Kommunalwahl 2025 Erkraths Bürgermeister-Kandidaten im Interview

Erkrath · Am 14. September ist Kommunalwahl und in diesem Rahmen stellen wir an dieser Stelle jede Woche einen der insgesamt sechs Bürgermeister-Kandidaten, denen wir allen die gleichen Fragen aus den Bereichen „Wirtschaft und Finanzen“, „Umwelt und Klima“, „Sicherheit“ und „Bildung“ gestellt haben, vor. Der nächste im Bunde ist Marc Göckeritz (Bündnis 90/Die Grünen).

Marc Göckeritz (Bündnis 90/Die Grünen) und zweiter stellvertretender Bürgermeister.

Foto: Bündnis 90/Die Grünen Erkrath

Durch welche Maßnahmen kann Erkrath noch attraktiver für Gewerbetreibende werden und welche Maßnahmen werden bereits dazu umgesetzt beziehungsweise wie unterstützt die Politik die ansässigen Firmen?

Marc Göckeritz: „Wir wollen Erkrather Unternehmen dahin gehend unterstützen, dass Abwanderungen verhindert werden und Neuansiedlungen stattfinden. Kompetent müssen Unternehmen beraten werden, welche Fördermittel für sie zutreffend sind und wie die bürokratischen Hürden genommen werden können. Kontinuierliche Pflege und Unterstützung bei Nachfolgeregelungen sind wichtig, um das wirtschaftliche Know-how zu halten. Besonders die Innenentwicklung bietet Potenzial, um vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen. Priorität hat die Modernisierung des Gewerbegebietes Unterfeldhaus. Dazu bedarf es eines lebendigen Neuenhausplatzes, verlässlicher Betreuungsangebote im Ganztag für berufstätige Familien und einer guten Erreichbarkeit des Gewerbegebietes per Bus und Rad. Regionale Wertschöpfungsketten und Buy-Local-Initiativen sind zu unterstützen. Das besondere Augenmerk legen wir auf kleine und mittlere Unternehmen.“

Wie kann man die Zentren in Alt-Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus stärken?

„Die Belebung der Einkaufszentren ist eine Herausforderung. Der von uns mitinitiierte Feierabendmarkt in Alt-Erkrath zeigt bereits, wie lokale Angebote, Vereinsengagement und Begegnungsmöglichkeiten erfolgreich umgesetzt werden können. Die Aufenthaltsqualität spielt eine entscheidende Rolle für attraktive Einkaufszentren. Mehr Begrünung und Schattenflächen, die Installation von Wasserspielgeräten sowie mobile Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. Die Angebote des stationären Einzelhandels wollen wir durch Ausbau digitaler Lösungen stärken. Die kommunale Wirtschaftsförderung kann bei der Entwicklung und Implementierung digitaler Services gezielt unterstützen. Für eine innovative Belebung der Einkaufszentren setzen wir Grüne auf die Erprobung temporärer Konzepte: Pop-Up-Stores und Showrooms bieten Chancen für kreative Nutzungen und können Leerstände überbrücken.“

Gibt es Ideen, wie man leer stehenden Firmenimmobilien zukünftig neues Leben einhauchen könnte?

„Auf Initiative der Grünen wurde bereits ein jährlicher Etat von zwei Millionen Euro für den Ankauf leer stehender Firmenimmobilien bereitgestellt, den die Verwaltung bisher nicht nutzt. Neben dem Ankauf von Immobilien ist die Aufwertung des Umfelds von Leerständen ein wesentlicher Faktor für erfolgreiche Revitalisierungsmaßnahmen. Durch gezielte städtebauliche Eingriffe können wir Gewerbegebiete attraktiver gestalten und neue Nutzungskonzepte ermöglichen. Hierbei können Förderprogramme zur Stadtentwicklung genutzt werden. Ein weiterer Aspekt ist die energetische Modernisierung von Gewerbeimmobilien. Der Anschluss an energieeffiziente und preisgünstige Wärmelösungen im Markt kann die Betriebskosten deutlich senken und die Attraktivität der Immobilien für potenzielle Interessierte steigern. Besonders innovativ wäre dabei die Nutzung von Abwärme des geplanten Rechenzentrums in Unterfeldhaus.“

Welche Maßnahmen wurden und werden zukünftig in den einzelnen Zentren von Erkrath ergriffen, um die Bürger vor zukünftigen Hitzeperioden und Starkregenereignissen besser zu schützen?

