Heute ein Kleinod

Hochdahl · Wer von der Bruchhauser Straße in den Ankerweg und kurz danach in den Strücker Weg einbiegt, erblickt — zunächst verborgen durch eine Hecke — die Reste eines alten Bauernhofes.

 Zwei Töchter der Familie Reuter, die auf dem Gut Feld groß geworden sind, leben noch. Die älteste in Langenfeld (Johanna, 91 Jahre.), die jüngste in Warburg (Hilde, 88 Jahre.). Und Herbert Bergmann, der als junger Mann bei Reuters in Diensten stand, in Hochdahl blieb und eine Familie gründete. Von ihm stammt das Foto. Auf dem Foto ist „Gut Feld“ Mitte der 1950er Jahre zu sehen. Im Hintergrund die Siedlung „Klein Bruchhausen“.

Zwei Töchter der Familie Reuter, die auf dem Gut Feld groß geworden sind, leben noch. Die älteste in Langenfeld (Johanna, 91 Jahre.), die jüngste in Warburg (Hilde, 88 Jahre.). Und Herbert Bergmann, der als junger Mann bei Reuters in Diensten stand, in Hochdahl blieb und eine Familie gründete. Von ihm stammt das Foto. Auf dem Foto ist „Gut Feld“ Mitte der 1950er Jahre zu sehen. Im Hintergrund die Siedlung „Klein Bruchhausen“.

Foto: Herbert Bergmann

Ein Schild im Eingangsbereich weist auf "Gut Feld" hin, das zu den Bruchhauser Höfen gehörte. Lediglich das Stallgebäude und ein alleinstehendes Backsteinhaus, das lange als Hühnerstall sowie als Werkstatt für Schmiede- und Schreinerarbeiten des Bauernguts diente, sind noch vorhanden. Gut Feld wird 1609 im Verzeichnis von Haus Unterbach wegen der Zehntabgabe aufgeführt, 1672 mit "Der Hoff auffm Feldt" im Schatz- und Lagerbuch des Amtes Mettmann. Von 1928 bis 1967 wurde es mit einer Nutzfläche von 115 Morgen durch die siebenköpfige Familie Karl Reuter bewirtschaftet. Sie stammte aus Warburg in Westfalen und musste den etwas heruntergekommenen Pachthof zunächst gründlich auf Vordermann bringen.

Die Großfamilie, die zeitweilig von einem Knecht unterstützt wurde, pflanzte an, was der sand- und lehmhaltige Boden hergab: Getreide, Kartoffeln, Kohl und Rüben. Eine wichtige Erwerbsquelle war die Viehhaltung (Kühe, Schweine, Hühner), aber auch die Erträge aus einem stattlichen Bauerngarten und einer Obstwiese dienten der Selbstversorgung. Zum Einsatz kam ein Pferdegespann, später ein Lanz-Bulldog. Schulkinder halfen beim Vereinzeln der Runkelrüben und Einsammeln von Kartoffelkäfern (!). Beim Bau der Autobahn A 3 von Hilden nach Oberhausen (1936) wurde die Hoffläche durchschnitten, wobei vier Morgen Land verlustig gingen. Bereits 1965 kaufte die Entwicklungsgesellschaft Hochdahl (EGH) Haus und Grund von Gut Feld auf, um in Bruchhausen die Ansiedlung von Gewerbe zu ermöglichen. Nach der damaligen Ausweisung im Flächennutzungsplan musste allerdings noch ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan aufgestellt werden.

Das Verfahren begann Anfang der 1980er Jahre und zog sich in die Länge. Im Rat und dem zuständigen Fachausschuss kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Und in der Bevölkerung regte sich Widerstand. 1984 bildete sich die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Hochdahler Feuchtwiesen". In der CDU kam es zu einer Zerreißprobe. Die Jüngeren in der Fraktion lehnten sich gegen die Absicht der Stadtplanung auf mit der Folge, dass die notwendige Mehrheit bei der entscheidenden Abstimmung im Rat (1987) nicht zustande kam und damit die Aufstellung des Bebauungsplanes für Bruchhausen verhindert wurde. 1988 kam es schließlich zur Abspaltung: Es war die Geburtsstunde der unabhängigen Wählergemeinschaft BmU (Bürger mit Umweltverantwortung).Wenn die Absicht der Stadtplaner und der EGH politische Zustimmung gefunden hätte, wären Gut Feld und die Feuchtwiesen restlos verschwunden. Die Sache war in der Tat zwiespältig: Einerseits blieb eine große Landfläche als Puffer zwischen Autobahnen und Wohnungen erhalten, andererseits entstanden Verluste durch Ausfall von Grundstückserlösen und in Folge durch fehlende Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt.

Vielen Hochdahlern ist der aus Vohwinkel stammende Viehzüchter und Markthändler Manfred Heimann noch in guter Erinnerung, der sich jahrelang auf dem verlassenen Anwesen "häuslich" niederließ. Seine Schafe ließ er auf den Bruchhauser Wiesen weiden, so dass das Gras immer kurzgehalten wurde. Heute werden die Flächen als "Naturschutzhof des NSZ Bruchhausen" in ihre Ursprünge zurückgeführt. Gut Feld gehört inzwischen der "Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen" und wird durch das Naturschutzzentrum Bruchhausen, das sein Domizil in der ehemaligen, denkmalgeschützten Schule Bruchhausen hat, auf vielfältige Weise genutzt. Als vorbildlich ist die Arbeit der Biologin Karin Blomenkamp anzusehen, die mit einem Team freier Mitarbeiter und vielen ehrenamtlichen Helfern den Naturschutz mit regem Leben erfüllt. Bruchhausen als urwüchsiger Landschaftsraum mit Höfen und Wiesen ist ein "Gebiet der stillen Erholung durch Naturgenuss und Naturbeobachtung", das wegen seines unschätzbaren Wertes unbedingt erhalten bleiben muss.

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