Neanderhöhe: Die Entscheidung rückt näher
Erkrath · Das Interesse der Hochdahler ist groß, wenn es um die geplante Bebauung der Neanderhöhe geht. Dies wurde am vergangenen Dienstag während der anberaumten Bürgerversammlung im Bürgerhaus Hochdahl zum wiederholten Male deutlich.
(tb) Rund 200 Interessierte folgten der Einladung der Verwaltung, die neben Vertretern der Fraktionen mit zahlreichen Akteuren zugegen waren. Bürgermeister Christoph Schultz verdeutlichte in seiner Begrüßung nochmals den Sinn der Versammlung, die zur Diskussion und dem Informationsaustausch dient.
Jörn Wessendorf, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, Umwelt und Vermessung erläuterte zu Beginn der Veranstaltung nochmals den aktuellen Sachstand. Anhand seiner Präsentation veranschaulichte er den Unterschied zwischen Freiflächen (66 Prozent) und Bauflächen (33 Prozent) auf städtischem Boden, dessen Verhältnis sich auch nach der angedachten Bebauung der Neanderhöhe von 3,4 Hektar nicht ändern wird. Stadtkämmerer Thorsten Schmitz kam im Anschluss auf die angespannte Finanzsituation der Neandertalstadt zu sprechen. "Seit 2008 hat Erkrath keinen ausgeglichenen Haushalt mehr. 25 Prozent des städtischen Eigenkapitals, in Summe 50 Millionen Euro, wurden in diesen Zusammenhang bereits verzehrt."
Dass die Zukunft durch die Neubauten der Feuerwehr, dem Auftrag der Sozialen Stadt sowie Sanierungs- und Neubaumaßnahmen an Kitas, Schulen und weiteren Einrichtungen ebenfalls schwer zu Buche schlagen wird, dessen ist sich der Kämmerer sicher. "Wir müssen Einnahmen steigern, ohne die Bürger zu belasten." Pro Einwohner wartet Erkrath mit der geringsten Gewerbefläche im gesamten Kreisgebiet auf. "Auch die Umnutzung des Wimmersberges zur Wohnbebauung trägt nicht zur prozentualen Steigerung bei."
Elmar Stertenbrink, Sprecher der Naturschutzgemeinschaft Neandertal (NSG) konnte die Bedenken der Kritiker anhand einer weiteren Präsentation für die Anwesenden verdeutlichen. Mit einem Video zum Thema "Demokratie geht nicht ohne mich" stieg er in seinen Vortrag ein, der im Wesentlichen auf die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte der Stadt Erkrath und den Bereich Neanderhöhe abzielte. Die Gegenargumente zur Bebauung, die von Seiten der NSG in der Vergangenheit mehrmals veranschaulicht wurden, kamen auch in dieser Präsentation zum Tragen. So sorgen sich die Mitglieder unter anderem um die Auswirkungen der Versieglung, tierischer und pflanzlicher Artenvielfalt, archäologische Aspekte, die direkte Nähe zum Neandertal sowie den wertvollen Ackerboden. Dass die NSG nicht grundsätzlich gegen Ansiedlung von Gewerbe ist, gab Stertenbrink im Nachhinein zu bedenken. "Wir sehen allerdings zahlreiche Leerstände im Stadtgebiet, welche reaktiviert werden könnten."
Bevor es in die Diskussion mit den Bürgern ging, bekamen die vier Fraktionsvorsitzenden, Wolfgang Jöbges (CDU), Detlef Ehlert (SPD), Bernd Osterwind (BmU) und Peter Knitsch (Grüne) das Wort. Da die Entscheidung der BmU das sprichwörtliche Zünglein an der Waage beim kommenden Ratsentscheid darstellt, interessierten sich die Anwesenden besonders für die Entscheidung der BmU-Mitglieder. Auf Nachfrage antwortete Osterwind, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe und auch Änderungsbescheide im Raum stehen, man dem Satzungsbeschluss aber aller Voraussicht nach zustimmen wird.
Der Großteil der anwesenden Bürger brachten bei der anschließenden Diskussionsrunde ihren Unmut zur geplanten Bebauung zum Ausdruck. Hochdahler Bürger Gunnar Greuel sprach offen über seine Sorge, dass Erkrath eine Steinwürste werden könnte. Die Idee, den Bereich touristisch zu nutzen und somit notwenige Gelder für den Haushalt zu akquirieren kam für Bürgermeister Schultz anhand der bereits vorhandenen Gewerbe allerdings nicht in Frage. "Die Fläche ist für den Tourismus nicht attraktiv genug", so Schultz, der lieber das Gewerbe an dieser Stelle gesichert sehen möchte. Dass die Natur seit einiger Zeit merklich geschädigt wird, merkte ein weiterer Bürger an. "Man sollte lieber weitere Wohnbebauung ins Auge fassen und den Haushalt durch steigende Einkommenssteuer aufbessern", so der Wortbeitrag. Dass Wohnbebauung auch gleichzeitig steigende Kosten bei öffentlichen Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder dem ÖPNV bedeutet, gab Bernhard Osterwind zu bedenken. "Diese Alternative haben wir bereits prüfen lassen."
Des Weiteren ging es um Wortbeiträge zum Thema Archäologie. Wolfgang Sternberg vom NABU Kreisverband erklärte, dass ein großes Stück Natur und Kultur durch das geplante Vorhaben verloren gehen würde. "Und das für ein paar Euro!" Archäologe Wolfgang Heuschen ist sich zudem sicher, dass sich eventuelle Fundobjekte in der Größenordnung weniger Zentimeter befänden und demnach bei einem Bauvorhaben verloren gehen würden. Positiv zu der angedachten Maßnahme sprach sich ein Mitglied der Industrie- und Handelskammer aus. Die Entscheidung des Satzungsbeschlusses zum 69. Flächennutzungsplan- Änderungs- und Bebauungsplan Neanderhöhe fällt am 11. Dezember im Rat.