Bekommt das Erkrather Planetarium Konkurrenz?

Hochdahl · Laut Medienberichten plant ein Solinger Verein, im Stadtteil Ohlings ein eigenes Planetarium zu bauen. Den Vorstand der Sternwarte Neanderhöhe erstaunt und besorgt das gleichermaßen.

 Geschäftsführerin Irmgard Rüffer und die Vorsitzenden Peter Richter und Hendrik Foth (v. l.) sind erstaunt über das Vorhaben der Solinger.

Geschäftsführerin Irmgard Rüffer und die Vorsitzenden Peter Richter und Hendrik Foth (v. l.) sind erstaunt über das Vorhaben der Solinger.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Noch ist das Erkrather Planetarium im Bürgerhaus das einzige in der gesamten Region. "Gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal für Erkrath", sagt Peter Richter, Vorsitzender der Sternwarte Neanderhöhe. 22 669 Besucher kamen im vergangenen Jahr ins Planetarium - das sind immerhin 1200 mehr als noch 2014.

Doch schon bald könnte es vorbei sein mit dem Alleinstellungsmerkmal. Seit einigen Jahren gibt es in Solingen einen Verein, der sich den Aufbau eines eigenen Planetariums mit bis zu 100 Sitzplätzen auf die Fahnen geschrieben hat. Laut Presseberichten hat dieser Verein jetzt sogar eine Baugenehmigung von der Stadt Solingen erhalten. Ein alter Kugel-Gasspeicher in Solingen-Ohlings, direkt an der Bahnstrecke nach Köln gelegen, solle demnach restauriert, ausgebaut und in ein Planetarium verwandelt werden. Schon 2017 solle in Solingen dann der Blick in die Sterne möglich sein.

Peter Richter will das nicht so recht glauben. Gar erstaunt ihn das Vorhaben des Solinger Vereines. "Die Szene ist relativ klein und eigentlich kennt man sich in der Region", sagt Richter. Die Solinger Sternbeobachter aber kenne zumindest in Erkrath niemand. "Das erstaunt mich sehr", sagt er. Nach seinen Informationen plant der Solinger Verein, die Veranstaltungen in der Kuppel mit Hobby-Astronomen zu organisieren. "So etwas geht nicht", sagt Richter, das habe man in den 35 Jahren, in denen die Erkrather Sternwarte besteht, gelernt. "Das geht nur mit Profis, sonst kommen keine Besucher mehr."

Das ganze Vorhaben sei für ihn ein Mysterium, sagt auch Hendrik Foth, stellvertretender Vorsitzende der Sternwarte Neanderhöhe. Er wundert sich vor allem darüber, dass noch kein Vertreter des etwa 100 Mitglieder starken Vereins auf die Erkrather Sternwarte zugekommen sei. "Auch wenn es Solinger Medien anders darstellen: Bis jetzt haben wir nichts gehört", sagt Foth. Alle Informationen habe man bisher nur den Medien entnehmen können. Richter und Foth haben nun gemeinsam einen Brief aufgesetzt, in dem sie die Solinger sowie Vertreter der Stadt Solingen und des Kreises Mettmann zu einem ersten Gespräch einladen möchten.

"Wir wollen in Erfahrung bringen, was dort geplant ist und wie die Idee überhaupt entstanden ist." Richter sorgt sich, das das Erkrather Planetarium Besucher an die Solinger Einrichtung verlieren könnte, sollte das Planetarium dort wirklich in nur zwei Jahren realisiert werden. Er spricht von einem "Verdrängungswettbewerb", den die Solinger losträten. Schließlich liege der Stadtteil Ohlings nur rund zehn Kilometer entfernt. "Die Konkurrenz wäre für beide Häuser groß", so Peter Richter. Auch wenn die Sternwarte mit den Besucherzahlen des vergangenen Jahres sehr zufrieden sei - kein Planetarium komme ohne öffentliche Zuschüsse aus. Alleine von der Stadt Erkrath fließen jährlich 35 000 Euro an die Einrichtung im Bürgerhaus.

"Und wir haben hier den Vorteil, dass wir in ein bestehendes öffentliches Gebäude eingebettet sind", so Richter. In Solingen sehen die Planungen laut Richter allerdings vor, ein separates Gebäude neben dem Kugel-Gasspeicher zu errichten. "Der Gasspeicher ist jedoch in einem ziemlich desolaten Zustand", berichtet er. Weder Parkplätze, noch eine Zufahrtsstraße seien dort vorhanden - und müssten entsprechend gebaut werden. In jedem Fall werde das Projekt eine Mammutaufgabe für die Solinger. "Ein Planetarium baut und betreibt man nicht mal eben so", sagt auch Foth. Alleine die Entwicklung neuer Bilder für eine Vorstellung im Erkrather Planetarium dauere etwa ein Jahr. "Da steckt gewaltige Arbeit drin", so Peter Richter.

Erst einmal setze man jetzt jedoch auf die Kommunikation mit dem Solinger Verein sowie mit Kreis und Stadt. "Wir hoffen, dass wir miteinander ins Gespräch kommen", sagt Richter. Den Teufel möchte man in jedem Fall erst einmal nicht an die Wand malen: "Wir müssen uns schließlich erst einmal selbst über alle Fakten informieren", so der Vorsitzende. Trotzdem machen sich Foth und Richter schon Gedanken, wie die Attraktivität des Erkrather Planetariums gesteigert werden kann. "Denn Konkurrenz belebt ja bekanntlich auch das Geschäft", sagt der Vorsitzende. Dazu soll wenn möglich, noch in diesem Jahr mit einer Renovierung des Foyers im Obergeschoss des Bürgerhauses begonnen werden. Das könne einen neuen Anstrich und einen neuen Teppichboden vertragen, sagt Foth.

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