Wir wollen in Dialog treten

Erkrath · Gesprächsthema Nummer Eins bei Eltern von Kleinkindern ist derzeit die anstehende Beitragserhöhung für Kinderbetreuungen. Bürgermeister Christoph Schultz veröffentlichte vor wenigen Wochen die geplanten Tabellen und trat eine wahre Diskussionslawine los, die im vergangenen Jugendhilfeausschuss (JHA) am 12. Mai ihren Höhepunkt fand.

 (v.l.) Jugendamtselternbeirat Sven Lutter, Carina Hennig, Patrizia Klopote und Dominik Heilein.

(v.l.) Jugendamtselternbeirat Sven Lutter, Carina Hennig, Patrizia Klopote und Dominik Heilein.

Foto: tb

(tb) Nun will eine Gruppe engagierter Eltern, die für ein familienfreundliches Erkrath stehen, den Spieß der Verwaltung gehörig umdrehen und sich unter anderem für moderatere Erhöhungen einsetzen. Erzielt werden soll der Plan mit einer symbolischen Unterschriftensammlung, die eine Notwendigkeit des erneuten Überdenkens der Tabellen zur Folge haben soll. "Familien brauchen eine Lobby und wir möchten diese bieten", so Carina Hennig. Die Mutter setzte sich nach der Tagung des JHA mit Jugendamtselternbeirat Sven Lutter sowie weiteren Eltern zusammen, um einen Informationsbrief mit Hauptforderungen und Vergleichstabelle zu gestalten. "Grundsätzlich finden wir den Gedanken einer Beitragserhöhung ja nicht schlecht. Nur in diesem Maße lässt er sich nicht realisieren. Für manche Eltern käme eine über hundertprozentige Steigung zustande", so Patrizia Klopotek. Demnach wünscht sich die Gruppe eine maximale Erhöhung von 30 Prozent.

"Die Beitragserhöhungen könnten ja über mehrere Jahre angepasst werden. So hätte man als Familie die Möglichkeit, den eigenen Finanzplan entsprechend zu modifizieren", schlagen die betroffenen Eltern vor. Mit den Listen möchte die Gruppe in ganz Erkrath Aufmerksamkeit erzielen und auch Bürger, die nicht primär von diesem Thema betroffen sind, auf ihre Seite holen. "Es geht doch uns alle etwas an. Erkrath war bisher immer familienfreundlich und das sollte auch so bleiben." Die neue Tabelle sieht vor, dass Eltern bis 25.000 Euro Bruttoeinkommen beitragsfrei bleiben. "Ein Ansatz, den wir sehr gut nachvollziehen können. Familien, die generell wenig Geld zur Verfügung haben, sollten nicht noch für die Betreuung zahlen müssen." Ebenso Verständnis zeigt die Elterngruppe bei Spitzenverdienern. "Galt bis dato noch eine Familie mit einem Bruttoeinkommen von 62.000 Euro als wohlhabend, hat sich dies ebenfalls geändert. Der Maximalbeitrag ist bis 120.000 Euro angepasst worden." Weniger Einsicht will sich der Gruppe bei den sprunghaften Erhöhungen erschließen.

"Für manche Elternteile würde sich eine Arbeitsstelle nicht einmal mehr lohnen, weil die Kinderbetreuung die Mehreinnahmen quasi ausgleicht. Das ist alles andere als familienfreundlich." Für die Gruppe fehlen allerhand Diskussionsgrundlagen, die für eine Neuerstellung der Tabelle notwendig wären. "Die Stadt weiß bisher nicht einmal, wie viel Mehreinnahmen durch diese Maßnahme zustande kämen. Familien, die bisher den Maximalsatz bezahlt haben, mussten keinen Einkommensnachweis erbringen. Demnach ist für die Stadt nicht klar ersichtlich, wer in Zukunft wie viel zahlen muss", weiß Sven Lutter. Zur Sondersitzung des JHA am 7. Juni möchte die Gruppe ihre gesammelten Unterschriften symbolisch an Bürgermeister Schultz übergeben. "Wir wollen mit der Verwaltung in einen Dialog treten und die Möglichkeit bekommen, angehört zu werden", hoffen die engagierten Eltern. Rückendeckung bekommen sie besonders von Seiten der Fraktionen. "Diese haben uns größtenteils den Rücken gestärkt und ebenfalls Unverständnis über diese Beitragserhöhung geäußert", freuen sich die Eltern abschließend. Das lässt hoffen und zeigt, dass das letzte Wort zu diesem Thema noch nicht gefallen ist.

Info:
Die Unterschriftenlisten liegen bei Kitas der freien Träger (außer den katholischen Einrichtungen), Einzelhändlern, Kinderärzten und einer Hand von Großtagespflegen aus. Kontaktmöglichkeit der Elterngruppe familienfreundliches Erkrath: familienfreundlicheserkrath@gmail.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Doppeltes Glück
Zwei Stiftungen ermöglichen Fortsetzung des Förderunterrichts von Du-Ich-Wir Doppeltes Glück
Aus dem Ressort