Kommunalwahl 2025 Erkraths Bürgermeister-Kandidaten im Interview

Erkrath · Am 14. September ist Kommunalwahl und in diesem Rahmen stellen wir an dieser Stelle jede Woche einen der insgesamt sechs Bürgermeister-Kandidaten, denen wir allen die gleichen Fragen aus den Bereichen „Wirtschaft und Finanzen“, „Umwelt und Klima“, „Sicherheit“ und „Bildung“ gestellt haben, vor. Heute im Interview: Ralf Lenger (FDP).

Ralf Lenger (FDP Erkrath) stellt sich zur Wahl für das Bürgermeisteramt in unserer Stadt.

Foto: FDP Erkrath

Durch welche Maßnahmen kann Erkrath noch attraktiver für Gewerbetreibende werden und welche Maßnahmen werden bereits dazu umgesetzt beziehungsweise wie unterstützt die Politik die ansässigen Firmen?

Ralf Lenger: „Der Mittelstand und das Handwerk sind das Rückgrat der lokalen Wirtschaft in Erkrath. Diese Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, bilden Fachkräfte aus und prägen das Gesicht unserer Stadt. Wir wollen die Rahmenbedingungen für diese Betriebe verbessern, indem wir Flächen ausweisen, damit die Betriebe wachsen und sich neue Betriebe ansiedeln können. Insbesondere die Fläche Neanderhöhe muss entsprechend vermarktet werden, mit dem klaren Ziel, dass sich neue Unternehmen in Erkrath ansiedeln. Die Ansiedlung von Gewerbetreibenden auf der Neanderhöhe muss Chefsache werden. Hierum muss sich der Bürgermeister durch persönliche Kontakte mit potenziellen Investoren und Unternehmen selbst kümmern. Vor allem muss es uns gelingen, neue Gewerbetreibende für diese Gewerbefläche zu gewinnen, statt nur bestehende Betriebe zum Umzug innerhalb des Stadtgebietes zu ermutigen. Nur durch den Zuzug von Firmen steigern wir das Gewerbesteueraufkommen. Darüber hinaus machen wir uns für die Entwicklung der Gewerbefläche im Bereich Kemperdick-West stark.“

Wie kann man die Zentren in Alt-Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus stärken?

„Wir wollen die Bahnstraße in Alt-Erkrath, den Bereich des Hochdahler Marktes und den Neuenhausplatz wieder lebendiger machen. Daher will die FDP den Einzelhandel, die Gastronomie und die Dienstleistungen dort besonders fördern und unterstützen. Für Außengastronomie sollen in Erkrath keine Gebühren mehr erhoben werden. Für Kundinnen und Kunden ist die Erreichbarkeit von Geschäften ein wichtiges Kriterium. Entscheidungen in der Verkehrspolitik wollen wir daher immer auch mit Blick auf die Förderung des Einzelhandels treffen. Regionale Händler sollten bei Einrichtung von Online-Shops unterstützt werden. Stadtfeste, Feierabendmärkte und möglichst viele verkaufsoffene Sonntage müssen durch die Verwaltung bestmöglich unterstützt werden. Mit den Werbegemeinschaften und Initiativen von Händlern muss die Stadt einen intensiven Dialog auf Augenhöhe pflegen.“

Gibt es Ideen, wie man leer stehende Firmenimmobilien zukünftig neues Leben einhauchen könnte?

„Wir planen Start-Up-Zentren für Firmengründer in Erkrath. Dazu könnten leer stehende Büroflächen in Unterfeldhaus genutzt werden. Im Übrigen halten wir den Leerstand von Gewerbeimmobilien nicht für das Hauptproblem. Zum einen hat sich durch die Ansiedelung eines Rechenzentrums auf dem ehemaligen Flammegelände in Unterfeldhaus ein großer Teil des Leerstands erledigt. Zum anderen fehlt es nach Auskunft der Gewerbetreibenden in Unterfeldhaus vor allem an ausreichendem Parkraum für die Mitarbeiter. Hier müssen wir ansetzen, durch bessere ÖPNV-Anbindung oder der Errichtung eines Parkhauses, damit das Gewerbegebiet Unterfeldhaus attraktiv wird.“

Welche Maßnahmen wurden und werden zukünftig in den einzelnen Zentren von Erkrath ergriffen, um die Bürger vor zukünftigen Hitzeperioden und Starkregenereignisse besser zu schützen?

