Einblicke in die ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit Über den Tellerrand schauen und familiäre Schicksale aus der Isolation holen

Hochdahl · Wer als Hospizkoordinatorin arbeitet, lernt viele Familien kennen und merkt sehr schnell, wo überall der Schuh drückt. Ein Problem kommt selten allein, weiß Hospizkoordinatorin Kornelia Smailes, die seit mehr als zehn Jahren Familien berät, deren Kinder eine lebensbedrohliche Krankheit haben.

Foto: Kornelia Smailes

Nicht selten passiert es, dass diese Familien ihr Schicksal klaglos auf sich nehmen und in der sozialen Isolierung verharren. „Gerade im Moment – in so schwierigen Coronazeiten – hat mich ein Familienschicksal besonders berührt“, berichtet die 61jährige Wuppertalerin, die seit Anfang 2021 im Franziskus-Hospiz Hochdahl arbeitet. „Es geht um eine Familie aus Armenien mit drei Kindern, wobei die zwei Jungen (von 13 und 14 Jahren) unter einer besonderen Muskel-Dystrophie leiden, die nur bei Jungen auftritt. Die Familie hat „viele Baustellen“, trotzdem hält sie sich tapfer über Wasser!“ Es ist nicht allein die Vielzahl der Probleme, die die fünfköpfige Familie belastet und die gelernte Kinderkrankenschwester Kornelia Smailes betroffen macht, sondern ihre durchweg positive Haltung, aus der Misere dennoch das Beste zu machen. „Beide Elternteile bemühen sich um Arbeit. Der Vater ist zurzeit als Hilfspfleger – deutlich unter seiner Qualifikation - angestellt. Und eins der größten Probleme, die Eltern wie Kindern zusetzt, ist die enorme Raumenge in ihrer Mietwohnung im fünften Stock. Dort quetschen sich fünf Menschen auf knapp 60 Quadratmeter. Der elterliche Schlafplatz liegt quasi in einer Garderoben-Nische. Es kann nur ein E-Rollstuhl genutzt werden, da kein Platz für den zweiten da ist. Der E-Rollstuhl steht notgedrungen mittig in der Diele, damit fünf Personen ihre Küche, Kinderzimmer und Bad überhaupt betreten können. Gleichzeitig bekomme ich als Koordinatorin mit, dass die Mutter der drei Kinder - bescheiden wie sie ist - einer anderen armenischen Familie ihre nachbarschaftliche Hilfe anbietet und sich keineswegs über ihr eigenes Los beklagt. Aus meiner Sicht müsste da dringend etwas geschehen, damit die fünf eine geräumigere Wohnung finden - in ihrer ohnehin äußerst angestrengten Situation!“


HINWEIS: Vielleicht gibt es ja Leserinnen und Leser, die die armenische Familie, die in Mettmann lebt, bei der Wohnungssuche unterstützen können. Im Übrigen bleibt das Franziskus-Hospiz bei seiner ambulanten wie stationären Arbeit auch weiterhin auf Spenden angewiesen.

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