Wie Schule Präventionsarbeit organisieren kann Medienscouts reden über Sexting

Kreis · Was passiert, wenn 52 Schülerinnen und Schüler gefragt werden, was wohl das Wort "Sexting" bedeutet? Nervöses Gekicher oder verlegene Blicke, könnte man vermuten. In diesem Fall verhält es sich jedoch anders.

Wie Schule Präventionsarbeit organisieren kann: Medienscouts reden über Sexting
Foto: Kreis Mettmann

In der vergangenen Woche saßen die angehenden Medienscouts aus 13 Schulen im Kreis Mettmann in einem eintägigen Workshop in der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule in Langenfeld zusammen und überlegten gemeinsam, wie sie ihre Mitschüler für die Gefahren in Internetchats sensibilisieren können.

Das zusammengesetzte Kunstwort "Sexting" meint alle Arten von sexueller Kommunikation inklusive dem Versand von anzüglichen Bildern über Messengerdienste wie WhatsApp. Nicht selten ist das der Ausgangspunkt von Cybermobbing. Wenn Jugendliche freizügige Fotos von sich an vermeintliche Freunde oder Liebespartner verschicken, gehen sie ein hohes Risiko ein, dass sich diese Fotos innerhalb von Stunden in der WhatsApp-Liste der Klasse oder auf den Smartphones von Freunden oder Bekannten wiederfinden.

Sind diese Fotos erst einmal in der Online-Welt angekommen, sind sie meist nicht mehr zurückzuholen. Betroffene sind von der Wucht der sozialen Ächtung, die damit oft einhergeht, schier überrollt. Scham, Trauer und Angst machen vielen Opfern das Leben schwer. Nicht wenige verfallen in Depressionen. Sie verlieren Freunde und das Vertrauen in ihr soziales Umfeld. Manchmal hilft dann nur noch ein Schulwechsel oder gar ein Umzug in eine andere Stadt.

Aufklärung ist die Mutter aller Präventionsmaßnahmen. In der vom Medienzentrum des Kreises Mettmann initiierten Workshopreihe lernen die angehenden Medienscouts von und mit erfahrenen Medientrainern, welche Konzepte sich an Schulen in NRW bereits bewährt haben.

Im aktuellen Workshop diskutierten jetzt die Teilnehmer gemeinsam mit ihren Lehrern, wie sich Beratungs- und Hilfeansätze für die eigene Schule finden lassen. In Rollenspielen erprobten die Schülerinnen und Schüler anschließend verschiedene Ausgangssituationen und wie sie in einem Beratungsgespräch darauf eingehen können.

Medienreferent Johannes Wentzel wies darauf hin, dass die Medienscouts sich nicht als Hilfspolizisten oder Therapeuten verstehen sollen: "Aber ihr könnt als erste Ansprechpartner für eure Mitschüler da sein."

Um die Jugendlichen nicht zu überfordern, werden sie von mindestens zwei Beratungslehrern je Schule unterstützt. "Die Medienscouts sollen ihre Grenzen kennen. Und sie sollen wissen, wo sie Hilfe und Unterstützung bekommen", betont Dirk Tegetmeyer. Wenzel und Tegetmeyer sind als Medienpädagogen seit Jahren in der Präventionsarbeit unterwegs und wissen, worauf es ankommt: "Das wichtigste ist ein Konzept, das zur Schule und den Medienscouts passt. Wir helfen dabei, entsprechende Strategien auf den Weg zu bringen". Schüler und Lehrer müssen es dann im Schulalltag mit Leben erfüllen.

Am Ende des Workshoptages (bereits der dritte Workshop in der Reihe) waren alle erschöpft, aber um einige Erkenntnisse reicher. Aus vielen Gesprächen und Wortbeiträgen ließen sich bereits gute Ideen erkennen, die die Medienscouts in den nächsten Wochen und Monate an ihren Schulen anpacken wollen.

Im Dezember geht es mit dem vierten Workshop der Ausbildungsreihe weiter. Auf dem Stundenplan stehen dann der richtige Umgang mit Smartphone und sozialen Netzwerken. Gastgeber wird das Carl-Friedrich-von-Weizäcker-Gymnasium in Ratingen sein.

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