Ein Tag in der Feuerwehrschule Mettmann Sie gehen gemeinsam durchs Feuer

Erkrath · „Es ist der beste Job der Welt“, sagen die einen. „Man muss dafür brennen und viel Leidenschaft mitbringen“, sagen die anderen. Jeder verlässt sich auf den anderen und geht mit ihm gemeinsam durchs Feuer. Sie ahnen, von wem hier die Rede ist?

Timo Dabruck und Dominik Würger, beide angehende Brandmeister bei der Feuerwehr Erkrath.

Foto: nic

Dienstagmorgen, 9 Uhr, Feuerwehrschule Mettmann: Seit acht Uhr herrscht hier bereits reger Betrieb, denn die insgesamt 30 angehenden Brandmeister lernen hier in sechs Monaten, was es bedeutet, Menschen aus einem brennenden Haus zu retten, Türen und Fenster aufzubrechen, sich in verrauchten Räumen zurecht zu finden, mit einer rund 14 Kilogramm schweren Ausrüstung den eigenen Körper durch einen mehrstöckigen, verwinkelten Käfig mit Falltüren, Rollläden, Klapptüren zu wuchten und sich freiwillig einem 400 Grad aufgeheizten Raum in voller Schutzkleidung auszusetzen. Als Leser stehen einem spätestens jetzt schon die Schweißperlen auf der Stirn, oder?

Timo Dabruck, 27 Jahre jung, gebürtig aus Recklinghausen, ist einer der Teilnehmer an diesem Morgen. Er ist schon ganz heiß darauf, sich in den „Backofen“ - also in die Brandsimulationsanlage - zu begeben. „Das erste Mal mit Feuer in Kontakt zu kommen, ist auf jeden Fall aufregend“, verrät er uns kurz bevor es los geht. „Dinge, die wir vorher in der Theorie gelernt haben, können wir nun real erleben.“ In dem Simulator geht es unter anderem darum, dass die zukünftigen Feuerwehrleute ein Gefühl fürs Feuer und die Hitze bekommen. Auch sollen sie lernen, wie gut sie ihre Schutzkleidung davor abschirmt. Außerdem können sie hier die unterschiedlichen Löschmethoden und Techniken üben. Timo Dabruck ist gelernter Industriemechaniker und hatte irgendwie schon immer so ein bisschen im Hinterkopf, dass er gerne zur Feuerwehr möchte. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und bei der Feuerwehr zu 100 Prozent gefunden.“ Er gehört der Feuerwehr in Erkrath an. Genauso wie sein Kollege Dominik Würger, 29 Jahre. Er kommt gebürtig aus Essen und ist gelernter Einzelhandelskaufmann. Feuerwehrmann zu sein, ist ein Kindheitstraum von ihm. „Hier ist kein Einsatz wie der andere und man weiß, dass man etwas Gutes tut“, sagt uns Dominik Würger. Der Teamgeist und der gute Zusammenhalt innerhalb der Feuerwehr mögen sowohl Timo Dabruck als auch Dominik Würger.

Simulation einer Personensuche in einer vermeintlich brennenden Wohnung.

Foto: nic

18 Monate dauert die Ausbildung zum Brandmeister. Schwerpunktmäßig beinhaltet sie die Ausbildung im Brand-, Umweltschutz und in der technischen Hilfeleistung, Ausbildung zum Rettungssanitäter, theoretischer und praktischer Unterricht an der Feuerwehrschule in Mettmann, berufspraktische Ausbildungsabschnitte auf der jeweiligen Feuerwehrwache, Ausbildung in der Fahrerlaubnisklasse C, Ablegen des Rettungsschwimmabzeichens und Ablegen des Deutschen Sportabzeichens in Silber. Um für die Ausbildung zugelassen zu werden, müssen sich die Anwärter einem umfangreichen Bewerbungsverfahren unter anderem mit einem Sporttest, einer schriftlichen Prüfung, einem persönlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung durch einen Arzt unterziehen. Eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung ist Grundvoraussetzung.

Blick in die Brandsimulationsanlage.

