Der Feuerkämpfer

Hochdahl · Gerd Struck misst sich bei internationalen Wettkämpfen mit anderen Feuerwehrmännern aus der ganzen Welt. Dafür reist er auch schon mal bis nach Arizona in den USA.

 Ein waschechter Feuerkämpfer aus dem Neandertal: Mit seinem Helm sorgte Gerd Struck (57) auch in Arizona für Aufsehen.

Ein waschechter Feuerkämpfer aus dem Neandertal: Mit seinem Helm sorgte Gerd Struck (57) auch in Arizona für Aufsehen.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Gerd Struck ist kein gewöhnlicher Feuerwehrmann. Er ist mehr, ist ein echter Feuerkämpfer.
Seine Heimat, das ist Hochdahl. Doch einmal wöchentlich zieht es ihn nach Ratingen. Es ist jedoch weniger die Stadt, die ihn anzieht — vielmehr ist es der Turm der dortigen Feuerwache. Denn einen solchen gibt es in Erkrath nicht. Ist Struck am Turm angekommen, beginnt für ihn die schweißtreibende Arbeit. Dann schleppt er schwere Gewichte die Treppenstufen des Feuerwehr-Turmes herauf, trägt dabei Dummys auf seinen Schultern. Das helfe ihm, fit zu bleiben — und sich stetig zu verbessern, sagt er. Es ist sein eigener Anspruch, denn der freiwillige Feuerwehrmann aus Trills nimmt mehrmals jährlich an internationalen Firefighter-Wettkämpfen teil.

Dort messen sich Feuerwehrmänner aus der ganzen Welt miteinander. Einer dieser Wettkämpfe ist die "Firefighter Combat Challenge". Die kommt ursprünglich aus Amerika und findet unter anderem auch in Berlin statt. "Die Challenge ist so aufgebaut, dass sie den Aufgaben eines Feuerwehrmannes möglichst ähnlich ist", sagt Struck. So muss als erstes ein 19 Kilogramm schweres Schlauchpaket einen zwölf Meter hohen Turm hoch getragen werden. Anschließend geht es die Treppen wieder nach unten. Dort muss mit einem Vorschlaghammer ein 72 Kilo schweres Gewicht um 1,50 Meter mit kurzen und gezielten Schlägen verschoben werden. Und das sind nur zwei der vielfältigen Aufgaben des Wettkampfes, die zusätzlich noch alle in voller Feuerwehr-Ausrüstung absolviert werden. "Die Vorgaben sind in jedem Jahr gleich", sagt Struck. Das mache das ganze jedoch in keinem Fall langweilig, sagt er. Im Gegenteil. "Man weiß so genau, was man zu trainieren hat und kann sich jedes Jahr ein bisschen verbessern."

Und genau wie die Aufgaben in jedem Jahr wiederkehren, trifft man auch immer die gleichen Feuerwehr-Kollegen bei solchen Wettkämpfen. "Das ist eine Truppe von etwa 70 Mann, die immer mit dabei ist", sagt Struck. Er selbst macht seit vier Jahren mit — allerdings nicht nur bei der Berliner Challenge. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Wettkämpfe, die es ihm angetan haben. Und dafür reist er auch schon mal um die halbe Welt. Einmal war er sogar in Arizona, um sich dort einem Wettkampf zu stellen.
Warum der 57-jährige das alles macht? Ganz einfach, sagt er: "Je älter man wird, desto weniger Motivation hat man um Sport zu machen." Die Wettkämpfe würden ihn praktisch dazu zwingen, sich körperlich zu ertüchtigen. Denn ohne regelmäßiges Training im Fitnessstudio sind die quasi nicht zu schaffen.
Anmelden kann man sich dafür im Internet und muss sich gelegentlich richtig beeilen, denn die Plätze sind begrenzt. "Manchmal sind alle Startnummern innerhalb von Minuten weg", sagt Struck. Angefangen hat Gerd Struck damals übrigens mit Treppenläufen, beispielsweise im Düsseldorfer Fernsehturm. Als er das dann irgendwann zig Mal gemacht war, reizten ihn die Wettkämpfe. Zu gewinnen gibt es dabei stets Sachpreise — beispielsweise Taschen und Portemonnaies aus alten Feuerwehrschläuchen. Die seien immer sehr begehrt, sagt der Trillser.

Er ist der einzige Erkrather Feuerwehrmann, der an solchen Wettkämpfen teilnimmt. Und so hat er sich ein Markenzeichen zugelegt. Einen alten Feuerwehrhelm hat er aufmöbeln und orange lackieren lassen. "Neandertaler Firefighter" steht da auf jeder Seite darauf lackiert. Diese Kopfbedeckung hat er bei jedem Wettkampf auf — und sorgt damit nicht selten für Aufsehen. Für ihn selbst hat das noch einen ganz praktischen Zweck. "Bei solchen Wettkämpfen werden immer auch viele Fotos gemacht", sagt Gerd Struck. Wenn diese dann veröffentlicht werden, muss er sich selbst nicht lange darauf suchen — er schaut einfach nach einem knall-orangen Helm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Doppeltes Glück
Zwei Stiftungen ermöglichen Fortsetzung des Förderunterrichts von Du-Ich-Wir Doppeltes Glück
Aus dem Ressort