Wer kann helfen? Seniorpferde brauchen dringend neues Zuhause

Unterbach · Lange hat der Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern“ gehofft, dass seine Pferde dauerhaft auf Gut Rodeberg bleiben dürfen. Doch zum 31. Dezember dieses Jahres verlieren die Tiere ihr langjähriges Zuhause in Düsseldorf-Unterbach.

 Vereinsvoristzende Lydia Pache mit Shettland-Pony Max (35, li.) und dem blinde Lou (24, re.): Spätestens ab Januar braucht sie für insgesamt zwölf Pferde ein neues gemeinsames Zuhause.

Vereinsvoristzende Lydia Pache mit Shettland-Pony Max (35, li.) und dem blinde Lou (24, re.): Spätestens ab Januar braucht sie für insgesamt zwölf Pferde ein neues gemeinsames Zuhause.

Foto: Nicole Marschall

„SOS: Neues Zuhause dringend gesucht! Wir haben ja immer noch gehofft, dass wir unser ganzes Leben lang auf Gut Rodeberg bleiben dürfen, doch nun sind die Tage in unserem Zuhause in Düsseldorf-Unterbach gezählt. ...Wir zwölf Seniorpferde, Hofhund Malinki und Stallkater Joplin verlieren unser Zuhause...“

Dieser Hilferuf aus Düsseldorf-Unterbach machte Anfang Februar in den sozialen Netzwerken schnell die Runde. Mehrmals hatte der Eigentümer der Weiden und Stallungen den Pachtvertrag der im vergangenen Jahr verstorbenen Gut-Rodeberg-Pächterin Christina Helm für den Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V.“ um zwei, drei Monate verlängert. Doch auf Dauer hat der Verpächter mit dem Gelände andere Pläne. Zum 31. Dezember dieses Jahres verlieren die zwölf betagten Pferde und Ponys somit ihr langjähriges Zuhause. „Eigentlich war unser Ziel, den ehemaligen Therapie- und Kinderreitschulpferden ihren wohlverdienten Ruhestand auf den Weiden des Rodebergs zu sichern, denn geritten oder in Reittherapien eingesetzt werden, können die Tiere aufgrund ihres Alters nicht mehr“, erklärt Vereinsvorsitzende Lydia Pache traurig und ratlos.

Für die dauerhafte Versorgung der von Christina Helm einst zum Teil aus schlechter Haltung geretteten Tiere und deren artgerechten Haltung im über 15 Jahre bestehenden Herdenverband war der Verein 2020 angetreten. „Nun müssen wir ein neues Zuhause finden, wo wir alle Tiere dauerhaft gemeinsam unterbringen und versorgen können und wo wir auch weiterhin soziale Projekte mit den Pferden realisieren können“, so Pache.

Ein neues Grundstück oder einen neuen Hof für zwölf Ponys und Pferde im Raum Düsseldorf oder Kreis Mettmann zu finden, ist alles andere als einfach. Zwar hatten im Februar bereits in wenigen Tagen über 240.000 Facebook-Nutzer den Hilferuf des Seniorpferde-Vereins gesehen, fleißig geteilt und auch einige Hinweise auf mögliche Höfe gegeben, doch die Nadel im Heuhaufen konnte bis heute nicht gefunden werden: Vielerorts können nicht alle zwölf Pferde und Ponys zusammen unterkommen; andere Angebote sind zu weit von Düsseldorf entfernt, so dass der Verein die Tiere nicht mehr versorgen könnte. Die Trennung der Pferde für eine mögliche Unterbringung einzelner Tiere auf verschiedenen Höfen ist keine Option. Nicht nur, weil es schwierig ist, alte Pferde in fremde Herden zu integrieren, sondern auch, weil dies für die Ehrenamtler eine kaum zu bewerkstelligende logistische und organisatorische Herausforderung bei der Versorgung darstellen und zudem die Anmietung von Einzelboxen finanziell deutlich teurer werden würde. Bisher brauchen nur drei Pferde Nachtruhe im Stall, alle anderen bleiben auch nachts in ihren Offenställen auf den Paddocks.

Auf Gut Rodeberg arbeiten alle ehrenamtlich. Die Tierfreunde füttern und pflegen die Pferdeomis und -opis in ihrer Freizeit und müssen sich dazu in mehreren Schichten organisieren, denn so mancher vierbeinige Senior braucht inzwischen fünfmal täglich eingeweichte Heucobs. Zudem schippen die Ehrenamtler Mist und Pferdeäppel vor und nach ihrer eigentlichen Arbeit und ermöglichen – ebenfalls in ihrer Freizeit – gemeinsam mit einer professionellen Pferdetrainerin und finanzieller Unterstützung durch die Postcode-Lotterie Kindern und auch Erwachsenen erholsame Auszeiten mit den Pferden. Lange Anfahrtszeiten zu einem weit entfernten neuen Hof werden die meisten Helferinnen und Helfer nicht auch noch in ihren Tagesablauf integrieren können. „Schon jetzt arbeiten alle am Limit, auch wenn sie es gerne und mit viel Liebe tun“, so Lydia Pache: „Wir hoffen, dass uns viele auch am neuen Standort treu bleiben und neue Helfer unser Konzept unterstützen. Weitere helfende Hände könnten wir – auch jetzt noch auf Gut Rodeberg – dringend gebrauchen.“

(nm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort