Grundschulbrand in der Sandheide Der Schock sitzt noch tief

Hochdahl · Noch immer sitzt der Schreck bei den Eltern der Kinder tief, die die Grundschule Sandheide besucht haben. „Es ist ein Schock und so ganz haben wir es noch gar nicht begriffen“, verrät Yemen Hamad, die sich aktiv im Elternbeirat der Schule engagiert.

 Noch immer können Schüler und Eltern nicht verstehen, warum jemand ihre Schule angezündet hat.

Noch immer können Schüler und Eltern nicht verstehen, warum jemand ihre Schule angezündet hat.

Foto: tb

Ihr siebenjähriger Sohn Adem besucht die erste Klasse, kann die ganze Situation noch nicht wirklich fassen. „Was erzählt man seinem Kind auch, wenn es fragt was passiert ist? Wie soll man ihm begreiflich machen, dass böse Menschen seine Schule angezündet haben?“ Ratlosigkeit auch bei Veronika Müller, die ihren achtjährigen Sohn in der zweiten Klasse hat. „Eine große Sorge war es, dass die Kinder jetzt getrennt werden. Gerade in diesem Alter ist es wichtig, dass ein kontinuierlicher Schulalltag garantiert wird.“

Mit der Lösung der Verwaltung, bis zu den Sommerferien eine Zwischenunterbringung an verschiedenen Stellen zu schaffen und zeitgleich den Schulstandort an der Schmiedestraße zu reaktivieren, können die jungen Mütter sehr gut leben. „Es ist großartig, wie schnell die Verwaltung reagiert hat“, ist sich auch Tanja Haje sicher. Ihr Sohn Damian (8) wird nach den Sommerferien die dritte Klasse besuchen. „Sogar ein Shuttleservice, der die Kinder an den neuen Standort befördert, wird eingerichtet. Toll, wie hier mitgedacht wurde.“ Um sich nicht einem Gefühl der Hilflosigkeit hinzugeben, sammeln die Mütter Schulbedarf und unterstützen in diesem Zusammenhang den Förderverein, der auch Geldspenden für Neuanschaffungen entgegennimmt. „Schließlich ist wirklich alles zerstört worden.

Angefangen von Stiften, Heften, Malkästen bis hin zu Bällen. Womit sollen die Kinder in den Pausen spielen, wenn wirklich nichts mehr da ist?“, gibt Yemen Hamad das Ausmaß der Zerstörung bildlich wieder. Nicht nur Eigentum der Schule wurde zerstört, auch private Utensilien sind dem Flammen zum Opfer gefallen. Turnbeutel, Regenjacken und Hausschuhe sind ebenso verbrannt , wie Schulbücher, die privat angeschafft werden mussten. „Für diesen Schaden kommt die private Hausratversicherung auf“, verraten die Mütter, die gerade einen Leitfaden für Versicherungen verfassen. Wer keine Hausratversicherung hat, bleibt auf den Kosten jedoch sitzen. Ein großes Problem, wie die engagierten Mütter wissen. „Wir müssen uns immer wieder anhören, dass ja wohl jeder Mensch fünf Euro für neue Hefte übrig habe, aber das ist nicht der Fall. Viele Familien, die hier in der Sandheide leben, haben die finanziellen Möglichkeiten nicht, sich mit dem notwendigen Schulbedarf neu auszustatten. Diese ignorante Haltung einiger Bürger macht uns traurig.“

Trotz der verheerenden Katastrophe fühlen sich die Mütter, aber auch die Kinder in der Sandheide nicht unsicher. Im Gegenteil. „Die negativen Kommentare sind zum Glück überschaubar. Viel größer sind die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt, der in diesem Stadtteil vorherrscht. In solchen Tagen und Wochen spürt man deutlich, wie eng wir hier alle miteinander verbunden sind. Diesen Zusammenhalt spüren auch der Bürgermeister und seine Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Sie haben in den letzten Tagen nach dem Brand alle Hebel in Bewegung gesetzt, um möglichst schnell den Schulalltag für die Kinder wieder herzustellen. „Die ersten Klassen werden bis zu den Sommerferien im Evanngelischen Gemeindehaus in der Sandheide unterrichtet“, so Pressesprecherin Maria Steinmetz. „Die zweiten Klassen kommen ins Kinderhaus Sandheide und die dritten und vierten Klassen haben im Gymnasium Hochdahl eine vorläufige neue Heimat gefunden.“

Nach den Sommerferien soll es für alle Kinder dann in die ehemalige Realschule an der Schmiedestraße gehen. „Im Moment sind wir unter anderem damit beschäftigt, alle Ausschreibungen für die notwendigen Renovierungsmaßnahmen anzufertigen.“ Rund 500 000 Euro wurden dafür angesetzt. Die Sanitäranlagen müssen erneuert, kaputte Glasscheiben ersetzt, Brandschutzmaßnahmen geregelt werden, ein zweiter zusätzlicher Rettungsweg erschlossen, neue Böden verlegt, die elektrische Anlage überprüft und eine Kanaldichtheitsprüfung durchgeführt werden. Auch das Außengelände wird noch grundschulgerecht gestaltet. Die Sommerferien enden am 27. August - bis dahin muss alles fertig sein.

Die Alternative, Container für die Schüler aufzustellen, wurde aus Kostengründen, einer zu hohen Lärmentwicklung und mangelnder zeitlicher Umsetzung wieder verworfen. „Für rund fünf Jahre wird die Schmiederstraße die neue Heimat der GGS Sandheide sein, bis der geplante Neubau fertiggestellt ist“, so Steinmetz. Die Planung dafür hat nun oberste Priorität. Rund 4,8 Millionen Euro soll der Neubau nach Rechnungen aus 2012 kosten, plus circa fünf Millionen Euro für eine neue Sporthalle und ein Kleinspielfeld. Mögliche Förderungen vom Land werden derzeit geprüft. Rückerstattungen aus der Gebäudeversicherungen stehen ebenfalls im Raum. Eine erste Begehung nach dem Brand hat in diesem Rahmen bereits stattgefunden, eine zweite soll heute folgen.

(tb/nic)
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