Kommunalwahl 2025 Erkraths Bürgermeister-Kandidaten im Interview

Erkrath · Am 14. September ist Kommunalwahl und in diesem Rahmen stellen wir an dieser Stelle jede Woche einen der insgesamt sechs Bürgermeister-Kandidaten, denen wir allen die gleichen Fragen aus den Bereichen „Wirtschaft und Finanzen“, „Umwelt und Klima“, „Sicherheit“ und „Bildung“ gestellt haben, vor. Als nächstes stellt sich Detlef Ehlert (SPD) unseren Fragen.

Detlef Ehlert (SPD) stellt sich der Wahl zum Bürgermeister für Erkrath.

Foto: SPD Erkrath

Durch welche Maßnahmen kann Erkrath noch attraktiver für Gewerbetreibende werden und welche Maßnahmen werden bereits dazu umgesetzt bzw. wie unterstützt die Politik die ansässigen Firmen?

Detlef Ehlert: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch der Stadt gut. Deshalb will ich hier gute Bedingungen für’s Wirtschaften. Ich will Flächen wie die Neanderhöhe und Kemperdiek-West für Gewerbe erschließen. Und ich setze mich ein für qualifizierte Arbeitskräfte, Betreuungs-, Bildungs- und Ausbildungsplätze, Wohnraum, verkehrliche Anbindung mit ÖPNV, Straßen und (Rad-)Wegen. Das sind wichtige Voraussetzungen für Gewerbeansiedlungen und die Förderung der in Erkrath ansässigen Unternehmen. Gewerbeflächen am Steinhof, in Kempen und Unterfeldhaus will ich weiter für Handwerker optimieren (beispielsweise durch „Stapeln“ von Betrieben und das Angebot von Wohnen am Firmensitz). Maßvolle Gewerbesteuer und ein ständiger, kurzer Draht zwischen Unternehmen und Verwaltung, enge Kooperation mit Wirtschaftsvereinigungen, IHK, Handwerk, Werbegemeinschaften sowie den Hochschulen sichern Kommunikation auf Augenhöhe und fördern Entwicklung. Deshalb sind sie für mich ‚Chefsache’“.

Wie kann man die Zentren in Alt-Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus stärken?

„Die Stadt sorgt für ein „angenehmes“ Umfeld: Fußgängerzonen mit ansprechender Möblierung, niedrige Gebühren für Außengastronomie und Festveranstaltungen. Und unbefugten privaten Autoverkehr dort raushalten. Dafür müssen Polizei und kommunale Ordnungskräfte besser zusammenarbeiten. Vor allem aber braucht es Kaufkraft. Die entsteht durch Wohnungsbau etwa am Wimmersberg oder auf dem Gelände der alten Feuerwache. Auch attraktive Arbeitsplätze helfen: Menschen, die hier leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen, halten den Einzelhandel, die Gastronomie und das öffentliche Leben lebendig. Mit den Vermietern von Ladenlokalen und den Kaufleuten will ich im Gespräch bleiben, Förderprogramme aufspüren und Ehrenamtliche aus Vereinen und Organisationen bei ihrem Einsatz für die Gemeinschaft stärken. Das hilft, Leben in die Stadt zu bekommen.“

Gibt es Ideen, wie man leer stehende Firmenimmobilien zukünftig neues Leben einhauchen könnte?

„Ja, auch wenn das in erster Linie Aufgabe der Eigentümer ist. Die bestimmen durch ihre Preise – für Verkauf oder Vermietung – und durch ihre Bereitschaft, die Gebäude auf technisch und energetisch guten Stand zu bringen und zu halten, ob sich Interessenten finden für neue Nutzungen. Es gibt gar nicht so viele Leerstände, wie manche gern behaupten, aber Bestandsgebäude sind eher ‚unbeliebt‘. Es ist jedenfalls ein Glücksfall, dass anstelle von Flamme ein Rechenzentrum gebaut wird. Das zieht neue Firmen und Unternehmensgründungen aus der digitalen Welt nach. Ich will auch für Biotech-Unternehmen an der Uni Düsseldorf neu und mehr werben, um die entsprechenden Firmen in Unterfeldhaus zu stärken.“

Welche Maßnahmen wurden und werden zukünftig in den einzelnen Zentren von Erkrath ergriffen, um die Bürger vor zukünftigen Hitzeperioden und Starkregenereignisse besser zu schützen?

