Noch ist Wohnraum in Erkrath bezahlbar

Kreis · Unter dem Titel "Wohnen ist ein Menschenrecht" lud der Paritätische Kommunalpolitiker und Vertreter aus Vereinen und Verbänden ins Bürgerhaus Hochdahl ein.

 Jürgen Wördemann (Sachgebietsleiter Bereich Wohnungswesen in der Kreisverwaltung Mettmann), Sylvia Rietenberg (Fachreferentin für Wohnungspolitik des Paritätischen NRW) und Anne Sprenger (Vorstandsvorsitzende des Paritätischen im Kreis Mettmann, v.li.).

Jürgen Wördemann (Sachgebietsleiter Bereich Wohnungswesen in der Kreisverwaltung Mettmann), Sylvia Rietenberg (Fachreferentin für Wohnungspolitik des Paritätischen NRW) und Anne Sprenger (Vorstandsvorsitzende des Paritätischen im Kreis Mettmann, v.li.).

Foto: RG

(RG) Sylvia Rietenberg, Fachreferentin für Wohnungspolitik des Paritätischen NRW, informierte in ihrem Vortrag vor allem über Wohnraumbedarf, Wohnraummangel, Wohnungslosigkeit und über die im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Landesregierung vereinbarten Gesetzesvorhaben im Bereich Wohnungspolitik und deren mögliche Auswirkungen. Ihre Ausführungen machen deutlich, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen wird und wie viel sozialer Sprengstoff darin steckt. In den kommenden Jahren fallen viele Sozialwohnungen aus der Bindung, während viel zu wenig neue Sozialwohnungen entstehen. Die Mieten steigen weiter an und das wird zunehmend zu einem Problem für fast alle Menschen. Auch die steigende Zahl Wohnungsloser lässt nichts Gutes erwarten, die ist seit 2014 inklusive geflüchteter Menschen um 150 Prozent gestiegen und wird laut Prognosen bis 2020 bundesweit auf 1,2 Millionen Menschen ansteigen.

Wie die Entwicklung rund um bezahlbaren Wohnraum im Kreis Mettmann aussieht, präsentierte Jürgen Wördemann, Sachgebietsleiter im Bereich Wohnungswesen in der Kreisverwaltung Mettmann. Die mittlere Angebotsmiete bei Erstvermietungen in Neubauten liegt durchschnittlich bei 9,72 Euro, variiert in den einzelnen Städten aber stark. Heiligenhaus liegt mit 12 Euro je Quadratmeter an der Spitze, Velbert und Wülfrath mit 8 Euro ganz unten. Erkrath liegt mit 10 Euro im Mittelfeld. Der Durchschnitt bei Bestandsmieten und Wiedervermietung liegt bei 7,02 Euro. Am teuersten sind Bestandswohnungen in Hilden mit einem Quadratmeterpreis von 8 Euro, am preiswertesten in Velbert mit 6 Euro. Erkrath liegt mit 7 Euro fast genau auf dem Durchschnittswert.

Jürgen Wördemann präsentiert auf seinen Folien auch den Anteil geförderten Mietwohnraums an allen Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, der im Kreis Mettmann mit 10,3 Prozent noch über dem Durchschnitt liegt. Erfreulicher Weise führt Erkrath hier mit einem Anteil von 21,1 Prozent die Tabelle unangefochten an. Den geringsten Bestand hat Monheim mit 5,2 Prozent. Auch bei der Modellrechnung zum Wegfall geförderten Wohnraums bis 2030 steht Erkrath im Vergleich noch sehr gut da. Hier bei uns werden voraussichtlich nur 12,8 Prozent aus der Bindung fallen, während es für andere Städte mit zum Teil 50 bis über 70 Prozent düster aussieht. Auch führt Monheim die Spitze negativ an. Der Durchschnitt im Kreis liegt bei 31,5 Prozent und damit noch unter dem Landesdurchschnitt von 36,7 Prozent. Die Entwicklung ist auch durch die Möglichkeit der vorzeitigen Ablösung der geförderten Kredite beschleunigt. Unter den Teilnehmern ist auch Stefan Freiberg, Fachbereichsleiter Soziales in der Stadt Erkrath. "Ich bin froh, dass wir hier in Erkrath im Vergleich noch so gut dastehen", freut er sich ein klein wenig, denn in den Nachbarstädten sieht es durchweg schlechter aus.

"Kann der Bund die Immobilien nach Wegfall der Bindung zurückkaufen?", möchte ein Teilnehmer in der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde von den Referenten wissen. "Das ist schwierig und würde viel, viel Geld kosten", dämpft Sylvia Rietenberg mögliche Erwartungen. "In Hilden wird es für Hartz IV Empfänger immer schwieriger eine zu Wohnungen zu finden, weil Vermieter wegen der vielen Sanktionen mit Mietausfällen rechnen müssen", berichtet ein anderer Teilnehmer über derzeitige Entwicklungen.

"Die freien Wohlfahrtsverbände müssen aus der Nische der Betreuung kommen, warum nicht selbst Vermieter werden", denkt man laut über Lösungen nach. Klar ist am Ende der Veranstaltung, dass Politik, Kommunalverwaltungen und freie Wohlfahrtsverbände gemeinsam Lösungen finden müssen.

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