Im Portrait: Neue Wege e.V. Eine Reise zu sich selbst

Kreis. · Es ist frisch an diesem Oktobernachmittag in der Gruitener Grube 10. Doch das tut der Stimmung und dem Tatendrang der Akteure vor Ort keinen Abbruch. Der Mettmanner Verein „Neue Wege“ ist mit sieben Jugendlichen im Wald unterwegs und hat dabei gleich mehrere Ziele vor Augen: Sich selbst und der Natur ein Stückchen näher zu kommen und dabei der Gesellschaft etwas Sinnvolles zurück zu geben.

 Die Abgeschiedenheit des Waldes hat so manchem geholfen, wieder zu selbst zu finden und Dinge klarer zu sehen: Mitglieder des Vereins „Neue Wege“ - Einar Sosna, Melanie Rohde, André Duschke, Manfred Cserni (v.li.) helfen mit unterschiedlichen Projekten straffällig gewordenen Jugendlichen mittels einer mentalen Reise zu sich selbst dabei. Unterstützung bekommen sie dabei von Baumpfleger Sven Szymanski (Mitte).

Die Abgeschiedenheit des Waldes hat so manchem geholfen, wieder zu selbst zu finden und Dinge klarer zu sehen: Mitglieder des Vereins „Neue Wege“ - Einar Sosna, Melanie Rohde, André Duschke, Manfred Cserni (v.li.) helfen mit unterschiedlichen Projekten straffällig gewordenen Jugendlichen mittels einer mentalen Reise zu sich selbst dabei. Unterstützung bekommen sie dabei von Baumpfleger Sven Szymanski (Mitte).

Foto: nic

Die einen haben Zigaretten gestohlen, andere haben sich geprügelt und manche hatten einfach keinen Bock auf Schule. Es sind Jugendliche - im Alter zwischen 14 und 21 Jahren - die mit sich selbst und am Ende mit dem Strafgesetz in Konflikt geraten sind. Ihre Taten sind zwar in der Regel „harmlos“, aber vor Gericht mussten sie dafür dennoch die Konsequenzen ziehen. Sozialstunden abzuleisten, ist da ein bewährtes Mittel, um die jungen Menschen wieder auf den richtigen Pfad zu bringen. Der Verein „Neue Wege“, der sich vor 13 Jahren gegründet hat, unterstützt sie dabei. „Damals haben sich die Jugendgerichtshelfer der Städte Mettmann, Wülfrath, Heiligenhaus, Haan und später auch Erkrath zusammen getan, um ein Netzwerk zu gründen, Kräfte zu bündeln und so gemeinsam mehr für die Jugendlichen zu erreichen“, sagt uns André Duschke, Jugendgerichtshelfer der Stadt Wülfrath. Eines dieser Angebote ist beispielsweise das heutige Arbeitsprojekt in der Grube 10 und Grube 7 in Gruiten.

Die Sozialpädagogen beziehungsweise Sozialarbeiter der genannten Jugendgerichtshilfen sind gemeinsam mit den Jugendlichen in einem Waldstück unterwegs und räumen quasi auf. Unter Anleitung von Sven Szymanski, der unter anderem ausgebilderter Baumpfleger ist und einen eigenen Garten-und Landschaftsbaubetrieb führt, sammeln die jungen Teilnehmer am Boden liegende Äste, um um das Areal, auf dem sie gerade arbeiten, eine Totholzhecke zu errichten. „Diese dient dazu, dass hier keine Hunde, Wanderer oder Montainbiker durchlaufen“, erklärt Duschke. Auf dem Areal selber werden dann die gefällten Fichten, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind, von Sven Szymanski fachmännisch entastet und in kleinere Stücke zersägt. Dann stapeln die Jugendlichen das Holz auf einem Haufen. Arbeit, die ganz schön in die Arme geht und viele auch schwitzen lässt. Doch trotz der körperlichen Anstrengung schaut man überall in zufriedene Gesichter.

Es scheint den jungen Männern, die heute hier an diesem Ort ihre Sozialstunden ableisten, offenbar Spaß zu machen, sich  mal so richtig auszupowern. „Das ist hier wie ein kleiner Männerspielplatz“, schmunzelt Duschke. Während der Arbeit bilden sich für Duschke und seine Kollegen Melanie Rohde (Jugendgerichtshilfe Heiligenhaus), Manfred Cserni (Jugendgerichtshilfe Mettmann) und  Einar Sosna (Jugendgerichtshilfe Haan und Gründungsmitglied des Vereins Neue Wege) immer wieder Gelegenheiten, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und über Sorgen und Nöte derer zu sprechen. Özkan Aksoy von der Jugendgerichtshilfe Erkrath ist beim heutigen Termin nicht vor Ort.

Hauptaufgabe des Vereins ist es Jugenddelinquenz in den beteiligten Kommunen zu vermeiden. In diesem Sinne werden Mitgliedsbeiträge, Geldbußen und Spenden konsequent zur Finanzierung von präventiven Maßnahmen für gefährdete und straffällige Jugendliche eingesetzt. „Wir wollen uns den immer wieder neuen Herausforderungen von Jugendkriminalität stellen und kreative Lösungen entwickeln. Das gilt für präventive Angebote ebenso wie für weitere Maßnahmen nach Straffälligkeit.“ Zu den Angeboten des Vereins zählen unter anderem Anti-Aggressions-Trainings, Graffitiprojekte , sozialpädagogisch angeleitete Arbeitsprojekte (wie in Grube 7 und Grube 10) sowie eine materielle Wiedergutmachung an geschädigte Jugendliche und Heranwachsende im Rahmen eines Opferfonds.

Vier Tage lang waren die Jugendlichen in der vergangenen Woche in der Natur unterwegs. Ob sie das am Ende davon abhält, erneut straffällig zu werden, bleibt abzuwarten. So oder so haben sie aber auch dazu gelernt - fernab von ihren Handys, Facebook, Instagram und Co. - auf ehrliche und harte Arbeit kann man immer stolz sein und das sind sie am Ende des Tages auch.

Verein Neue Wege e.V.
Neanderstraße 85
40822 Mettmann
www.verein-neue-wege.de
info@verein-neue-wege.de

(nic)
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