„Wir können Extremwetter nicht verhindern – aber wir können unsere Stadt besser darauf vorbereiten. Wir sind eine Stadt im Grünen, wir haben in Alt-Erkrath und in Hochdahl ausgedehnte Grünzüge (und den Stadtweiher) mitten in den Ortskernen. Das ist unser Glück und es hilft uns gegen Hitze. Wo – notwendige - Bebauung zugelassen wird, beeinträchtigt sie funktional unsere Frischluftschneisen nicht wesentlich. Auch das schützt mit vor Hitze.

Für unsere Kitas, Schulen und Alteneinrichtungen brauchen wir mehr Hitzevorsorge. Das werden wir jetzt angehen. In Stadtweihernähe wollen wir beim Abwasser vom Misch- hin zum Trennsystem. Dann können wir Regenwasser erfassen und in den Teich einbringen. In Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen an der Düssel müssen wir im Oberlauf „unserer“ Gewässer Aufstauflächen schaffen, um die Gefahren durch Überschwemmungen zu reduzieren.“

Welche öffentlichen Flächen in Erkrath sollen in den nächsten Jahren entsiegelt werden und wie sehen die Stadtzentren der Zukunft aus?

„Die Stadtzentren der Zukunft sind Orte, an denen man sich gern aufhält. Dafür machen wir Erkrath fit. Wir werden wegen der Funktion der Innenstädte keine nennenswerten Entsiegelungen der Fußgängerzonenbereiche hinkriegen und brauchen das auch nicht (s.o.). Öffentliche Flächen auf Dächern will ich begrünen und - wie auch Parkplätze - mit Sonnenenergieanlagen bestücken. Das sollten auch private Eigentümer vermehrt tun. Ich will am Europaplatz auf einem Teil des Tiefgaragendeckels ein Restaurant mit ‚beschirmtem‘ Außenbereich bauen lassen und für schattenspendende Sitzmöbel sorgen. Mehr hitzeverträgliche Baumarten und Bepflanzungen sollen das öffentliche Grün bewahren helfen.“

Welchen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Erkrath attraktiver für alternative Verkehrsmittel zu machen (Stichwort Umstieg aufs Fahrrad, E-Mobilität bzw. ÖPNV)?

„Mit vier S-Bahnhöfen und acht auf die S-Bahn abgestellten Buslinien plus Bürgerbus sind wir gut aufgestellt, wenn nur die Bahnen wieder zuverlässig fahren würden. Was in Erkrath nicht in unserer ‚Macht‘ steht. Aber ich arbeite beim VRR gerade auch persönlich daran mit, dass das wieder besser wird. Demnächst werden die S-Bahnen alle 15 und nicht mehr alle 20 Minuten fahren. Darauf werden wir unsere Buslinien anpassen und neu strukturieren. Wir haben ein Radverkehrskonzept eingeführt. Das muss strikter befolgt werden, was die Pflege und Unterhaltung der Wege angeht: Rumpelstrecken und in den Fahrweg ragendes Gebüsch sind nicht okay, wenn wir mehr Menschen aufs Rad bringen wollen. Wir fördern Carsharing und versprechen uns eine deutliche Steigerung des Angebots – auch mit E-Fahrzeugen – mit der bald einzurichtenden Mobilitätsgarage in den Düsselterrassen und geplanten Mobilitätsstationen an Verkehrsknotenpunkten.“

Welche Maßnahmen sollen zukünftig ergriffen werden beziehungsweise welche Maßnahmen wurden in der Vergangenheit in Erkrath ergriffen, um Angriffe auf Rettungskräfte wie Feuerwehr und Polizei zu verhindern?

