Wie gehen wir eigentlich mit dem Thema Alkohol um?

Erkrath · Maß … voll!? ist eine kleine Messe zum cleveren Umgang mit Alkohol, die von einem Arbeitskreis aus Lehrern, Jugendschutzbeauftragten und der Suchthilfe BIZ für 7. und 8. Klassen veranstaltet wird.

 Rauschbrille lässt Koordination unter 0,8 Promille nachempfinden.

Rauschbrille lässt Koordination unter 0,8 Promille nachempfinden.

Foto: RG

(RG) Alkohol ist in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern billig und gesellschaftsfähig. Für Heranwachsende erhöht das, aufgrund mangelnder Einschätzung der Risiken, die Suchtgefahr. Norman Raulf von der Suchthilfe BIZ, Andrea Lademann-Kola vom Jugendschutz im Jugendamt und Lehrer aller Schulen aus Erkrath und Haan setzen auf Aufklärung statt Verbote zu thematisieren. In der Messe 'Maß … voll!?‘ konfrontieren sie Schülerinnern und Schüler der 7. und 8. Klassen mit der Wirkung von Alkohol und den möglichen Folgen. Dazu gehört auch der Erfahrungsbericht eines Alkoholikers.

Mit der 'Rauschbrille‘, die bei der Bewältigung von Wegen und Hindernissen eindrucksvoll Trunkenheit nachempfinden lässt, zeigt Norman Rausch den Schülern, wie schnell selbst der Nachhauseweg zur Herausforderung werden kann. Die 'Rauschbrille‘ gibt es in zwei Stärken, mit denen sich die vergleichsweise leichte Alkoholisierung genauso wie stärkere Trunkenheit simulieren lässt. Die Schüler meistern die Aufgabe unterschiedlich gut und schildern anschließend ihr Empfinden. Oliver aus der Realschule Haan beschreibt sein Erleben "Ich habe mich wackelig gefühlt und mein Gleichgewichtsempfinden war schlecht." Er würde es nicht noch einmal machen. Er fühlte sich, als wenn er größer wäre und hat zum Teil doppelt gesehen.

Sophie, die ebenfalls die Realschule Haan besucht, hat die Aufgabe mit der Rauschbrille, die eine leichte Alkoholisierung simuliert, etwas leichter gemeistert. "Es sah alles etwas kleiner aus" schildert sie ihre Wahrnehmung. Norman Raulf erklärt den Schüler die drei unterschiedlichen Alkoholarten von Bier und Mischgetränken über Wein und Sekt bis hin zu Spirituosen und auch die unterschätzte Gefahr der verspäteten Wirkung, die bei Wein und Spirituosen auftritt. Er fordert die Schüler auf Karneval auf Mitschüler zu achten, die vielleicht getrunken haben und irgendwo draußen sitzen bleiben, weil das Gehirn ihnen zu spät vermittelt hat, dass sie zu viel getrunken haben.

"Wenn einer Eurer Freunde länger als eine halbe Stunde draußen sitzen bleibt, besteht die Gefahr der Unterkühlung." erklärt er den Schülern und fordert sie auf im Zweifelsfall rechtzeitig Hilfe zu rufen.

Neben der Demonstration, welche Auswirkungen Alkohol auf Wahrnehmung und Motorik hat, konnten die Schüler in einem Quiz ihr Wissen zu Alkohol testen. Die Messestation, die die Schüler sicher am meisten berührt hat, war die Begegnung mit einem Alkoholiker, der die Auswirkungen des Alkohols auf sein Leben anschaulich beschrieb. Gehard Werner Raddatz weiß wovon er spricht, weil er aus seinem eigenen Leben erzählt und die Schüler damit durchaus auch schockiert. Er ist 'trockener Alkoholiker‘ und hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich in der Suchthilfe und Vorbeugung zu engagieren.

Wenn er den Schülern sagt "Ich war ein echtes Arschloch und meine Familie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben." vermittelt er, wie Alkohol ein Leben verändern kann. Er ist schonungslos und direkt. Trotzdem zeigt er den Schülern, dass es immer die Entscheidung geben kann, sein Leben zu ändern. Nur eins bleibt: Alkoholiker bleibt man ein Leben lang und wer einmal in die Sucht geraten ist und sich daraus befreit, kann nie wieder Alkohol trinken.

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