„Extremwetterereignisse werden zunehmen. Daher muss die Stadt Maßnahmen zur Energiewende und zur Klimafolgenanpassung ergreifen. Wir wollen die Photovoltaikpotenziale auf Erkrather Dächern bis 2030 um bis zu 50 Prozent ausschöpfen und eine schnelle Umstellung der Fernwärmeerzeugung von Erdgas auf erneuerbare Energie vorantreiben. Hitzeperioden wollen wir mit mehr städtischer Begrünung, der Einrichtung von Trinkwasserbrunnen, verstärkter Verschattung auf Spielplätzen durch Sonnensegel sowie der Installation von Außenrollos an Schulen und Kitas begegnen. Im Hochwasserschutz verfolgen wir den ‚Schwammstadt-Ansatz‘. Es gilt, realistische Überschwemmungsbereiche entlang der Düssel zu schaffen, Regenwasserversickerung und Rückhaltung in Zisternen zu ermöglichen und Versiegelung zu vermeiden. Den Vorschlag, den Fraunhofer Bruch im Neandertal als Überschwemmungsgebiet auszuweisen, sehen wir skeptisch.“

Welche öffentlichen Flächen in Erkrath sollen in den nächsten Jahren entsiegelt werden und wie sehen die Stadtzentren der Zukunft aus?

„Wo Gebäude aufgegeben werden oder Umgestaltungen anstehen, müssen wir konsequent Entsiegelungsmöglichkeiten prüfen und auch umsetzen. Der Europaplatz, der Hochdahler Markt und der Neuenhausplatz benötigen eine klimagerechte Neugestaltung. Durch gezielte Begrünung und Rücknahme von Pflasterungen können wir diese zentralen Orte aufwerten. Besonders wichtig ist dabei die Schaffung von Frischluftschneisen durch zusammenhängende Grünflächen. Artenreiche Blühflächen bieten zudem Nahrung für Insekten. Der Erhalt des Stadtweihers als naturnahes Erholungsgebiet ist ein weiterer zentraler Baustein. Wasserflächen wirken als natürliche Klimaanlagen und kühlen das Umfeld, insbesondere den Hochdahler Markt, an heißen Sommertagen deutlich ab. Die systematische Nachpflanzung von klimaresistenten Stadtbäumen muss Priorität haben. So stelle ich mir die Stadtzentren für ein lebenswertes Erkrath vor.“

Welchen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Erkrath attraktiver für alternative Verkehrsmittel zu machen (Stichwort Umstieg aufs Fahrrad, E-Mobilität bzw. ÖPNV)?

„Mobilität neu zu denken bedeutet für uns, den Umweltverbund aus Fuß- und Radverkehr sowie Bus und Bahnen konsequent zu stärken. Wir werden das Radwegenetz nicht nur in Erkrath selbst, sondern auch in die Nachbarstädte hinein ausbauen, Fahrradstraßen initiieren, sichere Fahrradabstellanlagen schaffen und uns für mehr Zuverlässigkeit bei der S- und Regiobahn stark machen. Die kostenlose Nutzung der Ortbuslinien kann ein Beitrag sein, um ein attraktives Mobilitätsangebot für die kurzen Wege für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Die Erfolgsgeschichte des Erkrather Bürgerbusses wäre auch für Hochdahl, insbesondere die obere Willbeck, wünschenswert. Mit einem attraktiven Carsharing-Angebot und mehr Ladestationen für E-Mobilität kann der klimafreundliche Umstieg erleichtert werden. Im öffentlichen Raum können E-Bike- und Pedelec-Ladestationen das Angebot alternativer Mobilität abrunden.“

Welche Maßnahmen sollen zukünftig ergriffen werden beziehungsweise welche Maßnahmen wurden in der Vergangenheit in Erkrath ergriffen, um Angriffe auf Rettungskräfte wie Feuerwehr und Polizei zu verhindern?

