Klaus Wiener diskutierte mit Expertenrunde Wie gesund ist unser Gesundheitssystem?

Kreis · Bewegendes Thema, meinungsstarke Experten, lebendige Diskussion – mit seiner öffentlichen Abendveranstaltung zur Gesundheitsversorgung in Deutschland fand der heimische Bundestagabgeordnete Dr. Klaus Wiener große Resonanz. Dabei gab es nicht nur einen schonungslosen Blick auf die aktuelle Lage, sondern auch konkrete Lösungsansätze.

 Dr. Christoph Sandweg, Professor Dr. Hendrik Jürges und Dr. Klaus Wiener.

Dr. Christoph Sandweg, Professor Dr. Hendrik Jürges und Dr. Klaus Wiener.

Foto: Büro Dr. Klaus Wiener, MdB

Nicht erst die jüngsten Krankenhausschließungen in Haan und Hilden haben die Gesundheitspolitik auch im Kreis Mettmann in den Fokus gerückt. Das tat auch Dr. Klaus Wiener im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Wiener trifft...“. Der Gastgeber bemängelt schon länger eine Schieflage im deutschen System: „Wir haben ein Missverhältnis zwischen dem vielen Geld, das die Beitragszahler dem System zur Verfügung stellen und dem, was davon in der Versorgung und bei den Leistungserbringern landet.“

Seine Bundestagskollegin aus dem Gesundheitsausschuss, Simone Borchardt, untermauerte Wieners Ansatz: „Wir haben kein Geldproblem, sondern ein Ausgabenproblem.“ Bestätigung bekamen die beiden Parlamentarier aus der Wissenschaft: Gesundheitsökonomen Professor Dr. Hendrik Jürges von der Bergischen Universität Wuppertal attestierte einen unheilvollen Mix aus „Fehl-, Über- und Unterversorgung“.

Ein Parade-Beispiel dafür aus der Praxis nannte der Haaner Zahnarzt Dr. Christoph Sandweg mit dem Verweis auf Prophylaxe-Leistungen, die die Krankenkassen zahlen, die aber oft nicht in Anspruch genommen würden. Gleichzeitig bemängelte er die Bürokratisierung. Das tat auch der Haaner Ratsherr und Mediziner Professor Edwin Bölke, der für eine „werteorientierte Medizin, weg von Fallpauschalen“ plädierte.

Der Status Quo ist indes ein anderer, wie Simone Borchardt feststellte: „Die Pflege ist nicht in allen Bereichen sichergestellt“. Dabei verwies die Gesundheitspolitikerin auf entsprechende CDU-Anträge, etwa ein Vorschaltgesetz zur finanziellen Sicherung der Krankenhäuser, die aber von der „Ampel“-Regierung abgelehnt wurden.

Was wäre trotzdem kurzfristig machbar, um die Situation zu verbessern? „Prävention ist ganz entscheidend“, sprach sich Professor Bölke dafür aus, „die Menschen ganz jung auszubilden in Gesundheitskompetenz“. Borchardt forderte zudem eine stärkere Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit einer Erleichterung der häuslichen Pflege bis hin zum Umbau der eigenen Wohnung, denn: „Das entlastet die stationäre Pflege und ermöglicht den Menschen, in der eigenen Umgebung älter zu werden.“

Klaus Wieners Fazit: „Deutschland investiert nach wie vor sehr viel in sein Gesundheitssystem, und der Zugang der Bürger zu medizinischen Leistungen ist gerade im internationalen Vergleich auch sehr gut. Damit dies aber so bleiben kann, muss die Politik jetzt den Mut haben, beherzt die erforderlichen Reformen anzugehen.“

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