Kampf für Hochdahls Kleinod „Nicht noch einmal 14 Jahre warten“

Hochdahl · Wenn man durch den Bayer-Park in Hochdahl streift, dann lässt sich erahnen, wie prachtvoll und liebevoll gestaltet dieses Kleinod einst war. Doch die besten Tage hat dieser Ort inzwischen hinter sich.

 Herbert (li.) und Gottfried Bander vom Bürgerverein Hochdahl vor einem der Teiche im Hochdahler Bayer-Park, die einer Auffrischungskur bedürfen.

Herbert (li.) und Gottfried Bander vom Bürgerverein Hochdahl vor einem der Teiche im Hochdahler Bayer-Park, die einer Auffrischungskur bedürfen.

Foto: nic

Auf der Webseite der Stadt Erkrath wird der Bayer-Park als grüne Oase mit prachtvollen Gebäuden, einer wunderschönen Lindenallee, Streuobstwiesen und Teichen beschrieben, die Besucher zum Spazieren einladen. Doch ganz so positiv steht es um das Naherholungsgebiet der Hochdahler leider nicht. Viele Flächen sind heute zugewachsen, wirken ungepflegt und einige Gebäude, die teilweise in städtischer, aber auch in privater Hand sind, werden dem Verfall überlassen. Zu erwähnen wäre in diesem Zuge beispielsweise der Gartenpavillon, den Dr. Richard Bayer während einer Geschäftsreise 1915 entdeckte und dann als Teehaus im Park aufstellen ließ. Steht man heute vor dem Gebäude, ist dieses nur noch ein Schatten seiner selbst. Seit 1989 ist die Stadt Erkrath Eigentümerin des Pavillons und überlässt ihn augenscheinlich einfach seinem Schicksal. Nach der Eintragung als Baudenkmal im Jahre 1986 und einer aufwendigen Restaurierung 1988 ist außer der Einzäunung mit NATO-Draht weder von der EGH als damalige Eigentümerin als auch nach dem Übergang in städtischer Hand offenbar ein Stillstand hinsichtlich Pflege und Unterhaltung eingetreten. Zahlreiche Vandalismus-Schäden sprechen Bände (wir berichteten). „Alle unsere Bemühungen um eine vertretbare Lösung des Problems sind leider ins Leere gelaufen“, sagt uns ein sichtlich enttäuschter Herbert Bander.

Der Bayer-Park wurde einst vom Berliner Architekturbüro Kayser und von Großheim gestaltet, ebenso errichtete das Unternehmen im Jahr 1899 die im Park stehende Villa, die der Familie Bayer später als Sommerhaus diente. Das renommierte Architektur-Büro war einmal Kandidat für den Bau des Reichstags. 1910 erwarb der Geheime Kommerzienrat Friedrich Bayer das Gebäude, dem Sohn des Mitbegründers der Bayer-Werke.

Seit 14 Jahren kämpft der Bürgerverein Hochdahl - vorneweg die beiden Brüder Herbert und Gottfried Bander - dass der Park inklusive aller dort stehender Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird und in diesem Zuge ein entsprechendes Parkpflegewerk erarbeitet wird. „Wir haben hier einen Großteil unserer Jugendzeit verbracht. Für uns war dieser Ort ein einzigartiger Spielbereich“, erinnert sich Gottfried Bander. Für viele andere Trillser Kinder der Nachkriegszeit war der Park schon deshalb geheimnisvoll, weil er umzäunt war und kein Fremder ihn eigentlich betreten durfte. „Wir fanden dennoch Schlupflöcher, um im Buchenwald mit seinen dichten Ilexsträuchern Indianer zu spielen“, schmunzeln die beiden Brüder.

Auch unter historischen Aspekten bietet der Park einige interessante Fakten. So kam es bespielsweise zu folgendem Ereignis: Am Fuße des Bayer-Parks fand in der Nacht nach dem Flugzeugabsturz über Trills am 21. November 1944 der kanadische Bordschütze Jim McPhee Unterschlupf, um sich von dort aus in Richtung Westen durchzuschlagen. „Es wird vermutet, dass Teile des Flugzeuges noch immer auf dem Grund von einem der beiden Teiche ruhen.“ Auch hinter den Gebäuden des Parks, wie das Taubenhäuschen (Duvenköppken), das Kutscherhaus oder die Bayer-Villa, stehen spannende Geschichten.

2009 reichte der Bürgerverein Hochdahl einen Antrag auf Unterschutzstellung des Bayer-Parks bei der Stadt ein. Im Laufe der Jahre hat der Verein dann zahlreiche Vorstöße unternommen, dass die Stadt das Vorhaben in die Tat umsetzt. Der Stadtverwaltung liegt hierzu bereits ein erstes Gutachten aus dem Jahr 2011 vor. Laut Verwaltung sind die darin enthaltenen Einschätzungen und Erkenntnisse durch anschließende Naturereignisse wie Stürme, Hitze und Trockenheit mittlerweile teilweise überholt, so dass eine aktuelle Bestandsaufnahme durch ein neues (zweites) Gutachten zur Einordnung und Klärung des Sachverhaltes ratsam wäre. Parallel hierzu hat die Verwaltung den betroffenen privaten Eigentümerinnen und Eigentümern einzelner Teilflächen des Parks bereits eine weitere (aktuelle) Gelegenheit zur Anhörung gegeben, da der Park nicht vollständig in städtischem Eigentum steht. Im Falle einer Eintragung des gesamten Parks in die Denkmalliste wären auch die privaten Flächen beziehungsweise Eigentümerinnen und Eigentümer davon betroffen und im Sinne des Denkmalschutzes zur fachgerechten Instandhaltung verpflichtet. Bislang gilt dies nur für die Eigentümer der Gebäude, welche bereits als einzelne Baudenkmäler in dem Bereich des Bayer-Parks in die Denkmalliste eingetragen sind.

