Michelles Herz schlägt für Tiere

Erkrath · Irgendwann wurde der Stress, der Streit und der Ärger mit den Eltern für Michelle so unerträglich, dass sie es nicht mehr ausgehalten hat. In der Schule war sie nur noch körperlich anwesend. Ihre Sorgen, ihre Ängste, drehten sich im Kreis und machten es der 15-Jährigen schwer, sich im Unterricht zu konzentrieren.

 Michelle (li.) zusammen mit Karin Blomenkamp vom Naturschutzzentrum Bruchhausen.

Michelle (li.) zusammen mit Karin Blomenkamp vom Naturschutzzentrum Bruchhausen.

Foto: privat

Irgendwann ging sie gar nicht mehr in die Schule und auch Zuhause hielt sie es nicht mehr aus.

(nic) Geschichten von jungen Schulverweigerern, wie bei Michelle, ähneln sich. Wenn die Psyche mit zu viel negativem Ballast beladen ist, bleibt oftmals wenig bis gar kein Platz mehr, um neues reinzulassen. Ähnlich wie bei Erwachsenen, die am so genannten Burn out-Syndrom leiden, fühlen sich auch junge Menschen ausgebrannt und leer. Das Projekt "Zündstoff - die zweite Chance" vom SKFM Erkrath hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, die den Schulbesuch verweigern, zu helfen. Ziel ist es, durch Motivation und Stabilisation des Schülers, eine stufenweise Rückführung in eine Regelschule zu erreichen.

Dazu ist das Projekt nun in jüngster Zeit eine Kooperation mit dem Naturschutzzentrum Bruchhausen und "Die Werkstatt" eingegangen. Die Schüler des Zündstoffprojektes besuchten die Naturschutzeinrichtung und wurden dabei zu Erntehelfern: Äpfel ernten, waschen, schneiden und pressen. So entstand am Ende ein wohlschmeckender Apfelsaft und ganz nebenbei erfuhren die Schüler viel über Naturschutz und die Aufgaben des Zentrums in Bruchhausen. Seitdem finden solche Besuche regelmäßig statt. "Mir hat der Ausflug ins Naturschutzzentrum so gut gefallen, dass ich sogar ein Praktikum dort gemacht habe", berichtet Michelle. Besonders die Arbeit und die Pflege mit und an den Tieren hat es der jungen Dame angetan und so packt sie inzwischen über ihr Praktikum hinaus regelmäßig ein Mal in der Woche mit an. Ein weiterer positiver Effekt: "Ich möchte später auf jeden Fall einen Beruf ergreifen, der mit Tieren zu tun hat. Aber dafür brauche ich natürlich zunächst einmal einen Schulabschluss."

Michelle ist inzwischen auf einen guten Weg, eine Regelschule zu besuchen und wird nun im Rahmen des Projektes "Zündstoff" Schritt für Schritt ans dieses Ziel herangeführt. Auch mit ihren Eltern läuft es wieder besser. Ein Erfolg also auf ganzer Linie.

Der Verein "Die Werkstatt" nutzt ebenfalls die außerschulische Umweltbildung des Naturschutzzentrums Bruchhausen. Als Einrichtung, die jungen Menschen einen Einstieg in die praktische Anwendung des Handwerks geben möchte, aktivierte sie in der Vergangenheit jugendliche Flüchtlinge, um Infotafeln für Wildbienen her- und aufzustellen. "Diese wurden im Naturschutzzentrum aufgebaut", so Hans Georg Moors (Die Werkstatt). "Auch hier sind weitere Aktionen geplant und ein gemeinsames Projekt mit dem Naturschutzzentrum, dem SKFM Erkrath und 'Die Werkstatt' ist sicherlich für die Zukunft realistisch", so Karin Tost (Fachbereichleitung beim SKFM Erkrath) abschließend.

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