Rennrad gepaart mit Mountainbike: In beiden Welten zu Hause Unterbacher für Weltmeisterschaft im Gravelbike qualifiziert

Unterbach · Drei Anläufe hat er unternommen und nun hat es endlich geklappt: Daniel Kramer aus Unterbach hat sich für die Weltmeisterschaft 2026 im Gravel-Rennrad in seiner Altersklasse in Australien qualifiziert. Dabei hat der ehemalige Eishockey-Profisportler, der unter anderem für die DEG gespielt hat, seine Liebe für den Radrennsport eher zufällig entdeckt.

Daniel Kramer nach einem Fahrradrennen in Belgien: Glücklich und ausgepowert.

Foto: privat

Mit sieben Jahren kam er zum Eishockey, spielte in späteren Jahren als Profisportler für die Revier-Löwen in Oberhausen und für die Düsseldofer EG. Dann, mit 27 Jahren, die Zeit des Umbruchs: Daniel Kramer hängt seine Karriere als Eishockeyspieler an den Nagel und bricht ebenso sein Biologie-Studium ab. „Ich wollte damals einfach etwas anders machen und als sportlicher Ersatz kam für mich das Rennrad infrage“, erinnert sich der heute 45-Jährige.

Rund fünf Jahre radelt er fürs erste hobbymäßig durch die Lande und trainiert beim RSV Team-ME „powered by Seed&Greet“. „Mit Mitte 30 wurde bei mir dann leider eine Herzmuskelentzündung festgestellt und ich musste erst einmal eine ziemlich lange Zeit Pause mit dem Sport machen.“ Ende 30 wagt Daniel Kramer dann die ersten zarten Fahrversuche mit dem Rennrad und joggt zusätzlich. Gleichzeitig boomte zu diesem Zeitpunkt der Gravel-Sport und für den Rennradfahrer eröffnet sich damit eine neue Welt mit ganz neuen Möglichkeiten. „Gravelbike ist quasi eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike. Man ist quasi in beiden Welten zu Hause.“ Es dauert also nicht lange, bis man Daniel Kramer regelmäßig mit seinem Gravelbike sieht. Er trainiert viel und wird mit der Zeit immer besser. Anders als beim Rennradfahren spielt hier die richtige Technik bei kniffeligen Trails durch den Wald oder anderen eher unbefestigten Wegen eine wichtige Rolle.

Während der Wettkampf-Saison ist er bis zu 25 Stunden pro Woche auf dem Fahrrad. Die Intensität des Trainings variiert und wechselt sich mit schnellen, eher etwas kürzeren Touren von bis zu zwei Stunden und langen Ausfahrten von bis zu sechs Stunden in einem eher gleichmäßigen Tempo ab. „Als selbstständiger Versicherungsvertreter habe ich das Glück, dass ich mir oftmals meine Arbeits- und Trainingszeiten selbst einteilen kann. Ohne diese Freiheit wäre solch‘ ein intensives Training neben dem Beruf überhaupt nicht möglich“, sagt er uns. Eigentlich nutzt er fast jede Gelegenheit, um mit dem Fahrrad zu fahren. Doch was in seiner Fahrradgarage steht, ist für einen Semi-Profisportler ziemlich bescheiden: Ein Gravelbike, ein Rennrad und ein Citybike für den Alltag. „Ich stelle mir meine Gravelbikes selbst zusammen und setze auf Titan-Rahmen. Die halten länger, sodass ich mir nicht ständig ein neues Bike kaufen muss.“

Ein Rennen auf einem Gravelbike führt zu 70 Prozent über Waldwege und Schotterpisten und zu 30 Prozent über asphaltierte Strecken. Die Sportart kommt aus den USA und ist dort wie auch hier zu Lande eher einer alternativen Sportszene zuzuordnen. Daniel Kramer verbindet die Teilnahme an den Rennen immer mit seiner zweiten Leidenschaft - Ausflüge mit seinem Wohnmobil. „Ich nehme eigentlich nur an Wettkämpfen teil, die ich mit meinem Wohnmobil erreichen kann. So kann ich an Orten, die besonders schön sind, etwas länger verweilen.“ Auf diese Weise fuhr er schon mit seinem Gravelbike durch Polen, Schweden, Holland, Belgien oder Dänemark.

Ob er tatsächlich im kommenden Jahr nach „Down under“ reist, steht noch nicht zu 100 Prozent fest. „Unter ökologischen Aspekten würde ich wohl eher zu Hause bleiben, aber auf der anderen Seite ist es für mich vermutlich eine einmalige Chance, die mich natürlich auch reizt.“ Ein paar Tage Bedenkzeit bis Oktober 2026 hat er ja noch. Jetzt geht es auch erstmal nach Girona (Spanien) ins Trainingslager. Vom ersten Weihnachtsfeiertag bis Mitte Januar wird er dort nochmal eine Schüppe drauflegen und sich auf die kommende Wettkampf-Saison vorbereiten.

(nic)