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Deutschland im Krisenmodus: EVK Mettmann: Alarmstufe Kirschrot

Deutschland im Krisenmodus : EVK Mettmann: Alarmstufe Kirschrot

Explodierende Kosten und Personalnöte – die Krankenhäuser in Deutschland ächzen unter der Krisensituation, auch das EVK Mettmann. Die Geschäftsführung fordert nun schnelle Hilfe vom Bund.

Jessica Llerandi Pulido ist geladen. „Es kann nicht sein, dass wir hier alleine gelassen werden“, wettert die Geschäftsführerin des EVK Mettmann. Rund drei Millionen Euro Mehrkosten müsse die Einrichtung allein in diesem Jahr stemmen; den größten Posten dabei mache der medizinische Sachbedarf aus, nämlich 1,5 Millionen Euro. Die zusätzlichen Kosten für Energie, Strom und Wasser schlügen mit 1,15 Millionen Euro zu Buche, eine Steigerung von über 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Lebensmittel sind wesentlich teurer geworden, das mache weitere 300.000 Euro. Einsparungen seien nur in sehr begrenztem Umfang möglich. Von Planungssicherheit für die Klinik und für die Patienten könne auf dieser Grundlage keine Rede sein. Die Situation betreffe freilich nicht nur das EVK in Mettmann, betont Jessica Llerandi Pulido, sondern Kliniken im ganzen Land. Bereits im September hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) eine Kampagne ins Leben gerufen, mit der sie auf die wirtschaftliche Misere in der deutschen Krankenhauslandschaft aufmerksam machen möchte: „Alarmstufe rot – Krankenhäuser in Gefahr“.

In der Online-Petition fordert die DKG einen sofortigen Inflationsausgleich vom Bund. „Wir haben nicht Alarmstufe Rot, sondern Kirschrot“, sagt Jessica Llerandi Pulido. Denn zu den explodierenden Kosten komme die angespannte Personalsituation. Viele Mitarbeiter fallen aus, weil der alle 48 Stunden anstehende Corona-Test positiv ausgefallen ist. Jene, die übrig bleiben, müssen für ihre Kollegen mitarbeiten, verbringen dabei aber einen nicht unerheblichen Teil ihrer Zeit mit der Dokumentation. „Von diesen Aufgaben gibt es immer mehr, wir werden hier überhaupt nicht entlastet“, so die Geschäftsführerin. Schon jetzt könnten nicht mehr alle Betten im EVK belegt werden. Operationen müssten verschoben werden, wenn dies möglich sei. „Notfälle“, betont Llerandi Pulido, „werden natürlich versorgt. Erforderliche Behandlungen werden selbstverständlich durchgeführt.“ Aber man müsse halt jeden Tag schauen, was geht und was nicht. Dabei seien abgesagte beziehungsweise verschobene Operationen auch wieder ein ökonomischer Faktor zum Nachteil der Klinik. „Wir müssen ja selbst wirtschaften, das muss man wissen und wir können auch nicht sagen, wir machen zu.“ Im Krankenhaus, sagt Jessica Llerandi Pulido, befinde man sich derzeit in einer Parallelwelt. Hier seien noch strengste Corona-Schutzmaßnahmen in Kraft, draußen im Alltag nicht. Man müsse da langsam zu einer Entscheidung kommen und dann eine einheitliche Linie verfolgen, so wie das in anderen Ländern auch der Fall sei. Schließlich müsse akzeptiert werden, dass Corona nicht gänzlich verschwindet. Allerdings habe sich die Situation durch den Impfschutz doch gravierend verändert. Es brauche nun eine Normalität, die auch bei den Mitarbeitern der Krankenhäuser ankomme.

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Natürlich werde es weiterhin auch schwere Verläufe bei Corona-Patienten geben. Das EVK selbst betreut derzeit vier infizierte Menschen auf der Intensivstation. Dass im Herbst die Zahlen wieder ansteigen würden, sei erwartbar gewesen, sagt Jessica Llerandi Pulido. Gleichwohl müsse der ständige Drahtseilakt für die Krankenhausmitarbeiter ein Ende haben. „Nach zweieinhalb Jahren Pandemie sind wir müde. Wir sind am Limit und deshalb brauchen wir Unterstützung.“ Diese müsse explizit vom Bund kommen, damit nicht die Kassen und am Ende die Menschen zusätzlich belastet würden.

(dir)