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Ohne Badehose ins Neanderbad

Ohne Badehose ins Neanderbad

Es war ein herrlicher Sommertag. Vor dem Erkrather Neanderbad wartete eine zwölfköpfige Gruppe Erwachsener auf Einlass. Offensichtlich hatte aber niemand Badezeug bei sich. Lösung des Rätsels: Es sollte nichts ins Schwimmbad gehen, sondern hinunter in die Katakomben unter der bunten Wasserwelt.

Auf Bitten des Bürgervereins Unterfeldhaus-AKTIV hatte sich Till Eckers, Leiter des Neanderbades, zu einer Führung durch die technischen Anlagen bereit erklärt. Und wie sich zeigte, hatten die interessierten Besucher in ihm einen Vollblut-Badmanager gefunden. Einen, der sich auskannte mit allem rund um den Badebetrieb — mit Technik, Chemie, Kosten-Bewusstsein, Öko-Effizienz und natürlich dem Wohl der großen und kleinen Badegäste.
Vor dem Abstieg in die heiligen Hallen der Schwimmmeister, wie Eckers es nannte, versorgte der Hausherr die Besucher mit ein paar Informationen. "Unten ist es manchmal doch ein bisschen warm oder auch laut", erklärte er.

Eröffnet wurde das Erkrather Neanderbad 2006, erfuhren die Besucher. Pro Jahr kommen rund 310.000 Badegäste — Schulen und Vereine eingeschlossen. "Wir sind ein C02-neutrales Bad", betonte Eckers ein wenig stolz und umriss in kurzen Worten den Hintergrund. "Für warmes Wasser in Becken und Duschen, für angenehm temperierte Luft, für Beleuchtung, Wasseraufbereitung und vieles andere mehr verbrauchen Schwimmbäder jede Menge Energie. Wir hier im Neanderbad gehen nicht nur sehr kostenbewusst mit Energie um, wir beziehen unsere Energie darüber hinaus aus regenerativen Quellen. Auf unserem Dach steht eine 130 Kilowatt starke Photovoltaik-Anlage, die jährlich rund 100.000 Kilowattstunden C02-freien Strom produziert. Im Keller arbeitet ein Blockheizkraftwerk mit aus Pflanzenvergärung gewonnenem Bioerdgas, ein Brennstoff, der kein klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre ausstößt.
Nach der kurzen Einführung ging es hinab in die geheimnisvolle Welt der technischen Anlage — durchzogen von orangefarbenen, schwarzen und silbern isolierten dicken Rohren, durch die das Bad mit Wasser und frischer Luft versorgt wird. Dreimal täglich wird die Wasserqualität per Handmessung geprüft. Dazu kommen noch automatische Messungen. "Eine schonende Zugabe von Chlor ist vorgeschrieben, weil für die Reinhaltung unerlässlich", erklärte der Bad-Leiter und betonte: " Jedes der sechs Becken hat seine eigene Messstation."

Die Lüftungsanlage läuft rund um die Uhr, sonst würden morgens die Glasfronten im Bad total beschlagen sein, erfuhren die Besucher weiter. Durch eine Art Bullauge durften sie aus der Froschperspektive kurz einen Blick in das Springerbecken werfen. Obwohl das Badwasser — über eine mehrstufige Filteranlage keimfrei gereinigt — mit den vorgeschriebenen Zusatzstoffen versehen wieder in die Becken geleitet wird, müssen pro Badbesucher 30 Liter Frischwasser zugefügt werden. Das Wasser der Duschen wird in den Abwasserkanal geleitet. "Ein einziger Badegast verursacht damit Kosten so um die 7 Euro", berichtete Till Eckers. "Das können wir mit unserem Eintrittsgeld nicht auffangen". Für den entstehenden Zuschussbedarf von insgesamt 700.000 bis 800.000 Euro kommen — als Tochter der Stadt Erkrath — zu 100 Prozent die Stadtwerke auf.

Nach eineinhalb Stunden hatten die Besucher wieder ihren Ausgangspunkt erreicht. Beeindruckt von der Vielfalt dessen, was für den reibungslosen Betrieb des Schwimmbades alles bedacht und organisiert werden muss, verabschiedeten sie sich von Bad-Betriebsmanager — so seine exakte Berufsbezeichnung — Till Eckers. "Ein vielseitiger Beruf mit einem breit gefächerten Ausbildungsspektrum", betonte er zum Abschluss und daran bestand in der Besuchergruppe nach dieser Führung kein Zweifel. Zurzeit hat das Erkrather Neanderbad drei Auszubildende mit dem Ziel Fachangestellte(r)) für den Bäderbetrieb und vielleicht sogar Meister zu werden. Zum Mitarbeiterbestand gehörten 20 in Vollzeit und 14 in Teilzeit Beschäftige.