Foto: Feuerwehrschule Mettmann

Während Timo Dabruck und Dominik Würger im Brandsimulator noch ordentlich schwitzen, müssen einige andere Teilnehmer des Lehrgangs üben, wie man Menschen aus einer brennenden Wohnung rettet. „Diese Situation bauen wir Stück für Stück immer komplexer auf“, sagt Tim Wunderlich (32 Jahre) und am heutigen Tag in der Feuerwehrschule Mettmann als Gastausbilder von der Wache aus Erkrath mit dabei. Er überwacht die Übung, gibt Anweisungen an die Teilnehmer über Funk und bespricht am Ende der Einheit, was die Auszubildenden gut beziehungsweise noch nicht so gut gemacht haben. Im ersten Teil der Übung bekommen die Teilnehmer mit einem Sichtschutz quasi ihr Helmvisier „vernebelt“. Mit einem Schlauch bewaffnet und unter Atemschutz, geht es dann, immer zu zweit, in die vermeintlich brennende Wohnung. Zwei 40 beziehungsweise 75 Kilogramm schwere lebensgroße Puppen sind hier in den Räumen verteilt, die es nun zu retten gilt. Da die Sicht, wie bei einem echten Brand - erschwert ist - tasten sich die Teilnehmer entlang der Wände durch die Wohnung. Jeder Raum, jeder Schrank, unter Betten und Tischen - alles muss nach den zu rettenden Personen abgesucht werden. Teilweise auf den Knien arbeiten sich die Zweierteams Stück für Stück durch, halten sich dabei gegenseitig am anderen fest, um nicht die Orientierung zu verlieren. Am Ende des Tages müssen alle 30 Teilnehmer in das sechsgeschossige Gebäude, in dem mittels Nebelmaschine ein Kellerbrand und ein Brand im zweiten Obergeschoss simuliert werden. Acht Menschen (Puppen) sollen sie hier retten und haben dafür rund 30 Minuten Zeit.

Einen Tag in der Feuerwehrschule Mettmann​
10 Bilder

Einen Tag in der Feuerwehrschule Mettmann

10 Bilder
Foto: nic

Am 27. Oktober 2021 wurde die Feuerwehrschule in Mettmann feierlich durch Landrat Thomas Hendele eingeweiht. Der sechsgeschossige Neubau am Adalbert-Bach-Platz beherbergt die Rettungsleitstelle, ein Feuerwehrübungszentrum mit Übungshalle, Brandsimulationsanlage und Atemschutz-Übungsstrecke, die Kreis-Feuerwehrschule und das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie Rettungsdienst des Kreises. Zudem ist dort auch die Leitstelle der Kreispolizeibehörde angesiedelt. Bereits im April 2021 startete der erste, derzeit läuft der fünfte Lehrgang der Feuerwehrschule Mettmann. Die Teilnehmer kommen aus dem Kreis Mettmann, aber auch aus Städten und Regionen wie Neuss, Grevenbroich, Oberbergischer Kreis, Dormagen oder Pulheim. Markus Kühn ist Leiter der Feuerwehrschule Mettmann, sein Stellvertreter Daniel Roßmeier. „Unsere Feuerwehrschule ist ein Musterbeispiel für moderne und effiziente Gefahrenabwehr. Wir können hier unsere angehenden Brandmeister optimal ausbilden“, so Markus Kühn. „Die technische Ausstattung ist top und multifunktional ausgelegt.“

Nach sechs Monaten an der Feuerwehrschule Mettmann geht es für Timo Dabruck und Dominik Würger zu einer dreimonatigen Ausbildung zum Rettungssanitäter und später noch zu einem siebenmonatigem Brandschutzpraktikum auf ihrer Feuerwehrwache in Erkrath. Wenn sie ihre Ausbildung hoffentlich erfolgreich abgeschlossen haben werden, dürfen sie als frisch gebackene Brandmeister auf der neuen Wache in Erkrath ihren Dienst antreten. Diese zweigeschossige Wache an der Bergischen Allee bietet mit rund 8.300 Quadratmetern ausreichend Platz für alle wichtigen Bereiche und Bedarfe der Erkrather Feuerwehr: Darunter Hauptamtliche und Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst, Kinder- und Jugendfeuerwehr, Krisenstab sowie Ausnahmeabfrageplätze für die Kreisleitstelle Mettmann.

„Ich freue mich sehr darauf, dann möglichst viel an praktischer Erfahrung zu sammeln. Und allen, die vielleicht gerade auch mit dem Gedanken spielen, zur Feuerwehr zu gehen, kann ich nur sagen - einfach machen und bewerben. Wir sind eine tolle Truppe.“

Infos zum Gefahrenabwehrzentrum inklusive Feuerwehrschule Mettmann

- Kosten: rund 28,3 Millionen Euro

- Nutzfläche: rund 8.000 Quadratmeter, weitgehend barrierefrei

- Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung

- Dachflächen: 200 Quadratmeter Gründach, 220 Quadratmeter Photovoltaik

(nic)
Die Frauen sind bei der St.
Frauen auf dem Vormarsch
Weibliche Verstärkung für die St. Hubertus Schützenbruderschaft Unterbach Frauen auf dem Vormarsch