„Dazu sollten mehr Pflanzen im öffentlichen Raum eingeplant und hitzebelastete Orte verschattet werden. Darüber hinaus können wir kühle Orte mit Wasserspender in der Stadt schaffen und sollten Hitzeschutz für Wohnungslose sicherstellen. Im Bereich der Düssel müssen Ausweichflächen zum vorbeugenden Hochwasserwasserschutz in Abstimmung mit den angrenzenden Kommunen geschaffen werden. Der Schutz von Personen, Infrastruktur und Eigentum kann in Erkrath nur in Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und der Stadtgesellschaft funktionieren. Anhand der bereits in der Vergangenheit aufgetretenen Schadensbilder müssen Bereiche identifiziert werden, an denen zusätzliche Schutzmaßnahmen geboten und praktikabel sind. Dort, wo städtebaulich sinnvoll, fordern wir den Einsatz von Elementen der direkten Wassernutzung statt - ableitung (Schwammstadt).“

Welche öffentlichen Flächen in Erkrath sollen in den nächsten Jahren entsiegelt werden und wie sehen die Stadtzentren der Zukunft aus?

„In Erkrath soll die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle stehen. Das bedeutet, dass öffentliche Plätze, Grünanlagen und Naherholungsräume in die Stadtplanung integriert werden. Das Potenzial zur Entsiegelung von Flächen dürfte in Erkrath eher gering sein. Deshalb müssen bestehende Flächen mit Bäumen und Sträuchern ergänzt werden und darüber hinaus müssen aus dem Stadtgebiet entnommene Bäumen konsequent wieder ersetzt werden. Der Ausbau von Grünflächen und Parks trägt nicht nur zur Erholung bei, sondern fördert auch das Stadtklima und die Umweltfreundlichkeit der Stadt. Die FDP setzt auf eine nachhaltige, langfristig denkende Stadtentwicklung, die ökologische Aspekte berücksichtigt und gleichzeitig Raum für wirtschaftliche Entwicklung eröffnet. Der Schutz von natürlichen Ressourcen, eine energieeffiziente Bauweise und nachhaltige Mobilitätskonzepte sind feste Bestandteile unserer Städteplanung.“

Welchen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Erkrath attraktiver für alternative Verkehrsmittel zu machen (Stichwort Umstieg aufs Fahrrad, E-Mobilität bzw. ÖPNV)?

„Verkehrswege und Infrastrukturen müssen effizient gestaltet werden, um Pendelzeiten zu verkürzen und den Autoverkehr zu entlasten. Die verschiedenen Verkehrsmittel müssen besser vernetzt werden. Dabei setzen wir auch auf das Auto mit Car-Sharing und Verbesserung E-Mobilität durch mehr Ladesäulen im Stadtgebiet. Eine ideologische Umerziehungspolitik mit kostspieligen Verkehrsbarrieren, wie flächendeckenden Tempo-30-Zonen, Fahrradstraßen gegen den Willen der Anwohner wird es daher mit der FDP nicht geben – das gescheiterte Verkehrsexperiment Fahrradstraße Millrather Weg werden wir beenden. Damit ein Umstieg gelingt, muss der ÖPNV in Erkrath attraktiver werden. Das Rückgrat des ÖPNV darf nicht allein die S-Bahn sein. Vielmehr müssen Schnellbusse nach Düsseldorf, Wuppertal und in andere Städte des Kreises das Netz ergänzen. Für die sogenannte letzte Meile setzen wir auf On-Demand-Verkehre.“

Welche Maßnahmen sollen zukünftig ergriffen werden beziehungsweise welche Maßnahmen wurden in der Vergangenheit in Erkrath ergriffen, um Angriffe auf Rettungskräfte wie Feuerwehr und Polizei zu verhindern?

