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Diese gefährdeten Arten leben in Erkrath

Diese gefährdeten Arten leben in Erkrath

Bienenfresser, Uhu und Riesen-Schachtelhalm: In Erkrath leben streng geschützte Tier- und Pflanzenarten, die zum Teil auf der Roten Liste stehen.

(nigo) Jüngste Erkenntnisse zeichnen ein düsteres Bild: Täglich sterben weltweit bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten aus — und die Liste der Todeskandidaten wird immer länger. Die neueste Version der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) weist 23 928 Tier- und Pflanzenarten als gefährdet aus. Rund ein Drittel der 82 945 von der IUCN erfassten Arten gilt zumindest als bedroht. Einige davon leben mitten unter uns, in der Stadt oder am Stadtrand. Und erobern teilweise auch brach liegende Flächen zurück.

Bienenfresser
Zum Beispiel die Sandgrube in Bruchhausen, die seit dem vergangenen Jahr nicht weiter ausgehoben wird. Seitdem haben sich dort Bienenfresser angesiedelt; sie brüten in sandigen Steilhängen, die das Naturschutzzentrum dort künstlich angelegt hat. Bereits der Name der Art weist auf eine Besonderheit des Nahrungserwerbs hin, wenngleich der Speisezettel weit reichhaltiger ist - die Tiere sind nicht wählerisch. Die Ansiedlung in Bruchhausen ist ein echter Erfolg: In Nordrhein-Westfalen ist der Bienenfresser seit den 1990er Jahren nur noch extrem selten anzutreffen, weil er kaum Brutplätze findet. Nur an wenigen geeigneten Standorten sind die bunten Vögel, die mit einer Körpergröße von 28 Zentimetern etwas kleiner sind als eine Dohle, zu finden. Die wenigen Brutvorkommen befinden sich ansonsten vor allem in der Kölner Bucht. Im Jahr 2015 wurde der Gesamtbestand vom Umweltministerium des Landes NRW auf unter 10 Brutpaare geschätzt.

Kreuzkröte
Risikoreich lebt die Kreuzkröte in Erkrath. "Sie lebt und laicht in extrem kleinen Tümpeln, die schnell austrocknen", sagt Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen. Sie und ihre Mitarbeiter legen solche Tümpel in der Laichzeit der Kröte gezielt an. "Ist es ein feuchter Sommer, hat die Kröte Glück und sie bekommt extrem viel Nachwuchs. Wenn es aber heiß ist, trocknen die Tümpel aus und alle Kaulquappen sterben." Dieses Jahr sehe es aber gut aus, sagt Blomenkamp. In Nordrhein-Westfalen gilt die Kreuzkröte als "gefährdet". Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Tiefland im Bereich des Rheinlandes sowie im Ruhrgebiet. Die Gefährdung der Art nimmt dort zu, wo nur wenige Sekundärhabitate zur Verfügung stehen - der Gesamtbestand wird auf über 500 Vorkommen geschätzt (2015).

Uhu
Viel getan wurde in Bruchhausen auch für den Uhu. Ein Paar brütet derzeit dort. Durch menschliche Verfolgung wurde er Anfang der 1960er-Jahre ausgerottet. Ab 1965 erfolgte eine erfolgreiche Wiederbesiedlung durch Aussetzungsprojekte und gezielte Schutzmaßnahmen. Seither steigt der Brutbestand kontinuierlich an: Der Gesamtbestand beträgt 500 bis 600 Brutpaare (2015).

