Die Kindertagespflege ist eine attraktive Wahl

Erkrath · Jennifer Plümacher und Susanna Goldschmidt haben sich ihren Traum erfüllt und gemeinsam vor knapp zwei Jahren die Kindertagespflege Hasenbau an der Bahnstraße eröffnet.

Genau wie im Hasenbau nutzen immer mehr Eltern die attraktive Möglichkeit, ihre U3— Kinder in kleineren und familiären Gruppen betreuen zu lassen.

Foto: TB

Als Großtagespflege dürfen die beiden Tagespflegepersonen gemeinsam bis zu neun Kinder betreuen. Eine Aufgabe, die den Inhaberinnen große Freude bereitet. Dass das Konzept der U3— Kinderbetreuung in einer kleinen Gruppe durchaus sinnvoll ist, wurde durch fundierte wissenschaftliche Studien bewiesen. " Die Kindergruppen in der Tagespflege weisen den kleinstmöglichen Betreuungsschlüssel auf und sehen verlässliche Bezugsperson vor", berichtet Susanna Goldschmidt, die zudem Sprecherin der Kindertagespflege im Jugendhilfeausschuss ist. Eine Aussage, der Natascha Slatosch nur beipflichten kann. Ganz bewusst hat sich die junge Mutter für eine Betreuung in einer Tagespflege entschieden. "Es geht in einer kleinen Gruppe familiärer zu. Ich habe die Zeit sehr genossen, mit den Betreuern täglich Gespräche führen zu können und fühlte mich gut aufgehoben."

Ein Kindergarten hat für Natascha Slatosch erst dann Vorteile, wenn die Entwicklungsförderung in einer U3— Gruppe nicht mehr gegeben ist. "Meine Tochter ist mittlerweile fünf Jahre alt. Ich habe irgendwann gemerkt, dass sie für die kleinen Kinder zu quirlig wurde und andere Spielsachen gefragt waren", erinnert sich die Erkratherin. Für Jennifer Plümacher und Susanna Goldschmidt der richtige Weg. "Wenn die Kinder drei Jahre alt sind, gehören sie irgendwann in den Kindergarten". Dass der normale und problemfreie Wechsel jedoch nicht immer gegeben ist, stört die beiden Betreuerinnen. "Immer wieder kommt es vor, dass Eltern ihre Kinder mit zwei Jahren in die Kita geben, sobald ein Platz frei ist, obwohl ein Betreuungsverhältnis in einer Tagespflege besteht. Die Eltern bekommen Angst, keinen späteren Kita- Platz mehr zu bekommen", ist sich Susanna Goldschmidt sicher. Die Kinder, die das dritte Lebensjahr in diesen Fällen noch nicht erreicht haben, müssen die gewohnte Gruppe verlassen und sich auf neue Gegebenheiten einstellen. "Mitunter haben sich die Kinder in der Tagespflege aber erst eingefunden, haben gerade Freundschaften geschlossen, sich an den Tagesablauf gewöhnt und Vertrauen zu den Bezugspersonen gefasst. Teilweise ist es pädagogisch nicht empfehlenswert, schüchterne Kinder in eine große Kita- Gruppe zu stecken." Die Kapazitäten in Erkrather Kindergärten reichen nicht aus, um allen Kindern einen Platz anbieten zu können. Obwohl die Verwaltung derzeit sehr engagiert neue Ü3 Plätze schafft, gehen noch immer manche Familien leer aus. "Diese Angst beschäftigt die Eltern, das können wir durchaus nachvollziehen", bestätigen die Damen. Die Lösung besteht, laut Jennifer Plümacher, aber nicht darin, die Kinder aus bestehenden Gruppen zu reißen. "Wünschenswert wäre es, wenn die Kinder ohne Betreuungsplatz bevorzugt würden und demnach darauf Rücksicht genommen wird, welche Kinder sich zur Zeit der Anmeldung bei einer Tagesmutter befinden."

Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung ist laut Gesetzgebung ab dem ersten Lebensjahr gegeben. Obwohl die Präsenz von Tagespflegen in Erkrath seit Jahren stetig zunimmt, scheinen die Vorteile einer solchen noch nicht bei allen Eltern angekommen zu sein. "Wir haben ebenso wie die Kindergärten einen pädagogischen Auftrag, dem wir nachgehen. Für uns ist Förderung durch Bewegung sehr wichtig. Wir legen für jedes Kind eine Dokumentationsmappe an und gehen auf die Kinder individuell ein." Ein weiterer Vorteil ist die Stundenregelung. Während im Kindergarten nur Blockstunden von 25—45 Stunden pro Woche angeboten werden, können bei Tagespflegeeinrichtungen individuellere Verträge geschlossen werden. Hier wird jedoch auf den Bedarf der Familien geachtet. "Meine Frau arbeitet in Essen und arbeitet wöchentlich 20 Stunden. Für die Wegezeit wurden uns acht Stunden gewährt. Das ist mitunter recht eng", weiß Tim Woltering. Der Vater eines zweijährigen Jungen wünscht sich, dass das Jugendamt die Bedürfnisse der Eltern beim Betreuungsumfang berücksichtigt und nicht ausschließlich auf gesetzlichen Bestimmungen eingeht. "Bei dieser engen Stundentaktung ist es uns schlicht unmöglich, neben der reinen Arbeit noch andere wichtige Dinge zu erledigen.

Info

Einen höheren Kostenanteil wird den Eltern in einer Tagespflegeeinrichtung übrigens nicht zuteil. Ob das Kind in eine Kindertagesstätte oder eine Tagespflege geht, ist kostenmäßig irrelevant. Der Beitrag wird nach dem Einkommen der Eltern berechnet.