"Shades of Grey" Sie tun es freiwillig? Viel Spaß!

Erkrath · Ein erfolgreicher Geschäftsmann zieht die eher unscheinbare Studentin in seinen Bann. Gemeinsam tauchen sie ab in die Welt von Bondage, Dominanz und Sadismus.

So weit die Geschichte von "Shades of Grey", der gerade in den Kinos angelaufen ist. Wie viel Experimentierfreude ist gesund? Der Lokal Anzeiger Erkrath sprach mit dem Diplom-Psychologen Rolf Schmiel.

Was bringt Frauen in einer emanzipierten Welt dazu, sich auf sexueller Ebene zu unterwerfen?
Psychologen erleben immer wieder, dass gerade geschäftlich erfolgreiche Männer den Weg zur Domina suchen. Dass Menschen, die beruflich Verantwortung tragen, weitereichende Entscheidungen treffen und ihre Mitarbeiter leiten außerhalb der Geschäftswelt Lust an der Unterwerfung haben, ist schon ein Klassiker. Neu ist, dass emanzipierte Frauen an dieser Rolle gefallen finden. Überträgt man das Schema aus der Männerwelt, lässt das vermuten, dass heute auch Frauen eine stetig wachsende Verantwortung tragen und in ihrer Freizeit ein Gegengewicht suchen. Die junge Studentin, die diese Rolle im Film spielt, ist wohl eher untypisch.

Die Grenzen zwischen Lust und Schmerz, Faszination und Schock sind fließend. Wie viel Experimentierfreude ist gesund?
Nur weil für viele Menschen Sado-Maso-Spiele ungewöhnlich sind, sind sie nicht ungesund. Wichtig ist dabei, dass alles freiwillig geschieht. Es müssen möglichst vorher Grenzen vereinbart werden, an die sich beide Seiten auch halten. Dann ist das eine schöne Möglichkeit, neue Facetten zu entdecken.

Wie erkenne ich dann, ob Lust sich in Abhängigkeit und Identitätsverlust verwandelt?
Eine Abhängigkeit - ob von Drogen, Sex oder anderen Dingen - ist immer dann gegeben, wenn das Thema keine Facette mehr ist, sondern das Handeln und Denken bestimmt. Ich kann nur raten, offen über sexuelle Wünsche zu sprechen und klare Grenzen zu definieren. Wenn sich der dominante Part nicht daran hält, sollte man das Spiel sofort beenden.
Das Interview führte Andrea Bindmann

Seit 1999 ist Rolf Schmiel als selbstständiger Diplom-Psychologe, Kongressredner und Autor tätig.
In seinem gerade erschienen Buch "Senkrechtstarter" heißt ein Kapitel "Sadomaso in Nadelstreifen."

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