1. Die Stadt

„Die Zeit war extrem hart“

„Die Zeit war extrem hart“

Langzeitarbeitslosigkeit - dieser Begriff macht den Deutschen Angst. Im Kreis Mettmann sind statistisch gesehen 56 Prozent der Arbeitslosen länger als ein Jahr arbeitslos und fallen somit unter diesen Begriff.

Insgesamt sind es gerade diese Fälle, die häufig schwer zu vermitteln sind. "Wir hatten im Dezember 2014 immerhin 415 Langzeitarbeitslose weniger als ein Jahr zuvor", sagt Martina Würker, Geschäftsführerin des Jobcenters ME-aktiv. Eine Zahl, die Mut macht. Dass es einen Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit gibt, zeigen drei Beispiele: Karlsten Coleman, Bea Zeidler und Ayla Bucan waren alle mindestens zwei Jahre arbeitslos, haben jedoch mit Hilfe des Jobcenters neue Anstellungen gefunden. "Ich habe eine Frau und zwei Kinder", sagt Karlsten Coleman, dem nach seiner Ausbildung als Fachlagerist gekündigt wurde. "Es war mitunter deprimierend, denn ich bekam wirklich nur Absagen auf meine Bewerbungen." Die Zeit der Arbeitslosigkeit war hart für ihn und seine Familie. Trotzdem hat er nicht aufgebeben und beim Chempark in Leverkusen eine Anstellung als Rohvorrichter und Schweißer bekommen. Weiterbildungen und persönlichese Engagement waren dafür nötig, doch Colemann hat die Anforderungen gemeistert und sich nie aufgegeben.

Bea Zeidler und Ayla Bucan ging es ähnlich. Bea Zeidler hat nun zwei Jobs in einer Drogerie und als Familienbetreuerin. Die 52-Jährige hat ihr Leben lang gearbeitet, mal hier, mal da. "Ich hatte eigentlich immer einen Job", erinnert sie sich und auch als sie arbeitslos war, hat sich ihre Einstellung nicht geändert. "Ich habe nie aufgegeben und habe nun mit Hilfe des Jobcenters die beiden Jobs gefunden, die mir sehr viel Spaß machen." Bei DM arbeitet sie zweimal in der Woche, die Familienbetreuung läuft über die Firma "Care and More", dort ist Bea Zeidler in der restlichen Zeit aktiv.

Ayla Bucan arbeitet als deutsche Muttersprachlerin als Dozentin mit Migranten zusammen. Die 33-jährige Türkin, die in Deutschland geboren ist, hat nach der Schule zunächst eine Ausbildung als islamische Theologin gemacht, doch ihren Job dann nicht behalten können. Daraufhin hat sie eine Umschulung zur Bürokauffrau absolviert, doch auch in diesem Metier keine Festanstellung gefunden. "Ich war gut drei Jahre arbeitslos", sagt Ayla Bucan, die gemeinsam mit Bettina Bommersbach-Rudnik vom Jobcenter dann überlegt hat, in welche Richtung sie gehen könnte. "Wir hatten die Idee zur Fahrschullehrerin oder zu einer Lehrtätigkeit in einem Bildungsinstitut, das Ausländern die deutsche Sprache näher bringt." Dozentin klang für Ayla Bucan zunächst sehr gewaltig, doch die Einschätzung der Beraterin vom Jobcenter sollte sich als goldrichtig erweisen. "Frau Bucan braucht mitunter etwas Zeit, um aufzutauen", sagt Bettina Bommersbach-Rudnik. "Doch die Arbeit mit Migranten beim Bildungsträger Terzia ist wie auf sie zugeschnitten." Dort teilt sich ihr Beruf nun in zwei Teile auf. Auf der einen Seite ist sie in der Verwaltung tätig und gibt zusätzlich noch Sprachunterricht für Menschen, die gerade nach Deutschland gekommen sind. "Für mich ist damit ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen, die Arbeit mit den Schülern erfüllt mich", sagt Ayla Bucan, die vorher in fünf Jahren zu gerade einmal fünf (!) Bewerbungsgesprächen eingeladen worden ist.

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"Uns zeigen diese Fälle, dass sich die Arbeitnehmer auch etwas Zeit mit den Bewerbern nehmen sollten", sagt Martina Würker, die Jobcenter-Leiterin für den Kreis Mettmann. "Praktika helfen, sich gegenseitig kennenzulernen und vermitteln einen viel besseren Eindruck als kurze Bewerbungsgespräche."

Für Karlsten Coleman, Bea Zeidler und Ayla Bucan hat sich die Ausdauer bezahlt gemacht. Alle drei sind glücklich in ihren Berufen und einfach froh, der Langzeitarbeitslosigkeit entronnen zu sein. "In allen drei Fällen sind auch die Arbeitgeber mehr als zufrieden", sagt Martina Würker. Drei Beispiele, die anderen Mut machen!

(Lokal Anzeiger Erkrath / Felix Förster)