„Besonders aufgefallen sind Überfälle auf Sicherheitskräfte Silvester 2024. Wir alle in Rat und Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Jugendarbeit arbeiten daran, mit jungen Leuten in Schulen und Vereinen und an ihren Treffpunkten vor Ort für Respekt zu werben und friedlichen Umgang miteinander einzufordern. Für eine Verstetigung dieser Arbeit hat der Rat zusätzlich Geld bereitgestellt. Konkrete Jugend- und Sozialarbeit in der Sandheide erreicht aber nur einen Teil der möglichen Gewalttäter aus der Silvesternacht. Viele der Randalierer kamen definitiv weder aus dem Ortsteil noch überhaupt aus der Stadt. Deshalb wird eine stärkere Präsenz von Polizei und Ordnungsdiensten an künftigen ‚gefahrgeneigten‘ Tagen unabdingbar sein.“

Was kann man tun, damit sich die Bürger auf den Straßen und öffentlichen Plätzen, gerade in den Abendstunden und in der dunklen Jahreszeit, sicherer fühlen?

„Dass sich die Menschen in unserer Stadt sicher fühlen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Objektiv ist Erkrath nach allen Kriminalstatistiken sicher in dem Sinne, dass hier relativ wenige Straftaten im Kreisvergleich angezeigt werden. Der Kreis Mettmann ist im Landesvergleich ebenfalls im unteren Drittel der Strafauffälligkeiten. Trotz der objektiven Lage gibt es beunruhigte Menschen und Personen, die Angst empfinden. Die zwischen der Polizei und unseren kommunalen Ordnungskräften geschlossene Sicherheitspartnerschaft muss deshalb stärker „draußen“ wahrgenommen werden, Uniformierte müssen auf der Straße insbesondere an gefühlt unsicheren Orten und zu Zeiten außerhalb üblicher Büroarbeit zu sehen sein. Unsere Straßenbeleuchtung wird komplett modernisiert: energiesparend, digital gesteuert ‚auf Abruf‘: das erhöht auch das Sicherheitsgefühl der Menschen, wenn sie nachts oder an dunklen Straßenunterführungen und Brücken ‚selber‘ Lichtschaltungen auslösen.“

Was muss aus Ihrer Sicht geschehen beziehungsweise was ist in der Vergangenheit schon geschehen, um die Erkrather Bildungslandschaft zukunftsfähig zu machen?

„Ich bin ein Anhänger von Gesamtschulen. Politisch gibt es dafür aktuell keine Mehrheit. Ich konzentriere mich daher darauf, moderne, qualitativ gute Schulen und Betreuung zu stärken. Ich will alles zur Unterstützung der Schulen und ihrer Schülerinnen und Schüler sowie der Lehr- und Betreuungskräfte für ein erfolgreiches Lernen tun. Die besondere Herausforderung für unsere Stadt ist, den erheblichen Sanierungsstau unserer Schulgebäude aufzuheben und die erforderlichen Neubauten sowie den Ausbau der Ganztagsbetreuung organisatorisch und finanziell zu stemmen.“

Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Ich bin in die Kommunalpolitik gegangen, weil ich mich um die Menschen und die Dinge um mich herum kümmere.

Meine beste Eigenschaft als Politiker ist, wie andere sagen: meine emotionale und tatkräftige Nähe zu allen Menschen und Orten in Erkrath.

Meine größte Niederlage als Politiker war bisher, dass ich vor dreißig Jahren ein Anmeldeverfahren zu einer Gesamtschule nicht durchsetzen konnte.

Ich setze mich für meine Stadt ein, weil ich die Menschen hier mag und mit ihnen gemeinsam unsere Heimat voranbringen will.

Persönliche Daten:

Name: Detlef Ehlert

Alter: 66

In der Kommunalpolitik tätig seit:

1975 in der SPD, seit 1986 in Ausschüssen und seit 1988 Ratsmitglied