Nachlese Der Straße die Sogwirkung nehmen

Kreis · „Der Sog der Straße“ war der Titel der Veranstaltung, zu der der Verein Neue Wege e.V. Herrn Prof. Dr. Menno Baumann von der Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf nach Mettmann eingeladen hatte. Die wissenschaftlichen Antworten auf diese Frage gab der Referent mit vielen Praxis-Beispielen und einer guten Portion Humor.

 Prof. Baumann während seines Vortrages in der Kulturvilla Mettmann.

Prof. Baumann während seines Vortrages in der Kulturvilla Mettmann.

Foto: Désirée Geisler

„Dass jugendliches Fehlverhalten soziale Arbeit auslöst, ist gut und richtig und lässt sich wissenschaftlich belegen“, erklärt Prof. Baumann gleich zu Beginn seines Vortrags den 100 Fachleuten in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturvilla. „Jede Gesellschaft hat die Kinder, die sie verdient.“

Kinder entwickeln sich gemäß den Lebensbedingungen, die wir als Gesellschaft ihnen stellen. So gibt es auf der einen Seite zwar erfreuliche Entwicklungen wie einen messbaren Rückgang der familiären Gewalt. Auf der anderen Seite sind steigende Armut und die Zuspitzung auf dem Wohnungsmarkt besorgniserregende Bedrohungen – auch für die Entwicklung von Kindern und Jugendliche.

Prof. Baumann identifiziert drei Faktoren für problematische Biografien: Das Erleben von Entwertung, der Abbruch / Ausschluss von der Gesellschaft und die Dehumanisierung von emotionalen (Kern-) Erfahrungen.Es wundert daher nicht, dass eine gute Integration in das Schulsystem zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren gehören.

„Bildung ist einer der Kernschlüssel. Vertreibung ist nie eine gute Strategie. Soziale Räume für Kinder und Jugendliche verfallen zu lassen, ist die dümmste Idee, die man haben kann“, so der Experte.

Den Sog der Straße lösen viele Faktoren aus. Nicht auf alle aktuellen Phänomene gibt es bereits passgenaue Antworten. Das ist jedoch für Prof. Baumann kein Grund, sich in eine Verzweiflungsspirale treiben zu lassen. „Wir kennen die Instrumente,

wir müssen sie nur anpassen und dürfen sie uns nicht aus der Hand nehmen lassen.“

Soziale Arbeit muss mit Stolz geleistet werden können. Die Rahmenbedingungen dafür sicherzustellen und die Fachleute an der Basis zu hören, wird eine der dringendsten Aufgaben sein, um der der Straße die Sogwirkung zu nehmen.

Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung sowie die von Prof. Baumann gezeigte Präsentation finden Interessierte in Kürze auf der Vereins-Homepage (www.verein-neue-wege.de).

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