„Der Angriff auf Polizei- und Rettungskräfte ist nicht nur eine Straftat, sondern ein Angriff auf die Zivilgesellschaft und darf nicht toleriert werden. Wir unterstützen die Bemühungen der Feuerwehr, in Schulen Akzeptanz und Respekt für die Arbeit der Rettungskräfte zu schaffen. Sicherheit fängt mit Prävention an. Ich sehe in einer guten Bildungs- und Integrationspolitik ein zentrales Instrument zur Kriminalitätsvermeidung. Menschen, die gute Bildungs- und Berufsperspektiven haben, finden leichter ihren Platz in der Gesellschaft und neigen seltener zu Straftaten. Gegen Straftäter, die teilweise gar nicht im Stadtgebiet wohnen, muss jedoch mit aller Härte des Gesetzes vorgegangen werden. Die Absicht des Kreises Mettmann, die Polizeipräsenz in Erkrath gerade an den Silvesternächten zu verstärken, ist zu begrüßen. Dies reicht aber nicht aus, wenn an den anderen Tagen im Jahr eine solche Präsenz fehlt.“

Was kann man tun, damit sich die Bürger auf den Straßen und öffentlichen Plätzen, gerade in den Abendstunden und in der dunklen Jahreszeit, sicherer fühlen?

„Jeder Mensch soll sich frei und ohne Angst im öffentlichen Raum bewegen können, sei es in Parks, auf Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dafür setzen wir auf eine Zusammenarbeit von Polizei und Ordnungskräften, insbesondere in sogenannten Angsträumen oder Gebieten mit erhöhtem Sicherheitsbedarf. Präventive Maßnahmen wie eine verbesserte Beleuchtung von Straßen, sichere Fußwege und die Gestaltung von Plätzen tragen wesentlich dazu bei, Kriminalität vorzubeugen und das Sicherheitsgefühl zu stärken. Wir setzen auf Prävention und eine verstärkte Polizeipräsenz, die unmittelbarer und wirksamer zur Kriminalitätsbekämpfung beiträgt. Darüber hinaus wollen wir die Zahl der Mitarbeiter des Ordnungsamtes erhöhen, die unabhängig und gemeinsam mit der Polizei auf Streife gehen.“

Was muss aus Ihrer Sicht geschehen beziehungsweise was ist in der Vergangenheit schon geschehen, um die Erkrather Bildungslandschaft zukunftsfähig zu machen?

„Wir möchten die Eigenverantwortung der Schulen stärken und ihnen eigene Budgets zur Verfügung stellen. Die Schulen können am besten darüber entscheiden, wie sie die Mittel am sinnvollsten für Lehrmittel und Ausstattung ausgeben. Wie zukunftsorientiert eine Stadt ist, erkennt man am Zustand der Schulgebäude. Ich möchte unseren Kindern moderne Schulgebäude bereitstellen, die zur Bildung einladen. Eine gute Umgebung fördert das Lernen, daher muss der Zustand unserer Schulen kontinuierlich in den Blick genommen werden. Dabei müssen alle Schulen gleichermaßen berücksichtigt werden und nicht nur bestimmte Prestigeobjekte. Bildung für alle hat für die Freien Demokraten Vorfahrt in Erkrath. Das Schulzentrum Rankestraße wollen wir so schnell wie möglich wieder aufbauen und einen mittelfristigen Sanierungsplan für alle übrigen Erkrather Schulen aufstellen.“

Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Ich bin in die Kommunalpolitik gegangen, weil ich etwas verändern und gestalten möchte.

Meine beste Eigenschaft als Politiker ist, zuzuhören und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Meine größte Niederlage als Politiker war bisher das Scheitern eines freiwilligen Haushaltssicherungskonzeptes in der letzten Wahlperiode.

Ich setze mich für meine Stadt ein, weil Erkrath meine Heimat geworden ist.

Persönliche Daten:

Name: Ralf Lenger

Alter: 58 Jahre

In der Kommunalpolitik tätig seit: 2012