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Wasseramsel und Eisvogel
Vor allem an der Düssel fühlen sich Wasseramsel und Eisvogel wohl. "Wir haben mittlerweile schöne Populationen in angemessener Größe auf Erkrather Stadtgebiet", sagt Klaus Adolphy, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde, die beim Kreis Mettmann angesiedelt ist. Vor allem im Neandertal und im Stinderbachtal kämen die beiden Vogelarten wieder häufiger vor. Der Eisvogel besiedelt Fließ- und Stillgewässer mit Abbruchkanten und Steilufern. Dort brütet er bevorzugt an vegetationsfreien Steilwänden aus Lehm oder Sand in selbst gegrabenen Brutröhren. Wurzelteller von umgestürzten Bäumen sowie künstliche Nisthöhlen werden ebenfalls angenommen. Die Brutplätze liegen oftmals am Wasser, können aber bis zu mehrere hundert Meter vom nächsten Gewässer entfernt sein. Frühestens ab März beginnt das Brutgeschäft; unter günstigen Bedingungen sind sogar Zweit- und Drittbruten bis zum September möglich.

In Nordrhein-Westfalen ist der Eisvogel mittlerweile wieder verbreitet, profitiert hat die Art in den letzten Jahrzehnten von Artenhilfsmaßnahmen und der Renaturierung von Fließgewässern. Der Bestand unterliegt in Abhängigkeit von der Strenge der Winter starken jährlichen Schwankungen und wurde zuletzt im Jahr 2015 auf etwa 1000 Brutpaare geschätzt.

Riesen-Schachtelhalm
Sie sind Relikte aus der Urzeit: Riesen-Sachtelhalme bedeckten vor Millionen von Jahren unsere Erde, als es noch keine Bäume gab. Urzeitliche Fossilen-Funden beweisen, dass Schachtelhalme bis zu 30 Meter hoch wurden. Heute ist die Pflanze davon weit entfernt und erreicht nur noch eine Höhe von maximal 1,20 Metern. Dennoch existiert sie immer noch, zum Beispiel in Bruchhausen oder auf unbewachsenen Feuchtwiesen. "Aber sie ist selten geworden", sagt Klaus Adolphy. Man sei froh, im Kreisgebiet ab und an noch einige Exemplare zu entdecken. Adolphy: "Wir holen von Feuchtwiesen teilweise gezielt die Gehölze runter, um der Pflanze einen Lebensraum zu bieten." Denn sobald Erlen oder Eschen sich auf einer solchen Wiese ansiedeln, zieht sich der Riesen-Schachtelhalm zurück.

Kuckucks-Lichtnelke, Hohldistel, Mädesüß
Die Kuckucks-Lichtnelke ist eine kurzlebige, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimeter erreicht und von Mai bis Juni in rot bis rosa blüht. Sie kommt, genau wie andere seltene Arten, beispielsweise die Hohldistel oder das Rosengewächs Mädesüß, auf Wiesen und in Sumpfgebieten vor. In Erkrath kann man sie beispielsweise im Morper Bachtal oder im Neandertal entdecken.

Zauneidechse
In Nordrhein-Westfalen gilt auch die Zauneidechse als "stark gefährdet". Verbreitungsschwerpunkte liegen im Tiefland im Bereich des Münsterlandes sowie im Rheinland, der Gesamtbestand wird auf über 600 Vorkommen geschätzt. Aber auch in Erkrath ist die kleine Echse wieder heimisch, zum Beispiel in der Sandgrube Bruchhausen. Die Zauneidechse nutzt auch vom Menschen geschaffene Lebensräume wie Eisenbahndämme, Straßenböschungen, Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben oder Industriebrachen. Im Winter verstecken sich die Tiere in frostfreien Verstecken wie verlassenen Kleinsäugerbauen oder natürlichen Hohlräume, aber auch in selbst gegrabenen Quartieren.

Steinkauz
Gewartet werden muss noch auf den gefährdeten Steinkauz. Der brütet beispielsweise schon in der Urdenbacher Kämpe, auf den Bruchhausener Obstwiesen ist er aber noch nicht angekommen. Karin Blomenkamp und Klaus Adolphy hoffen aber, dass sich die kleine Eule dort in den kommenden Jahren blicken lässt. In ganz Deutschland brüten etwa 10 000 Paare, alleine 7000 davon in NRW.

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