Was für ein Prachtvogel

Hochdahl · Im Naturschutzzentrum Bruchhausen spielt sich seit vergangenem Jahr ein dreimonatiges Brutszenario der ganz besonderen Art ab.

 in Bienenfresser in voller Pracht, der gerade eine Libelle erbeutet hat.

in Bienenfresser in voller Pracht, der gerade eine Libelle erbeutet hat.

Foto: Hans-Martin Kochanek und Bernd Brinks

(tb) Stets von Ende Mai bis Ende August brüten die bunten und quirligen Bienenfresser in der benachbarten Sandgrube. Stiftungsvorstandsmitglied der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen, Bernhard May, verbrachte bereits 2015 rund 180 Stunden mit der Beobachtung dieser seltenen Vögel.
"Die Gegebenheiten für die Brut dieser Tiere ist nicht überall optimal", weiß May. "Die Vögel benötigen sandige Steilwände, in denen sie die ungefähr ein bis zwei Meter langen Bruthöhlen graben können." In der Sandgrube Bruchhausen sind die Voraussetzungen nahezu perfekt. So konnten in diesem Jahr bereits zehn Vögel (drei Tiere mehr als im Vorjahr) gezählt werden.

"Der Bienenfresser, der sich nicht primär von Bienen, sondern hauptsächlich von großen Insekten wie Libellen oder ähnliches ernährt, kommt nur für die Brut in den Raum zwischen Mittelmeer und Südschweden. Die meiste Zeit des Jahres überwintern die Tiere in Afrika", weiß der Bruchhausner Vogelexperte zu berichten. Ein solches Tierhighlight lockt auch Schaulustige auf den Plan. So konnten die Mitarbeiter und allen voran Leiterin Karin Blomenkamp in den letzten Monaten diverse Fotografen und Tierschützer beobachten, die sich auf die Lauer nach dem seltenen und bunten Prachtvogel gelegt haben. "Wir verstehen uns als Naturschutzzentrum mit Bildungsauftrag", erklärt Bernhard May für alle Interessierten. "Wenn man uns per Email anschreibt, vereinbaren wir gerne geleitete Führungen durch das sonst verschlossene Brutgelände. So konnte ich bereits 2015, aber auch in diesem Jahr einigen interessierten Besuchern die Tiere näher bringen und vertrauensvolle Menschen für die Beobachtung gewinnen." Sogar aus Holland ist eine Familie angereist, um sich den Brutplatz im Herzen Hochdahls genauer anzugucken. "Die Tiere sind in dieser Region eben sehr selten. In Oberbayern, am Weinanbaugebiet des Kaiserstuhls, beobachtet man Bienenfresser öfter."

Die Tiere legen in der Regel bis zu sieben Eier pro Brut. "Davon werden allerdings nicht alle Jungtiere auch bis zum Flug fertig ausgebildet. Meist überleben zwischen drei und vier Junge." In diesem Jahr kann sich das Naturschutzzentrum Bruchhausen gleich über zwölf Jungtiere freuen. Gemeinsam mit den erwachsenen Tieren machen die bunten und laut rufenden Vögel die Umgebung unsicher. So wurden Tiere im Vorjahr sogar in Gruiten gesichtet. "Die Vögel sind ständig auf Futtersuche und fliegen dorthin, wo sie möglichst viele Insekten antreffen. In Gruiten war das an einem Privatteich der Fall", weiß May.

Doch auch am Haus Unterbach konnte man die Bienenfresser bereits antreffen. Im kommenden Jahr hofft das Stiftungsvorstandsmitglied noch mehr Tiere zu Gesicht zu bekommen. "Ich gehe stark davon aus, dass die Tiere wiederkommen. Wir müssen über den Winter natürlich die durch Regen und Witterung bedingte Abrundung der Sandwände wieder herrichten, doch dann sind die Gegebenheiten für eine Brut in 2017 gegeben." Für die Instandhaltungsarbeiten ist das Zentrum natürlich auf Spenden angewiesen.

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