Die richtige Bildformel ist wichtig

Hochdahl · Er drückt mit Bilder aus, was andere nicht in Worte fassen können: Jacques Tilly. Am 28. September war er als Referent des ökumenischen Bildungswerks in Erkrath.

 Der Künstler in Aktion: Jacques Tilly.

Der Künstler in Aktion: Jacques Tilly.

Foto: Jacques Tilly 2010

(RG) Der Titel der ersten Veranstaltung des ökumenischen Bildungswerks im neuen Programm lautete 'Satire in Zeiten der Terrorangst und des Populismus‘. Der Referent war Jacques Tilly und der lockte rund 140 Menschen ins evangelische Gemeindezentrum in der Sandheide. Gut besucht sind die Veranstaltungen des ökumenischen Bildungswerks immer, aber für die Besucher dieses Abends mussten noch einige Stühle herangerückt werden. Den meisten von uns ist Tilly durch seine politischen Mottowagen beim Rosenmontagszug bekannt. Die provozieren, die drücken die Stimmung in der Gesellschaft aus und treffen vieles auf den Punkt. Fotos seiner Mottowagen gehen um die Welt und werden von der internationalen Presse aufgegriffen. Wenn am Aschermittwoch der Abriss der Wagen beginnt, melden sich oft 'Zweitnutzer‘ und der ein oder andere Wagen macht in einem anderen Land noch einmal seine ganz eigene Karriere. Mottowagen, die einen solchen Weg nehmen, haben nach Tilly die richtige 'Kawuppdizität‘, was für ihn das rheinische Wort für Durchschlagskraft bedeutet.

Über Tilly ließe sich sagen 'Er nimmt kein Blatt vor den Mund‘, aber was er zu sagen hat, sagt er nur selten in Worten. Er nutzt Bilder, die das ausdrücken, wofür man gewöhnlich viele Worte braucht. "Meine Mottowagen sind erfolgreich, wenn ich die richtige Bildformel gefunden habe und auch jeder Jeck noch mit 1,8 Promille versteht, was gemeint ist", beschreibt er seine Arbeit und Schaffenskunst, die ihm nicht nur Fans einbringt. Während seines Vortrags verliest er auch einige von den 'Hass-Mails‘, die er mit schöner Regelmäßigkeit erhält. Etwa 700 Stück hat er davon schon erhalten. Ein Besucher möchte wissen, ob ihm das nicht Angst mache und ob er sich ernsthaft bedroht fühlt, woraufhin Tilly erklärt, das man sich nicht verstecken darf, wenn man nicht möchte, dass der Terror siegt. Er kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen Bilder seiner Mottowagen vorab bekannt wurden und Bedenkenträger zu Wort kamen. Heute gilt: Das Motto seiner Wagen bleibt bis zur letzten Minute geheim. "Beschwerden werden erst am Aschermittwoch entgegen genommen.", verrät er den Zuschauern schmunzelnd. Und wenn Tilly ausnahmsweise nicht gestaltet, sondern spricht, nimmt er tatsächlich kein Blatt vor den Mund. Als ein Zuschauer ihn nach Luther fragt, antwortet Tilly: "Ich bin kein großer Luther-Freund. Reformation ist wichtig, aber wenn es nach Luther gegangen wäre, gäbe es in Deutschland keinen Karneval mehr und ich könnte nicht das tun, was ich tue. Karneval wird heute nur noch in Regionen gefeiert, die katholisch geprägt sind."

Die nächste Veranstaltung des Ökumenischen Bildungswerks Hochdahl mit Hubert Kamphues als Referent trägt den Titel 'Jesus und das liebe Geld‘ und findet am Donnerstag den 26. Oktober um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Sandheide statt.

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