Regiobahn-Takt auf dem Prüfstand

Erkrath · Nach Planungen des VRR sollen Fahrgäste am Haltepunkt Erkrath-Nord ab 2019 einmal stündlich bewundern können, wie die S28 ohne Halt an ihnen vorbeidüst. Der Kreis Mettmann protestiert gegen diese Pläne, eine Machbarkeit soll trotzdem in Kürze geprüft werden.

 Gähnende Leere herrscht zu manchen Tageszeiten am Bahnhof Erkrath-Nord. Zukünftig könnte die S28 hier nur noch zwei Mal stündlich halten und einmal pro Stunde ohne Halt vorbeidüsen, um schneller in Wuppertal anzukommen.

Gähnende Leere herrscht zu manchen Tageszeiten am Bahnhof Erkrath-Nord. Zukünftig könnte die S28 hier nur noch zwei Mal stündlich halten und einmal pro Stunde ohne Halt vorbeidüsen, um schneller in Wuppertal anzukommen.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Im Jahr 2019 wird das komplette S-Bahn-System in Nordrhein-Westfahlen umgestellt, im kommenden Jahr soll die Bedienung der einzelnen Linien von Seiten des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) neu ausgeschrieben werden. Das könnte zahlreiche Veränderungen in der Region mit sich zeihen — auch für Erkrath.

Betroffen ist vor allem die Regiobahnlinie S28, die unter anderem den Haltepunkt Erkrath-Nord bedient. Momentan endet sie noch in Mettmann, die Arbeiten für eine Verlängerung nach Wuppertal laufen jedoch schon. "Wenn die Linie dann bis nach Wuppertal führt, wird sie nach einiger Zeit auf die bestehende Strecke der S9 eingeleitet", erläutert Johannes Bachteler vom VRR die Planungen. Dabei gibt es jedoch ein Problem — die jetzigen Taktzeiten der S28 passen nicht mit denen der Linie S9 zusammen, es würde Kollisionen geben. "Deshalb müssen wir schauen, an welcher Stelle der Regiobahnlinie wir Fahrzeit einsparen können, um den Takt auf den der S9 abzustimmen", so Bachteler.

Dabei haben die Verkehrsplaner den Haltepunkt Erkrath-Nord sowie den neu entstehenden Bahnhof Dornap-Hahnenfurth ins Auge gefasst. Dort soll die S-Bahn dann einmal pro Stunde ohne Halt vorbeifahren. Drei Minuten schneller wäre die S28 somit in Wuppertal, drei Minuten schneller könnte sie auf die Strecke der S9 geleitet werden. "Dann würde alles passen", sagt Bachteler. Dass ausgerechnet der Erkrather Bahnhof dazu auserwählt wurde begründet Bachteler mit den geringen Fahrgastzahlen: "Das ist die mit Abstand am geringsten frequentierte Station auf der Strecke."

Selbstverständlich handelt es sich dabei vorerst nur um Planungen, die Machbarkeit soll in Kürze einer Prüfung unterzogen werden. Fest steht noch nichts. Bei der Verwaltung des Kreises Mettmann klingeln jedoch schon jetzt die Alarmglocken. Bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Angelegenheiten des ÖPNV wurden die Pläne vorgestellt, mit einstimmiger Mehrheit sprachen sich dessen Mitglieder gegen diese aus und taten ihr Entsetzen kund. "Eine Ausdünnung der Taktzeiten in Erkrath-Nord kann nicht das Ziel einer effizienten Verkehrsplanung sein", sagt Daniela Hitzemann, Pressesprecherin des Kreises Mettmann. Der Ausschuss habe der Verwaltung nun aufgetragen, sich deutlich gegen die Planungen zu positionieren und sich mit allen Mittel dagegen zu wehren.

"‘Wehret den Anfängen‘ lautet hier die Devise", sagt Hitzemann. Denn nicht nur die Qualität des Anschlusses würde im Falle einer Realisierung der Pläne erheblich abnehmen, auch die Taktzeiten würden unregelmäßiger werden, könnten Verwirrung stiften, befürchtet Hitzemann. Zudem hängen an vielen weiteren Haltepunkten Anschlussverbindungen, beispielsweise in Mettmann-Stadtwald oder am Düsseldorfer Hauptbahnhof — das gesamte Anschlussnetz würde gestört werden, im schlimmsten Falle könnten einige Verbindungen nicht länger verknüpft werden.

Momentan sind jegliche Planungen jedoch noch ungewisse Zukunftsmusik. "Wenn überhaupt, wird die Änderung im Dezember 2019 in Kraft treten, früher nicht", gibt Johannes Bachteler zu bedenken. Wie wahrscheinlich eine Umsetzung ist, kann er nicht sagen: Dazu müsse zuerst die Machbarkeitsprüfung abgewartet werden.

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