Corona-Pandemie Seit 15 Monaten herrscht Stillstand

Alt-Erkrath · Firmen wie Melles&Stein aus Erkrath haben seit 15 Monaten unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden. Normalerweise schafft das 30köpfige Team den Rahmen für klassische Kundenevents, Tagungungen, Roadshows oder Messen - rund 350 Veranstaltungen, deutschlandweit, pro Jahr. Doch kaum etwas davon konnte in den letzten 1,5 Jahren stattfinden. Nun wollen sich die beiden Gründerinnen, Silke Melles und Nicole Stein, bei der Politik Gehör verschaffen. Stellvertretend für viele aus der Eventbranche.

 (v.li.) Dr. Stefan Terkatz (Vorstandsvorsitzer IG Messewesen e.V.), Silke Melles, Nicole Stein (beide von Melles&Stein), Ralph Ebben (Vorstand IG Messewesen e.V.) und Dr. Christian Untrieser.

(v.li.) Dr. Stefan Terkatz (Vorstandsvorsitzer IG Messewesen e.V.), Silke Melles, Nicole Stein (beide von Melles&Stein), Ralph Ebben (Vorstand IG Messewesen e.V.) und Dr. Christian Untrieser.

Foto: nic

Wir sitzen bei herrlichen Sonnenschein im Garten auf der Rückseite des historischen Bahnhofes in Alt-Erkrath - dem Firmensitz von Melles&Stein seit 2015. Gegründet wurde eine der heute führenden Agenturen für Hospitality in Deutschland 1998 von Silke Melles und Nicole Stein. Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen, kennen sich also quasi ihr halbes Leben und haben über zwei Jahrzehnte partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit ihren Kunden ihre Firma zu dem gemacht was sie heute ist. Eigentlich könnte es an diesem wunderbaren Sommertag besser nicht sein - wenn, tja, wenn da nicht die Corona-Pandemie wäre, die gerade in der Eventbranche quasi über Nacht fast alles zum Erliegen gebracht hätte.

„Unser Geschäft war schon immer sehr saisongeprägt“, sagt Silke Melles. Up and downs sind also keine unbekannten Phänomene, doch seit März 2020 geht es im Messe- und Eventwesen nur noch down. Zwei, die das Geschäft ebenso gut kennen, sind Ralph Ebben (Vorstand) und Dr. Stefan Terkatz (Vorstandsvorsitzender) der IG Messewesen e.V.. Auch sie sind heute nach Erkrath gekommen, um gemeinsam mit Melles&Stein, dem Landtagsabgeordnetem und Mitglied des Wirtschaftsausschusses, Dr. Christian Untrieser, ihre mehr als missliche Lage zu erläutern und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Dafür haben die beiden Herren ein Konzept entwickelt, dass genau darstellt, wie und wann Messen in Deutschland wieder stattfinden könnten. „Wir haben den Verein gegründet, weil unsere Branche keine Stimme hat“, sagt Ralph Ebben, der hauptberuflich Messebauer ist.

Für alle Anwesenden ist klar, ein Start der Messen in Deutschland kann erst im nächsten Jahr erfolgen, um das Risiko für Aussteller und alle beteiligten Firmen so gering wie möglich zu halten. „Dafür bedarf es aber einer bundeseinheitlichen Regelung, um das Ganze vor allem für die ausländischen Aussteller so transparent wie möglich zu halten“, sagt Dr. Stefan Terkatz. In dem erarbeiteten Papier heißt es unter anderem, „Messen können stattfinden, wenn die Herdenimmunität erreicht ist, also bei einer Impfquote von 75 Prozent  (Zweitimpfungen).“ Dies ist

nach den Einschätzungen von Dr. Terkatz spätestens Ende Dezember 2021 der Fall. Erst dann kann, seiner Meinung nach, auch auf Einschränkungen der Besucherzahlen verzichtet werden. Auch spricht er von Ausfallfonds für nationale und internationale Aussteller und erläutert die Parameter für die Höhe solcher Erstattungsgelder. Alles nachzulesen ist dies auf der Webseite der IG Messewesen (www.igmessewesen.de). Für Ebben und Terkatz steht und fällt alles für einen verlässlichen und nachhaltigen Neustart mit der Herdenimmunität.

„Ohne Herdenimmunität sind Beschränkungen der Besucherzahlen unerlässlich, somit kann keine Messe wirtschaftlich sinnvoll durchgeführt werden.“ Ein Messebeginn bereits im September 2021 birgt für ihn und seine Mitstreiter bis zum Jahresende ein Erstattungsrisiko von knapp 900 Millionen Euro in sich. Dr. Christian Untrieser hat Verständnis für die Lage der Eventbranche, doch auch er kann nicht in die Zukunft sehen. „Wir wissen nicht, welche Mutanten das Virus noch entwickelt und welche Folgen das mit sich zieht. Genauso wenig können wir sagen, wie lange die Wirkung der heutigen Impfstoffe ausreicht und wie wirksam sie gegen die Mutationen sind“, so Dr. Untrieser. Am Ende des Tages steht die Gesundheit aller an erster Stelle und deshalb kann an diesem Tag wirklich keiner in dieser Runde sagen, ob und in welcher Form Messen und andere Events im vollen Umfang im nächsten Jahr stattfinden können. Wir leben in unsicheren Zeiten und die große Frage ist, werden wir unser altes Leben eines Tages zurück bekommen oder nicht?

(nic)
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