„Es sind schon verschiedene Projekte zur Gewaltprävention in Erkrath initiiert worden. Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass im städtischen Haushalt in diesem Jahr 40.000 Euro für weitere pädagogische Angebote bereitgestellt werden, unter anderem hat der Verein füreinander e.V. angeboten, mit Projekten für Kinder und Jugendliche stadteilspezifisch initiativ zu werden. Weiterhin ist es wichtig, in den Schulen mit Informationsgesprächen Jugendliche für ein gewaltfreies Zusammenleben zu sensibilisieren. Die Erkrather Feuerwehr hat sich engagiert in diese ‚Beziehungsarbeit‘ mit Jugendlichen und Heranwachsenden eingebracht. Ich könnte mir auch eine Stadtteilkonferenz vorstellen, bei der Anwohnerinnen und Anwohner, soziale Einrichtungen, Verwaltung und Politik gemeinsam eine Silvesterveranstaltung in Hochdahl planen und umsetzen. Stärkere soziale Kontrolle kann auch ein Lösungsansatz sein.“

Was kann man tun, damit sich die Bürger auf den Straßen und öffentlichen Plätzen, gerade in den Abendstunden und in der dunklen Jahreszeit, sicherer fühlen?

„Grundsätzlich ist mir wichtig festzuhalten: Erkrath ist ‚objektiv‘ sicher. Trotzdem gibt es auch ein subjektives Empfinden, das politisch aufgegriffen werden muss. Öffentliche Räume dürfen nicht als ‚Angsträume‘ empfunden werden und sichere Mobilität muss auch in Abendstunden gegeben sein. Dies ist auch eine Aufgabe der Stadtplanung, die sich stärker an diesen Bedürfnissen orientieren muss. Haltestellen können beispielsweise durch Notrufsäulen gesichert werden. Angsträume können durch bessere Beleuchtung (LED-Systeme mit Bewegungsmeldern) und oberirdischen Straßenquerungen beseitigt werden. Sicherheit entsteht nicht durch Video-Überwachung oder Ähnliches, sondern durch soziale Präsenz, Anti-Aggressions- und Präventionskurse gegen Gewalt an Schulen und durch Polizeikräfte, die vor Ort sichtbar und ansprechbar sind.“

Was muss aus Ihrer Sicht geschehen beziehungsweise was ist in der Vergangenheit schon geschehen, um die Erkrather Bildungslandschaft zukunftsfähig zu machen?

„Die frühkindliche Bildung ist mir ein wichtiges Anliegen und trägt zur Chancengleichheit und Integration bei. Seit Jahren treten wir für den bedarfsgerechten und wohnortnahen Ausbau an Kita-Plätzen ein. Kommendes Jahr werden die Kitas in der Sandheide und hoffentlich auch in der Karlstraße endlich fertiggestellt. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder zwischen drei und sechs Jahren wird dann wieder voll erfüllt. Zur Gewinnung von pädagogischen Fachkräften muss die Stadt attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. Im Weiteren gilt es, den im Sommer 2026 in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz für Grundschulkinder sukzessiv umzusetzen. Die Schulen müssen dafür gut ausgestattet werden. Schulsozialarbeit muss an allen Schulen erhalten und wo nötig ausgebaut werden. Für den Erhalt des Projektes für sogenannte schulmüde Jugendliche vom SKFM mache ich mich stark.“

Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Ich bin in die Kommunalpolitik gegangen, weil ich Politik direkt erleben und von der Verkehrsplanung bis zu Bildungsangeboten mitgestalten möchte.

Meine beste Eigenschaft als Politiker ist, dass ich gerne Menschen zuhöre und sie bei der Umsetzung ihrer Anliegen gerne unterstütze.

Meine größte Niederlage als Politiker war bisher, dass wir im Rahmen der Lärmaktionspläne (2017/2018) keine lärmmindernden Maßnahmen auf den stark befahrenden Straßen wie Neander-, Kreuz- und Hochdahler Straße umsetzen konnten und diese bis heute hohe Lärmbelastungen für Anwohnerinnen und Anwohner aufweisen.

Ich setze mich für meine Stadt ein, weil ich Erkrath als lebenswerte Stadt im Grünen mit sozialem Gewissen erhalten will.

Persönliche Daten:

Name: Marc Göckeritz

Alter: 51 Jahre

In der Kommunalpolitik tätig seit: 1995

(nic)