Naturschutzzentrum Bruchhausen feiert 160 Jahre Schulgebäude mit einem neuen Programm für Schulklassen Forschertage und eine wichtige Rolle in Sachen Nachhaltigkeitsstrategie

Hochdahl · Das heutige Naturschutzzentrum in Bruchhausen befindet sich im Gebäude der 1862 gegründeten und 1890 erweiterten Schule in Bruchhausen. Ein Anlass zum Feiern, der natürlich auch zu einem kurzen Rückblick auf unsere lokale Geschichte einlädt.

Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen.

Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen.

Foto: nic

Ein kurzer Blick zurück: Durch die rasante Zunahme der Industrie in Erkrath, insbesondere durch das Hüttenwerk zu Hochdahl (ab 1851), hatte auch die evangelische Einwohnerzahl der Gemeinde Erkrath und damit die Zahl von Schülerinnen und Schülern stark zugenommen. Da fassten evangelische Personen in Hochdahl, insbesondere die Herren Wilhelm Bünger und Julius Schimmelbusch, den Entschluss, zunächst eine Privat-Elementarschule ins Leben zu rufen, welche in dem früheren Büngerschen Hause (Hauptstraße 1), damals im Besitz der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft, bis zum Sommer 1860 ungefähr ein Jahr lang untergebracht wurde. 1862 erfolgte dann der Bezug des neuen Schulgebäudes in Bruchhausen.

Die Kosten des Schulbaus und die Aufbringung des Lehrergehalts übernahm nunmehr die bürgerliche Gemeinde Erkrath. Die Schülerinnen und Schüler kamen aus Bruchhausen, Trills und Hochdahl, in der ersten Zeit auch aus dem Neandertal, ferner aus Unterbach und dem benachbarten Hilden.Dieses Schulgebäude diente 100 Jahre - bis 1966- als Schulgebäude.

Mit dem Bau der Sechseckschule in Trills (1966) wurden die Schulbezirke neu aufgeteilt und die Schule Bruchhausen geschlossen. Die Trennung der Schulen nach Konfessionen wurde aufgehoben. Der Schulbetrieb wurde bereits 1964 im Wohnbereich Kempen in Pavillons fortgesetzt.

Nach Jahren des Lehrstands konnte die Alte Schule Bruchhausen nach ihrer Restaurierung im Frühjahr 1994 der Stiftung Bruchhausen übergeben werden. Das Schulgebäude Bruchhausen ist in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Seine neue Bestimmung: ein Naturschutzzentrum, welches sich in den letzten Jahren immer stärker auch zu einem außerschulischen Bildungszentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung entwickelt hat.

Das Naturschutzzentrum als moderner außerschulischer Bildungsort

Seit seinen Anfängen ist das Naturschutzzentrum Bruchhausen eine Naturschutz- und Umweltbildungseinrichtung und orientiert sich an dem Leitbild „NATÜRLICH Lernen". Durch die geographische Lage mitten im Grünen, am Rande eines Naturschutzgebietes, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, Natur zu erfahren, natürliche Prozesse zu begreifen und aktiv mitzugestalten. Zu den landschaftlichen „Lernräumen“ gehören Feuchtwiesen ebenso wie Obst- und Wildwiesen, extensive Weiden, Teiche, bewaldete Flächen und durch Sandabgrabungen gestaltete besondere Biotope. Jährlich besuchen nun mehrere tausend Kinder Bruchhausen, aus Kindergärten, Schulen, im Ferienprogramm, zu öffentlichen Veranstaltungen – oder um Kindergeburtstage im Grünen zu feiern. Und natürlich ebenso viele Erwachsene!

Bildung für nachhaltige Entwicklung - weltweit

Seit 2016 wird das Naturschutzzentrum als Regionalzentrum Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Kreises Mettmann durch das Landesprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.

BNE ist die Abkürzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung. Gemeint ist eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. Sie ermöglicht jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. Mehr Infos auf www.bne-portal.de.

BNE befähigt Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln. Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund. Etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen in meiner Kommune oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Oder was können wir gegen Armut tun?

Im Rahmen dieser Förderung hat das Pädagogikteam des Naturschutzzentrums unter der Leitung von Karin Blomenkamp die so genannten Forschertage für Schulen entwickelt, deren Kern das gemeinsame Arbeiten und Erfahren an unterschiedlichen Stationen zu verschiedenen Themen wie Klima, Wasser, Schnecken, Tiere im Winter, 17 Ziele für eine bessere Welt, ist. Ziel des Forschertages ist es, verschiedene Aspekte aus dem Bereich der Agenda 2030 aufzuzeigen, die im Rahmen einer Unterrichtseinheit in der Schule vertieft werden können. In einem gemeinsamen Einstieg begegnen die Schülerinnen und Schüler den 17 Zielen der Agenda 2030 an einem konkreten Beispiel. In Gruppenarbeit lernen sie dann alle 17 Ziele kennen und beschäftigen sich an Stationen vertiefend anhand von Beispielen mit ihnen. In einer Reflexion erarbeiten sie Handlungsmöglichkeiten für ihren eigenen Alltag und überdenken eigene Verhaltensweisen.

Aus Anlass des Jubiläumsjahres wurde 2021 der Forschertag „Schule früher- heute-2030“ entwickelt. An diesem Forschertag setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte der alten Volksschule Bruchhausen auseinander und erfuhren mithilfe von Tonaufnahmen von Zeitzeugen, wie Schule früher stattgefunden hat. Darüber hinaus wurde ihr Blick auf Schule in der gesamten Welt eröffnet und auf Schule in der Zukunft gelenkt. In Kleingruppen wurden diese einzelnen Aspekte der Entwicklung von Schule in Deutschland und auf der Welt betrachtet und gemeinsam reflektiert.

Der Forschertag für das kommende Jahre wird zwischen dem 6. Februar und dem 3. März angeboten – noch gibt es freie Termine für Schulen.

Inklusive Bildung und inklusives Arbeiten sind ebenfalls sowohl Teil des pädagogischen Konzeptes als auch des Leitbildes des Naturschutzzentrums. Die pädagogischen Angebote werden unter den Gesichtspunkten der Inklusion konzipiert, um im Sinne von BNE alle Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln zu befähigen. Für die pädagogische Arbeit mit diesen Zielgruppen hat es sich als besonders wirkungsvoll erwiesen, Tiere wie beispielsweise die im Naturschutzzentrum gehaltenen Schafe, Ziegen und Esel einbeziehen zu können.

Dieser Kontakt hilft nonverbale Kommunikationswege zu aktivieren, Interaktion zu fördern und Vertrauen aufzubauen. Für das tiergestützte Arbeiten entsprechend qualifizierte Mitarbeitende des Naturschutzzentrums schaffen die personellen Voraussetzungen, diese Methoden gezielt für Inklusion einsetzen zu können.

Durch die hervorgehobene Rolle als BNE-Bildungszentrum und als Zentrum für Naturschutz wird das Naturschutzzentrum Bruchhausen in der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Erkrath eine große Rolle spielen können.

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