie durften wegen der strengen Zunftordnungen keine Handwerksberufe ausüben und sie durften auch kein Land besitzen. Louis Elias konnte man mit seinem Metzgereibetrieb schon zu den wohlhabenderen Juden zählen", hat Hanna Eggerath herausgefunden.

1937 entschlossen sich Sohn Hermann Elias und seine Frau Grete mit ihren Kindern in die USA auszuwandern. Damals waren seine Eltern bereits über 70 und wagten die Übersiedlung in ein fremdes Land nicht mehr. In den Folgejahren erlebte das Ehepaar Übergriffe der SA. Mutige Nachbarn halfen den beiden, obwohl sie sich selbst in Gefahr brachten. 1941 starb Louis Elias an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Frau folgte ihm nur vier Monate später. Es war wiederum Nachbarn zu verdanken, dass sie auf dem jüdischen Friedhof in Düsseldorf begraben werden konnte. An Adeles Schwester Bertha erinnert heute ein Stolperstein vor dem Haus Düsselstraße 13. Sie starb 1942 im KZ Theresienstadt. Mehr über die Geschichte ist Hanna Eggeraths Buch zu entnehmen.

Dort berichtet sie auch von den Kontakten zu Louis Elias Nachfahren und deren Besuch in Erkrath und über ein wunderbares Gedicht, das ein Schüler des Gymnasiums am Neandertal Enkel Jay Steinberg hier in Erkrath überreichte.

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