Hinzukommt, dass eine denkmalrechtliche Unterschutzstellung des Parks ein sogenanntes „Parkpflegewerk“ nach sich zieht, dass die turnusgemäße Wartung und Instandhaltung des Denkmals beziehungsweise Parks und seiner einzelnen Bestandteile (unter anderem Bäume, Pflanzen, Gehölze) definiert und regelt. „Erst mit Vorliegen eines solchen Parkpflegewerkes könnte eine fundierte und seriöse Einschätzung darüber gegeben werden, welchen finanziellen und personellen Mehraufwand ein denkmalgeschützter Bayer Park für Erkrath bedeuten würde“, so ein Sprecher der Stadt Erkrath. „An dieser Stelle sei ebenso zu erwähnen, dass allein die Erstellung eines solchen Parkpflegewerks mit einem zeitlichen (circa zwei Jahre), personellen sowie finanziellen Aufwand verbunden ist. Im Zuge des Haushaltsoptimierungskonzeptes (HOK) der Stadt Erkrath soll die Maßnahme aus diesen Gründen daher zunächst nicht weiter verfolgt werden. Weiterhin gilt es zu bedenken, dass die Umsetzung der in einem Parkpflegewerk festgelegten Maßnahmen weiteren erheblichen finanziellen wie personellen Aufwand mit sich bringen wird.“ Unabhängig von der Denkmalschutz-Pflege würde der Bayer-Park seitens der Stadt bereits jetzt schon - im Rahmen der Versicherungspflicht - in regelmäßigen Abständen von den städtischen Gärtnern gesichtet, gepflegt und so weit wie möglich in seinem aktuellem Erscheinungsbild gewahrt.

Das geht dem Bürgerverein aber nicht weit genug und die Vertreter sind verärgert, dass ihrem Ansinnen nicht entsprechend Aufmerksamkeit gewidmet wird. „Wir sind sehr enttäuscht und fühlen uns nicht ernst genommen. Nun muss die Tragikomödie wieder von vorne aufgerollt werden, wozu vor allem das Anhörungsverfahren gehört. Wenn das wiederum 14 Jahre in Anspruch nimmt, können dann womöglich unsere Erben daraus einen Nutzen ziehen“, sagt Gottfried Bander. „Mittlerweile und bedingt durch den schleppenden Verlauf dieser Geschichte, richten wir unser Augenmerk derzeit nur noch auf eine Auffrischung der beiden Teiche im Bayer-Park“, so Herbert Bander. Diese sind im Laufe der Jahre stark zugewachsen und verschlammt. „Das ist wirklich schade, denn man könnte hier einen wunderschönen Ort zum Verweilen errichten. Mit einem stilvoll angelegten Naturweg, ein paar Bänken und einer kleinen Holzbrücke würde der östliche Teich wieder zu neuem Glanze erstrahlen. Darüber würden sich sicherlich auch die Bewohner des benachbarten Rosenhofes freuen, der nur wenige Schritte entfernt liegt.“

Doch auch hier stößt der Bürgerverein auf Widerstand. Seitens der Stadt heißt es: „Maßnahmen, wie die Neugestaltung und Aufwertung der Teiche, wären erst in einem den Bayer-Park betreffenden Gesamtgefüge - wie beispielsweise einem Parkpflegewerk - sinnvoll und nachhaltig, da erst so alle damit verbundenen Folgemaßnahmen und Kosten für die künftige Instandhaltung und Pflege dauerhaft geklärt und geregelt wären. Ebenso ist nicht auszuschließen, dass ein isolierter ‚Eingriff‘ im Bereich der Teiche bereits eine zustimmungsbedürftige Veränderung des Gesamtdenkmals bedeuten würde, weshalb darüber erst am Ende des Eintragungsverfahrens final entschieden werden kann.“ Aus Sicht des Bürgervereins sollte das aber auf keinen Fall das letzte Wort sein. Denn auch die angesammelten Spenden für dieses Projekt können aus steuerlichen Gründen nicht unbegrenzt lange in der Vereinskasse verbleiben.

redaktion@lokal-anzeiger-erkrath.de).">Wie stehen Sie zu diesem Thema? Macht es Sinn, den Bayer-Park unter Denkmalschutz zu stellen? Sind sie mit seinem derzeitigen Erscheinungsbild zufrieden? Wo könnte die Stadt Erkrath unabhängig in der Frage des Denkmalschutzes, den Park besser pflegen? Welchen Wert hat der Bayer-Park für Sie? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung. Schreiben Sie an den Lokal Anzeiger Erkrath per Mail ().

(nic)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort