SoWi- Kurse entwickeln Fragenkatalog

Hochdahl · Es war eine interessante Podiumsdiskussion, zu der das Gymnasium Hochdahl die Direktkandidaten der bevorstehenden Landtagswahl eingeladen hat. Rund 200 Schülerinnen und Schüler der Q1- und Q2- Stufen nahmen an dem nachmittagsfüllenden Programm in der Schulaula am vergangenen Dienstag teil.

 Am 14. Mai ist Landtagswahl und auch zahlreiche Gymnasiasten sind zu dieser Zeit bereits wahlberechtigt.

Am 14. Mai ist Landtagswahl und auch zahlreiche Gymnasiasten sind zu dieser Zeit bereits wahlberechtigt.

Foto: tb

(tb) Moderiert wurde die politische Diskussionsrunde von den Lehrern Reza Bashirpour sowie Andreas Hoogen. So einige Fragen brannten den Schülern unter den Nägeln. "Wir haben in den Sozialwissenschaftskursen die Fragen der Schüler gesammelt und gefiltert", erklärt Hoogen den bunten Fragenkatalog. Auch Bürgermeister Christoph Schultz nahm die Einladung zur Podiumsrunde gerne an. "Ich weiß ebenfalls noch nicht, wen ich wählen soll. Diese Einladung ist eine gute Möglichkeit für mich, herauszufinden wer mein Kreuz bekommt." Die Direktkandidaten Manfred Krick (SPD), Michaele Gincel- Reinhardt (Die Linke), Dirk Wedel (FDP), Dr. Christian Untrieser (CDU), Peter Knitsch (Die Grünen) sowie Inge Niewerth (Piratenpartei) bekamen in der ersten Gesprächsrunde zunächst die Möglichkeit, sich der Schülerschaft vorzustellen.

Die Intentionen, in der Politik aktiv zu werden, reichte von positiven Änderungen für die Menschen im Wahlkreis (Krick), über bessere Bildungs- und Integrationschancen (Gincel-Reinhardt) bis hin zur Leidenschaft für zielführende Diskussionen (Untrieser). Peter Knitsch erinnert sich noch gut an seine politischen Anfänge, die er bereits in den 80er Jahren zu Zeiten der Atomkraft-Debatte in Deutschland sieht. Weiter ging es mit der Frage nach dem aktuell verkürzten Abitur (G8). Die Meinungen der Politiker gingen nicht weit auseinander. "Ich würde mir wünschen, dass alle Schüler bis zur zehnten Klasse gemeinsam unterrichtet werden könnten", sagt Michaele Gincel-Reinhardt. "Danach sollte jeder Schüler selbst entscheiden, in welcher Zeit er das Abitur absolvieren will." Eine Option, die auch Dirk Wedel ins Auge fasst. Der FDP-Politiker möchte das Wahlrecht jedoch den Schulen zusprechen. "Die Schulen sollen entscheiden, welche Möglichkeit angeboten wird. G8 oder G9." Schwachstellen sieht er an dem enormen Unterrichtsausfällen. "Allein in NRW fehlen 3500 Lehrkräfte. Daran müssen wir arbeiten."

Knitsch gab zu bedenken, dass die Grünen sich bereits 2006 nicht für das verkürzte Abi ausgesprochen haben. Die Meinung, den Schulen beide Optionen zur Verfügung zu stellen, vertritt er ebenfalls." Inge Niewerth, pensionierte Grundschullehrerin, weiß genau, dass Schule vor allem Spaß machen muss. "Das erreicht man ohne Druck und mit G9." Dass eine Optionswahl durchaus Sinn macht, kann Dr. Christian Untrieser mit dem Bespiel Hessen begründen. "Dort haben sich 40 Prozent für G8 und 60 Prozent für G9 ausgesprochen." Eine komplette Umwandlung zurück zum langen Abitur macht für Untrieser keinen Sinn. "Man kann nicht alle paar Jahre das Schulsystem ändern."

Weiter ging es mit der Frage nach bezahlbarem Wohnraum, der gerade von Studenten in Ballungsgebieten dringend benötigt wird. Lösungsansätze kamen von den Politikern nicht, dafür klare Faktenauflistungen. So ist den Rednern durchaus bewusst, dass Luxuswohnungen zu Genüge gebaut werden, der soziale Wohnungsbau aber durchaus zu kurz kommt. Untrieser sieht die Schuld beim Land. "Die Landesbauordnung hat eine Erhöhung von zehn Prozent für den Bau von Immobilien anberaumt. Diese Mehrkosten werden an die Mieter weiter gegeben. Das ist ein klares Zeichen gegen sozialen Wohnungsbau", ist sich dieser sicher. "Da nimmt der Staat Geld weg, wo es dringend benötigt wird." Krick hält jedoch dagegen. "Die Erhöhung wird erst Ende dieses Jahres in Kraft gesetzt", weiß dieser. Für Krick muss ganz klar am Baurecht geschraubt werden. "Wenn Bauland zur Verfügung steht, muss es auch innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit bebaut werden." Als Beispiel nennt Krick das Pose Marré Gelände. "In diesem Bereich existiert seit 15 Jahren Baurecht, doch es wird immer nur so viel gebaut, wie die Immobilien hochpreisig weiterverkauft werden können. Das geht so nicht!" Michaele Gincel-Reinhardt kann die Problematik durchaus nachvollziehen und ist für den Fortbestand der bereits in Kraft gesetzten Mietbremse. "Studenten stehen in Konkurrenz zu Flüchtlingen und Menschen mit niedrigem Grundeinkommen. Da ist die Nachfrage höher als das Angebot."

Zum Thema Studiengebühren sprachen sich alle Parteien deutlich gegen die Wiedereinführung aus. Auch das, für viele Studenten notwendige BAföG, sollte laut den Politikern besser den Gegebenheiten des familiären Umfeldes angepasst werden. "Gerade im mittleren Einkommensbereich der Eltern muss genau nachgerechnet werden", ist sich Krick sicher. Michaele Gincel-Reinhardt, die noch immer als Leiterin der Stadtbücherei Hochdahl aktiv ist, sieht ihre Schwerpunkte besonders im Bereich der Bildung. "Der Bund muss keine schwarze Null schreiben, sondern an die Zukunft des Landes denken. Ich bin ganz klar gegen die Studiengebühren und für eine BAföG-Erhöhung. Die Studienzeit solle mit dem Studium gefüllt sein und nicht mit Arbeit."

Das Thema Frauenquote und die damit verbundene Ungleichheit in der Vergütung ist ebenfalls ein stark diskutiertes Thema in der Schülerschaft. "An unserer Schule sind die Mädchen durchaus in der Überzahl", weiß Andreas Hoogen. Einheit herrschte bei den Politikern, dass die Arbeitsbedingungen auch in der freien Wirtschaft familienfreundlicher gestaltet werden müssen. Mit angepassten Arbeitszeiten sowie einer geregelten Kinder- und Angehörigenbetreuung möchte Michaele Gincel- Reinhardt dem Karriereknick entgegen wirken. Manfred Krick sieht den Arbeitswert, den Frauen einbringen, als unbezahlbar an. "Im öffentlichen Dienst ist das Umdenken bereits angekommen. Bei vielen Arbeitgebern jedoch fehlt noch immer die Akzeptanz, dass auch Männer die Kinderbetreuung mit übernehmen können." Die Landtagswahl wird am 14. Mai dieses Jahres stattfinden. Ein Großteil der Q2 Schüler sind zu dieser Zeit bereits wahlberechtigt.

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