Oberhalb des Parkplatzes des Naturschutzzentrums Bruchhausen geben vier Jugendliche gerade alles, um eine Grünfläche für Amphibien freizuschneiden. Mit Gartenscheren, Schaufeln und anderen Werkzeugen ausgestattet, sieht das schon ziemlich professionell aus. Angeleitet werden sie dabei von Ehrenamtlern des Vereins „Neue Wege“ e.V., die ebenfalls kräftig mit anpacken. Ganz freiwillig geschieht das aber hier nicht: „Die Jugendlichen leisten mit diesem Einsatz ihre Arbeitsstunden ab, die nach einer Straftat gerichtlich verhängt wurden“, erklärt uns Özkan Aksoy von der Jugendhilfe im Strafverfahren der Stadt Erkrath.
Die Organisation dieser Einsätze hat sich der Verein „Neue Wege“ e.V. zur Aufgabe gemacht. Auch die Vereinsarbeit ist besonders, denn es arbeiten Haupt- und Ehrenamtliche eng zusammen. In der ersten Herbstferienwoche gab es für die insgesamt zehn Jugendlichen aus Erkrath, Mettmann, Heiligenhaus und Haan viel zu tun. Manche Arbeiten stehen jedes Jahr an – wie zum Beispiel das Zurückschneiden von Weiden oder Hecken. Daneben musste Erde zu den Hochbeeten transportiert werden. Für eine Kiefer wurde das Pflanzloch vorbereitet, Bäume und Baumtriebe mussten entfernt werden. Einen Baum mit Wurzeln auszugraben, geht ordentlich in die Arme. Die Hauptamtlichen aus der Jugendhilfe im Strafverfahren sorgten mit den richtigen Tipps dafür, dass es nicht auch in den Rücken geht.
Eine weitere Aufgabe, die „lange Arme“ macht, ist das Pflücken von Äpfeln aus dem oberen Bereich hoher Apfelbäume. Die Bäume hingen in diesem Jahr besonders voll und waren im unteren Bereich bereits abgeerntet. Bevor man an die hochhängenden Äpfel herankam, mussten die Pflückhilfen zwischen den Ästen hindurchjongliert werden. Volle Kisten und Taschen mit Äpfeln bewiesen eindrucksvoll den Fleiß der Gruppe.
„Neben dem Ableisten der Arbeitsstunden, sind solche Einsätze auch eine wichtige pädagogisch-begleitete Maßnahme, um mit den Jugendlichen auf einer anderen Ebene in den Austausch zu kommen“, erklärt Özkan Aksoy. Er und seine Kollegen aus den Städten Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath sind ebenfalls vor Ort und begleiten die Jugendlichen durch die Woche. Hier finden die Teilnehmer eine neue Möglichkeit, in einem anderen Raum, sich gegenüber den Jugendhelfern zu öffnen.
„Die Jungen und Mädchen, denen oftmals die Struktur im Alltag fehlt, erkennen, dass sie auch produktiv sein können und nehmen sich dadurch in ihrer Selbstwahrnehmung positiver und geordneter wahr.“ Statt die Schule zu schwänzen, kleinere Diebstähle zu begehen oder sich auf Schlägereien einzulassen, leisten sie hier einen sinnvollen Beitrag für die Gemeinschaft und ernten dafür auch Anerkennung, die sich wiederum positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt.
„Anfangs sind die Jugendlichen in der Regel eher skeptisch gegenüber solchen Einsätzen und zeigen teilweise auch ihren Unmut darüber“, so Özkan Aksoy. „Doch am Ende einer solchen Woche überwiegt das gute Gefühl, etwas gemeinsam im Team geschafft zu haben, dass auch für alle sichtbar ist. Bestenfalls hat der eine oder andere sogar eine Idee für den zukünftigen Berufswunsch.“
Regelmäßig werden in den Herbst-, Oster- und Sommerferien solche Maßnahmen an unterschiedlichen Orten im Kreis Mettmann durchgeführt. Im Naturschutzzentrum Bruchhausen ist der Verein „Neue Wege“ e.V. bereits zum vierten Mal. Zu den Highlights zählt das jährlich in den Sommerferien stattfindende Graffiti-Projekt. Der Verein, der sich hauptsächlich durch Bußgelder und Spenden finanziert, hat sich vor 18 Jahren auf Initiative der Jugendhilfen gegründet. Im Vorstand des Vereins arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der städtischen Jugendgerichtshilfen der fünf Städte (Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath) mit zurzeit sechs Ehrenamtlichen Hand in Hand, um diese Projekte zu entwickeln und durchzuführen. Wer mehr über den Verein erfahren möchte, klickt einfach auf www.verein-neue-wege.de.